Nach "Ella"-Desaster

Lernplattform soll doch noch kommen

Ministerium sucht neue Anbieter

01.02.2019 UPDATE: 02.02.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 34 Sekunden

Symbolfoto: dpa

Von Axel Habermehl, RNZ Stuttgart

Stuttgart. Neulich zog die SPD-Landtagsfraktion das Thema "Ella" mal wieder in den Bildungsausschuss. In nichtöffentlicher Sitzung erkundigten sich die Schulpolitiker nach dem Sachstand rund um die gescheiterte Einführung einer digitalen Bildungsplattform. "Da kam nicht viel Neues bei rum", berichtete später eine Fraktionssprecherin. Um "Ella" ist Ruhe eingekehrt - jedenfalls an der Oberfläche.

Das war letztes Jahr anders. Monatelang beschäftigte "Ella" die Landespolitik. Im Februar hatte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) das Projekt kurz vor dem Start gestoppt - "aufgrund technischer Probleme seitens unserer Technikpartner", wie sie polterte. Es folgten harte Auseinandersetzungen. Zwischen dem Land als Auftraggeber - in Gestalt der Ministerien für Kultus und Inneres - und dem kommunalen IT-Dienstleister Iteos ging es hin und her. Ständig gab es Zwischenstände, Vorwürfe, Schuldzuweisungen. Im Herbst zog das Land dann den Schlussstrich und kündigte die Kooperation: "Ella" wurde beendet.

Doch am Ziel, eine Bildungsplattform anzuschaffen, hält das Land fest. Gleichzeitig dauert der Streit um das alte Projekt an, gegenseitige Forderungen stehen im Raum. Entsprechend viel los ist hinter den Kulissen.

Der Rechnungshof arbeitet das Scheitern derzeit auf

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Einerseits läuft die Aufarbeitung: Prüfer des Rechnungshofs untersuchen alle beteiligten Institutionen, befragen Mitarbeiter, lassen sich Akten ab 2013 vorlegen. Dazu laufen politische Aufräumarbeiten. Als das Land im Herbst die Zusammenarbeit beendete, forderte die - formal als Auftraggeber fungierende - Landesbehörde BitBW 6,5 Millionen Euro von Iteos zurück, einem kommunalen IT-Verband, an dem das Land übrigens selbst beteiligt ist. Iteos konterte: Der Rücktritt sei unwirksam, "ein Rückzahlungsanspruch besteht nicht", schrieben Vorstände. Im Gegenteil: Das Land habe sich vertragswidrig verhalten, man fordere daher selbst "die noch ausstehende Vergütung für die Einführungsphase in Höhe von EUR 20 Mio." So stehen sich die "Projektpartner" gegenüber.

Das Projekt einer Bildungsplattform ist damit aber nicht eingefroren. BitBW hat, wie man hört, den Markt sondiert: Mehrere Anbieter haben präsentiert, darunter SAP und Microsoft. Einen guten Eindruck hinterlassen haben soll die norwegische Firma "It`s learning". Mit deren Software arbeiten etwa in Bremen 173 Schulen. Auf Anfrage zeigt man sich selbstbewusst: "Wir glauben, dass wir das beste Produkt für die Anforderungen des Landes haben", sagt ein Sprecher. Ihr Lernmanagementsystem lasse sich "entsprechend den Anforderungen des Landes konfigurieren und anpassen".

Das Land scheint seine Anforderungen gerade abzuschmelzen. War "Ella" noch als "eierlegende Wollmilchsau" angelegt, hört man nun aus Koalitionskreisen, bisher vorgesehene Funktionen wie E-Mail-Adressen für alle Schüler oder ein Kalender seien "verzichtbar". Nur eines stehe fest: "Ella" könne die neue Plattform nicht heißen. "Der Name ist verbrannt."

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