Stuttgart/Eberbach. (sös) Nutzen zahlreiche Lehrkräfte im Land die Corona-Krise, um den Unterricht zu "schwänzen"? Diesen Verdacht äußert Carsten Rees, der Vorsitzende des baden-württembergischen Landeselternbeirats. "Es gibt Lehrer, die haben sich komplett verabschiedet. Die haben diese Situation als bezahlten Urlaub genommen", sagte Rees gegenüber der RNZ. Er bezog sich dabei auf die zahlreichen Beschwerden, die den Elternbeirat von verschiedenen Eltern erreichen. "Manche Lehrer melden sich sporadisch, manche waren praktisch nicht erreichbar während des gesamten Lockdowns. Die sind wie vom Erdboden verschwunden", sagte der Elternvertreter. - "Das sind bestimmt 10 Prozent – wenn ich es vorsichtig schätze."
Zwei Beispiele führt er an: In dem einen Fall habe ein Kind zu Beginn des Lockdowns "so viele Aufgaben bekommen, dass es unter der Last zusammengebrochen ist – und die Lehrkraft hat sich nie wieder gemeldet". Und von einem anderen Lehrer, der nicht erreichbar war, habe eine Mutter schließlich auf Facebook Bilder entdeckt: Offenbar nutzte der Pädagoge die Zeit, um sein Badezimmer neu zu kacheln.
Im Kultusministerium sind entsprechende Beschwerden bekannt. Zahlenmäßig werden diese aber nicht erfasst, so ein Sprecher. Man sehe auch "insgesamt keinen Anlass, die Professionalität und das Engagement der Lehrkräfte zu bezweifeln". Zu berücksichtigen sei auch, dass unterschiedliche Lehrer unterschiedlich intensiv mit den Schülern kommunizieren. Viele Beschwerden rührten daher, dass im direkten Vergleich ein Lehrer engagierter als der andere erscheine.
Gibt es Probleme mit einzelnen Lehrer, empfiehlt das Ministerium, zunächst "freundlich und konstruktiv" ein Gespräch mit dem Klassenlehrer oder der Schulleitung zu suchen: "Die Schulleitung ist weisungsbefugt." Als letzte Option könnten verzweifelte Eltern auch das Schulamt oder das zuständige Regierungspräsidium einbeziehen.
Elternbeiratsvorsitzender Rees empfiehlt diesen Schritt allerdings schon deutlich früher: "Ich sage den Eltern: Bei den Direktoren werdet ihr direkt abgewimmelt. Sie sollen sich lieber gleich direkt an das staatliche Schulamt oder das Regierungspräsidium wenden mit einer Beschwerde über die einzelne Lehrkraft." Einiger Schulleiter schützten Lehrer, die abgetaucht seien, und verwiesen beispielsweise auf den Datenschutz, wenn man um Kontaktdaten bitte. "Das sind Ausreden, das ist Faulheit", so Rees.
Das Ministerium stellt hingegen klar: Ein Recht, eine Telefonnummer eines Lehrers genannt zu bekommen, gibt es in der Tat nicht. "Allerdings müssen Lehrer erreichbar sein – zum Beispiel über das Schulsekretariat", so der Sprecher.