Bald mehr Platz für Frühchen und mehr Privatsphäre
Richtfest für den Neubau an der Kinderklinik: Bessere Bedingungen für Kinder, Ärzte, Pfleger und Eltern ab Ende nächsten Jahres

Draußen regnete es beim Richtfest für die Kinderklinik, drinnen sorgten die kleinen "Bauarbeiter" für Stimmung. Foto: bfk
Heilbronn. (bfk) Gerade haben die SLK-Kliniken die 2000. Geburt im Klinikum am Gesundbrunnen in Heilbronn bekannt gegeben. Nicht alle von ihnen haben einen problemlosen Start in die Welt, mehr als 800 Neugeborene pro Jahr müssen auf der neonatologischen Überwachungsstation und der Kinder- und Neugeborenen-Intensivstation der Kinderklinik behandelt werden. Dies nicht nur mit hoher medizinischer Kompetenz und großem persönlichen Einsatz der Pflegekräfte, sondern auch mit "langem Atem": Die Behandlung von kranken Neugeborenen, besonders aber auch der Frühchen, zieht sich oft über Wochen und Monate hin. Die Neonatologie ist die Fachdisziplin der Kinderklinik, in der Frühgeborene und kranke Neugeborene behandelt werden.
Hintergrund
Rund 3000 Kinder kommen pro Jahr im SLK-Klinikum am Gesundbrunnen auf die Welt. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Frage nach der Zahl der Kaiserschnitte, da diese Form der Geburt stark in die Kritik geraten ist, wenn keine medizinische Indikation dafür vorliegt,
Rund 3000 Kinder kommen pro Jahr im SLK-Klinikum am Gesundbrunnen auf die Welt. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Frage nach der Zahl der Kaiserschnitte, da diese Form der Geburt stark in die Kritik geraten ist, wenn keine medizinische Indikation dafür vorliegt, sondern sie nur auf Wunsch der Mutter stattfindet. Auf Nachfrage sagten die SLK-Kliniken dazu: "Im vergangenen Jahr gab es 2926 Geburten im Klinikum am Gesundbrunnen, davon 700 Kaiserschnitte" - ein Anteil von 23,9 Prozent. Von Januar bis Ende Juli dieses Jahres sind 1763 Kinder in der Heilbronner Frauenklinik geboren worden, davon 406 Kaiserschnitte (22,8 Prozent). Damit liegen die SLK-Kliniken unter dem Bundesdurchschnitt von 31,3 Prozent (Stand 2015). (bfk)
"Wer will fleißige Handwerker sehen", sang nun eine Kindergartengruppe, stilgerecht mit Schutzhelmen und westen ausgestattet, denn nur acht Monate nach dem ersten Spatenstich konnte nun die Kinderklinik Heilbronn Richtfest für einen Neubau feiern, mit dem die neonatologische Überwachungsstation (Station C55) durch einen Neubau erweitert wird. Dadurch erhält die Kinder- und Neugeborenenintensivstation (Station C54) mehr Platz, sie wird die bisherigen Räume der C55 übernehmen.
Hier werde etwas Wertvolles geschaffen, sagte SLK-Geschäftsführer Dr. Thomas Jendges und verwies dabei auch auf die Unterstützung durch die Stiftung "Große Hilfe für kleine Helden", die einen wesentlichen Beitrag zur Ausstattung leistet; man sei durch die Neubauten an den Grenzen der Finanzierung angekommen. Diese Unterstützung besteht in der sozialen Nachsorge, mit gerade wieder aufgestocktem Personalstand, aber auch ganz praktisch durch die Finanzierung neuester Geräte - etwa für eine schonende Beatmung und oder für Ultraschalluntersuchungen - und in der Ausstattung der Zimmer mit Elternbetten.
Für Chefarzt Prof. Peter Ruef, noch im Urlaub, übernahm Leitender Oberarzt Norbert Geier die Information der Gäste. Er erinnerte daran, dass man sich nicht nur auf schöne Räume freue, sondern die Kinderklinik schon einmal, vor zehn Jahren, in ihrer Ausstattung "bundesweit Spitze" war und Richtlinien vorgegeben hat. Das solle sie auch jetzt sein.
Auch wenn sie keine Uniklinik ist, so böte die Kinderklinik doch, abgesehen von einer Kinder-Herzchirurgie, einen vergleichbaren medizinischen Standard. Eine eindeutige Verbesserung der Platzsituation ergibt sich schon daraus, dass die teils drangvolle Enge ein Ende haben und den neuesten Infektionsschutzrichtlinien folgend der Mindestabstand von Inkubatorbetten eingehalten wird. Es wird dann auch bessere Bedingungen für die sogenannte "Kangaroo care" geben, bei der Mutter oder Vater für mehrere Stunden Hautkontakt mit ihrem Frühchen halten können, was viel zu dessen Entwicklung beitragen kann.
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Die Zahl der Betten in der Neonatologie wird dank des Neubaus von 17 auf 28 erhöht, die Plätze in der Intensivstation von 19 auf 21. Bislang gab es auf den Stationen C54/C55 insgesamt 36 Betten in Drei- bis Vierbettzimmern. Auch die Situation hier wird durch den Anbau verbessert. Künftig wird es auf den beiden Stationen insgesamt 49 Betten geben - standardmäßig in Zweibettzimmern und ebenfalls und standardmäßig mit einem Elternbett neben jedem Kinderbettchen.
Das gibt Ärzten und Pflegerpersonal mehr Raum, den Eltern mehr Privatsphäre für die Eltern. Für sie wird es zudem ein Elternzimmer geben und auch ein Stillzimmer kommt hinzu. Insgesamt verfügt die Kinderklinik über 114 Betten, die sich auf sechs allgemeinpädiatrische Stationen verteilen plus Kinderintensivstation. Der Neubau soll in der zweiten Hälfte 2018 bezogen werden. Zu den Kosten wurde beim Richtfest nichts gesagt, beim Spatenstich hieß es dazu, der Neubau werde rund neun Millionen Euro kosten, fünf Millionen sollten vom Land kommen, die "Rest"-Finanzierung vom Träger Stadt- und Landkreis.



