Heilbronn

Es geht wieder los mit Theater, Museum und Musik

Dank der ersten Lockerungen sind in Heilbronn nun auch wieder vielfältige Kulturveranstaltungen möglich.

04.06.2021 UPDATE: 05.06.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 10 Sekunden
Die Komödie „Mein Freund Harvey“ steht ab 18. Juni auf dem Programm. Foto: Theater Heilbronn

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. Konzerte, Ausstellungen. Festivals. Lesungen, aber auch Jubiläen, wie etwa das 60-Jährige für das Württembergische Kammerorchester (WKO) von Anne-Sophie Mutter und das 30-Jährige von dessen Kammermusikreihe "Unter der Glaspyramide": Was so alles der Corona-Pandemie zum Opfer fiel, ergibt eine inzwischen ellenlange Liste. Wieder möglich sein werden, so sieht es gegenwärtig jedenfalls aus, eine Reihe von Veranstaltungen wie etwa die zum Ludwig-Pfau-Jubiläum, zu "1700 Jahre Jüdisches Leben in Heilbronn" oder der "Theatersommer" der Gruppe "Tacheles und Tarantismus". Auch auf etliche verschobene Veranstaltungen kann man sich wieder freuen, etwa auf den 2020 geplanten "Hyperion" zum Hölderlin-Jahr mit Robert Stadlober; er findet nun beim diesjährigen "Theatersommer" statt.

Es geht also wieder richtig los. Das wird der Stadt und den Menschen guttun, denn eine Lehre aus Corona ist auch diese: Die Leere der Innenstädte, der Läden und Gaststätten, ist für ein Gemeinwesen genauso verhängnisvoll wie die Leere in Theatern und Konzertsälen.

Wenngleich in der letzten Sitzung des Kulturausschusses des Gemeinderates etwa am Beispiel des Theaters Heilbronn zu erfahren war, dass man 1,8 Millionen Euro Einnahmeverluste aus Kartenverkäufen auszugleichen hat, sind das Theater und die Städtischen Museen als Einrichtung der Kommune nicht existenziell gefährdet, so wie es freie Gruppen und "Einzelkämpfer" sind.

Ein Festival wie "Tanz! Heilbronn" vermisst man, kann aber fürs nächste Frühjahr darauf hoffen. Die verheerende Auswirkung des kulturellen Lockdowns auf alle, die sich in der "Freien Szene" bewegen, ohne Absicherung durch einen Arbeitgeber oder Aufträge, das muss noch aufgearbeitet werden. Die Freude daran, dass es wieder losgeht, wird dieses strukturelle Problem nur kurz überdecken.

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Corona zum Trotz: Hinter den Kulissen herrschte ja nicht das Nichtstun. Das WKO gab Online-Konzerte, die von so renommierten Sendern wie dem Deutschlandfunk übertragen wurden, eines davon kam aus der "Experimenta" und hat acht neue CDs eingespielt. Auch beim Theater Heilbronn ruhte der Betrieb nur teilweise, nun kann man hier gleich mit drei Premieren in die Rest-Spielzeit starten. Wenn es die Inzidenz weiter erlaubt, nimmt das Theater Heilbronn den Spielbetrieb am 17. Juni wieder auf. In den ersten zwei Wochen dürfen bis zu 100 Zuschauer in die Vorstellungen kommen; sinken die Zahlen weiter, könnten es ab dem 1. Juli bis zu 250 sein. Der Spielbetrieb findet dann vorrangig von Donnerstag bis Sonntag statt, die Spielzeit endet am 18. Juli. Bis dahin sind insgesamt 33 Vorstellungen geplant. Für den Zutritt gelten die drei "G’s": geimpft, genesen oder gesund.

Los geht es im Komödienhaus mit "How to Date a Feminist", einem frechen Stück für zwei Personen in vielen Rollen über die Liebe in Zeiten der Genderdebatte. Tags darauf, am 18. Juni, kann man im Großen Haus "Mein Freund Harvey" kennenlernen, ein Komödienklassiker der genialen Sorte, in dem ein weißer Hase mit Zylinder nicht nur die Fantasie herausfordert. Mary Case schrieb das Stück zum Ende des Zweiten Weltkrieges, um die Menschen aufzuheitern – das soll es auch jetzt tun. In der "Boxx" ist dann am 19. Juni die Premiere von "Rico, Oskar und die Tieferschatten", ein Kinderkrimi aus der beliebten Reihe "Rico und Oskar" von Andreas Steinhöfel.

So bedeutende Namen wie Degas, Monet, Matisse, Picasso setzen in Heilbronn gerade die Glanzlichter im Museumsbetrieb. Die Ausstellung "Die Modernen kommen" ist ein Glücksfall, aber kein Zufall: "Zehn Jahre Kunsthalle Vogelmann" sind der angemessene Anlass dafür. Die französische Malerei an der Schwelle zur Moderne bildete einst die Grundlage der Sammlung von Lady Florence Phillips (1863–1940), der südafrikanischen Mäzenin, Ehefrau des englischen Minenbesitzers Sir Lionel Phillips. Ihre Sammlung wuchs noch weit darüber hinaus, wird erst jetzt erstmals in Europa gezeigt – mit Heilbronn als einziger Station in Deutschland. Sie konnte glücklicherweise bis zum 1. August verlängert und kann von bis zu 40 Personen gleichzeitig besucht werden.

Ebenfalls wieder zugänglich sind die Ausstellungen im Deutschhof: "Ganz schön vermessen! Heilbronn wiegt und misst" und die zur Silberschmiedin Paula Strauß, die einige Jahre in Heilbronn bei der Firma Bruckmann wirkte und im KZ Auschwitz ermordet wurde.

Auch das Literaturhaus ist nun kein gänzlich geschlossener Ort mehr, respektive nicht mehr nur auf digitale Präsenz angewiesen. Schon am 13. Juni, 11.30 Uhr liest die gebürtige Heilbronnerin Tanja Steinlechner aus ihrem neuen Roman "Die Tänzerin vom Moulin Rouge" auf der Insel-Spitze. In dem Werk wird das Paris der 1880er-Jahre lebendig, mit so bekannten Zeitgenossen wie den Malern Renoir oder Toulouse-Lautrec. Angekündigt sind außerdem für den 15. Juni eine gestreamte Podiumsdiskussion aus dem Literaturhaus zu Ludwig Pfau und Theodor Heuss in Kooperation mit der Reinhold-Maier-Stiftung und für den 18. Juni der erste von drei literarischen Spaziergängen in Kooperation mit dem Heuss-Museum Brackenheim und der VHS.

Und schließlich wird es auch wieder eine Begegnung mit dem WKO geben. Auch wenn das zehnte Miete-Konzert nicht stattfinden kann: Am 22. Juni gibt es als Alternative ein Open-Air mit zwei Konzerten für Horn von Mozart, mit Stefan Dohr als Solist und Case Scaglione als Dirigent. Mit diesem Programm geht das WKO dann auch auf Gastspielreise. Auf dessen Homepage findet sich eine beeindruckende Gratulanten-Schar international renommierter Musiker.

Info: Termine, Veranstaltungen, Zutrittsregelungen, Kartenverkauf etc. unter www.literaturhaus.heilbronn.de; www.museen-heilbronn.de; www.wko-heilbronn.de und www.theater-heilbronn.de 

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