Ministerin Eisenmann verärgert über Verzögerungen
Weitere Verwirrung um die Bildungsplattform "Ella" - Ministerin Eisenmann gibt baldigen Start bekannt, der Entwickler widerspricht

Bildungsministerin Susanne Eisenmann (CDU) übt scharfe Kritik an den Entwicklern der Lernplattform "Ella". Foto: dpa
Von Axel Habermehl, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Die Irritationen um "Ella" hören einfach nicht auf: Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) ärgert sich über die jüngste Verlautbarung der Entwickler der Bildungsplattform für Baden-Württembergs Schulen: "Ich finde es etwas unglücklich, solche Signale auszusenden und bei den Schulen falsche Hoffnung zu wecken, dass alles funktioniere und es einen schnellen Start gäbe", sagte Eisenmann am Freitag gegenüber dieser Zeitung.
"Ella" ("Elektronische Lern- und Lehrassistenz") hätte eigentlich im Februar in Testbetrieb gehen sollen, ist aber wegen technischer Probleme bisher nicht einsatzfähig. Stattdessen gibt es teils robuste politische Auseinandersetzungen. Eisenmann bezieht sich nun mit ihrer Kritik auf einen Brief von Stefan Dallinger, den Vorsitzenden des Zweckverbands "Kommunale Informationsverarbeitung Baden-Franken" (KIVBF), der "Ella" entwickelt.
Stefan Dallinger, CDU-Landrat des Rhein-Neckar-Kreises, hatte erst letzte Woche den Mitgliedern des Verbands unter anderem mitgeteilt: "Ich kann Ihnen auch berichten, dass zwischenzeitlich die technischen Ursachen für den Stopp der Produktivsetzung im Februar behoben sind."
Daraufhin schrieb Eisenmanns Amtschefin Gerda Windey an Dallinger eine Mail und schlug vor, wenn das so sei, könne man doch zügig in den Testbetrieb gehen. "Das wäre doch eine hervorragende Gelegenheit, um alle Zweifler zu überzeugen und auch dem Bildungsausschuss vor Augen zu führen, dass das Projekt ella nicht gescheitert ist", schrieb Windey. Ministerin Eisenmann werde deshalb "terminlich nichts unversucht lassen, um die Präsentation der Echtversion von ella zu ermöglichen".
Doch so einfach ist es offenbar nicht. Auf Windeys fünf Sätze kurze Mail antwortete Dallinger mit zwei Seiten. Unter Verweis auf noch laufende Arbeiten, Nachbesserungen und Tests begründet er, warum "eher eine Freischaltung zum Schuljahresbeginn", also im September, ratsam sei. Zwar sei auch eine Freischaltung der Pilotschulen zum Schuljahresende grundsätzlich möglich. "Diese würde aber lediglich den Entwicklungsstand Februar 2018 abbilden." Einige vereinbarte technische Verbesserungen wären so noch nicht Bestandteil einer solchen Freischaltung.
Eisenmann schlussfolgert: "Ich bin Germanistin und traue mir eigentlich zu, den Satz ,Die technischen Ursachen für den Stopp sind behoben‘ so zu interpretieren, dass da wenig Spielraum bleibt. Aber der Satz ist offenbar doch interpretierbar." Sie warte nun auf eine für nächste Woche angekündigte Stellungnahme von KIVBF.
Unterdessen hat die von der Großen Koalition geplante stärkere Bundesförderung für die Digitalisierung der Schulen und mehr Ganztagsangebote im Bundesrat eine Kontroverse ausgelöst. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) kritisierte die dafür vorgesehenen Grundgesetzänderungen am Freitag scharf. Sie seien "süßes Gift" für die Länder und gefährlich, auch weil es die Mitwirkung der Landtage schwäche. "Mit dieser Aushöhlung des Föderalismus muss Schluss sein", forderte Kretschmann. Andere Bundesländer begrüßten die geplante Grundgesetzänderung.



