Kinderklinik Heilbronn: Neueste Technik bedeutet Durchatmen für die Kleinsten

Neonatologie erhält aufgerüstete Beatmungsgeräte - Sauerstoffzufuhr wird dabei permanent der Sauerstoffsättigung im Blut des Babys angepasst - Krankenkassen übernehmen diese Kosten nicht

01.04.2016 UPDATE: 02.04.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden

Der Chefarzt der Kinderklinik Prof. Peter Ruef (l.) und Ralf Klenk von der Stiftung "Große Hilfe für kleine Helden". Foto: privat

Von Brigitte Fritz-Kador

"Wir sind an der vordersten Front der Entwicklung" sagt der Heilbronner Unternehmer Ralf Klenk und meint damit die medizinisch-technische Ausstattung der Kinderklinik Heilbronn. Was er nicht sagt, ist, dass diese Tatsache vor allem seiner Stiftung "Große Hilfe für kleine Helden" zu verdanken ist. Klenk hat sie 2009 gegründet, nachdem sein elfjähriger Sohn Markus in Jahr 2000 an Krebs starb. Prof. Peter Ruef, Chefarzt der Kinderklinik, lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass der medizinisch-technische Standard des Hauses auch dadurch dem einer Universitätsklinik entspricht, eben weil man dabei nicht nur auf den "Kostenträger", also die Krankenkassen, angewiesen ist.

Das beste Beispiel dafür ist ein aktuelles: Für 100 000 Euro konnte die Kinderklinik die Beatmungsgeräte für Früh- und Neugeborene mit einer neuen Technik aufrüsten, für die die Krankenkassen nicht aufkommen. Von dem Betrag kamen 88 000 Euro von der Stiftung, 12 000 von den SLK-Kliniken, die dieses Geld für die Wartung der im Einsatz befindlichen Geräte sowieso hätte ausgeben müssen.

So aber steht der Neonatologie am Kinderkrankenhaus der SLK-Kliniken eine Technologie zur Verfügung, die den Frühchen den bestmöglichen Start ins Leben geben kann. Auch wenn es darum geht, dieses Leben sehend zu erleben.

Ganz anders als z.B. bei erwachsenen Patienten, ist für Frühchen und Neugeborene mit Atmungsproblemen die Sauerstoffkonzentration im Blut von weitreichender Bedeutung, u.a. zurückzuführen auf ihren "unreifen" Zustand.

Auch interessant
: Viele Frauen bekommen erst ab dem 35. Lebensjahr Kinder

Ruef erläutert das so: "Wir sind der Stiftung deshalb dankbar und glücklich darüber, dass wir durch die Umrüstung der Geräte auf den neuesten Stand der technischen Entwicklung unsere kleinsten und empfindlichsten Patienten bei der Regelung der Sauerstoffkonzentration noch besser versorgen können. Dies bedeutet eine Minimierung der Schädigung die durch die Beatmung entstehen können." Diese Schädigung, das wissen oft nur die betroffenen Eltern, kann Blindheit bedeuten. Ein zu viel an Sauerstoff kann aber neben den Augen auch das Gehirn und die Lunge von unreifen Kindern schädigen.

Mit der neuen Technik wird die Sauerstoffzufuhr permanent der Sauerstoffsättigung im Blut des Babys angepasst, in der richtigen Dosierung, schnell und schonend, so dass es nicht zu der gefürchteten Überdosierung kommen kann.

Galt früher als "Schallgrenze" der Überlebenschance von Frühgeborenen ein Geburtsgewicht von ca. 1000 Gramm, so hat sich dieses fast halbiert. Mit Erlaubnis der Eltern zeigt Peter Ruef ein kleines Mädchen, das friedlich schlummernd, mit der neuen Atmungstechnik einen besseren Start ins Leben bekommt. Am winzigen Fingerchen ist mit einem kleinen Verband der Sensor befestigt, über den die Sauerstoffzufuhr gemessen, bzw. gesteuert wird.

Im Dämmerlicht der Station, auch bei gedämpfter Lautstärke wird so der Start in Lebens sanft erleichtert. In der Neonatologie der Heilbronner Kinderklinik sind zur Zeit 40 Fachkräfte beschäftigt. Ruef weiß, dass er sich hier in seiner Klinik in einem Grenzbereich bewegt, der auch ethischen Fragen aufwirft, dokumentiert auch in reinen Zahlen: Im Jahr 2015 versorgte die Kinderklinik 70 kleine Patienten, die etwa 1500 Gramm wogen, im Jahr 2010 waren es noch 40. Ihm ist es deshalb auch sehr wichtig festzustellen, dass jedes Neugeborene, d.h. auch dann, wenn es kein Frühchen ist, mit der gleichen Sorgfalt bei auftretenden Problemen betreut wird. Derzeit werden im Jahr rund 800 Neugeborene in der Kinderklinik versorgt.

Diese Versorgung, so sagt es auch Ralf Klenk, ist nicht nur eine Frage der Technik. Auch er weiß, dass Gerätemedizin Pflegern und Ärzten die Arbeit nur erleichtern kann und man dabei immer wieder an die Grenzen des technisch Machbaren stößt, dass aber seine Stiftung den "kleinsten Helden" das Machbare schon deshalb bieten muss, weil dafür kein Kostenträger einsteht.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.