Stadt Heilbronn hebt Lockerungen wieder auf
Sieben-Tage-Inzidenz war an drei Tagen in Folge über 50. Das Gesundheitsamt rechnet mit einem weiterhin anhaltenden Anstieg.

Heilbronn. (rnz) Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 62,4 liegt der Stadtkreis Heilbronn deutlich unter dem Landesdurchschnitt mit 74,7. Dennoch hat der Wert seit Samstag die Marke 50 an drei Tagen in Folge überschritten. Da das Infektionsgeschehen diffus ist, also nicht auf einzelne Infektionsherde zurückzuführen ist, schreibt die Corona-Verordnung des Landes vor, die jüngsten Lockerungen der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus wieder aufzuheben.
Von diesem Mittwoch, 17. März, an gelten deshalb auch in der Stadt Heilbronn wieder Einschränkungen für den Einzelhandel. Geschäfte dürfen nur nach vorheriger Terminabsprache öffnen ("Click & Meet"). Auch Museen und Galerien können nur nach vorheriger Terminbuchung besucht werden. Ebenso ist der Betrieb von Sportanlagen und Sportstätten eingegrenzt. Musik-, Kunst- und Jugendkunstschulen dürfen nur Online-Unterricht anbieten.
"Ich bedauere diese Entwicklung für unsere tüchtigen Einzelhändler, die sich größtenteils vorbildlich an die Regeln gehalten haben. Gleichzeitig hoffe ich, dass die Kunden das ab Mittwoch geltende Kaufangebot auf der Basis von Click & Meet annehmen", sagte Oberbürgermeister Harry Mergel. Er und der Leiter des Städtischen Gesundheitsamts, Dr. Peter Liebert, sind intensiv im Austausch und rechnen mit einem weiteren Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz bis weit in den April hinein. Das Gesundheitsamt sei darauf vorbereitet, sagt Liebert. Noch in dieser Woche würden drei Bundeswehrsoldaten zusätzlich in der Kontaktpersonennachverfolgung eingesetzt; aktuell helfen sechs Soldaten im Gesundheitsamt aus.
Die Möglichkeit einer "bereinigten Inzidenz" schließt OB Mergel derzeit aus. Die Corona-Verordnung sieht diese zwar grundsätzlich vor, allerdings setzt sie "ein größeres, klar abgegrenztes singuläres Ausbruchsgeschehen" voraus. "Würde die Stadt die Inzidenz bereinigen, indem sie die größte Häufung aus der Fallzahl herausrechnet, läge die aktuelle Sieben-Tage-Inzidenz immer noch über 50", erklärte Liebert.
Derzeit gibt es in Heilbronn eine Häufung von Infektionen in einer Kindertagesstätte, in der das Virus bei zehn Kindern und Erzieherinnen nachgewiesen wurde. Zudem nehmen die Infektionen mit der hoch ansteckenden englischen Virus-Variante weiter zu. Mergel kritisierte erneut, dass politische Regelungen, die sich allein an der Inzidenz festmachen, der Sachlage nicht gerecht würden. "Im Gegensatz zu den Wellen im Frühjahr 2020 und auch zu Weihnachten 2020 hat sich bis heute einiges verändert", sagte er.
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Ein großer Teil der besonders gefährdeten Menschen, beispielsweise in Alten- und Pflegeheimen, sei mittlerweile geimpft und die Testkapazitäten enorm erweitert worden. Entscheidende Bedeutung hätten auch die Situation der medizinischen Versorgung, insbesondere die Lage auf den Intensivstationen, sowie die Leistungsfähigkeit der Gesundheitsämter in der Kontaktpersonennachverfolgung. "Die Sieben-Tage-Inzidenz ist in ihren Auswirkungen auf die medizinische Versorgung heute anders zu bewerten als im Jahr 2020", begründet der OB.
Sollte die Inzidenz an fünf aufeinander folgenden Tagen wieder unter 50 liegen, lässt die Corona-Verordnung wieder Öffnungsmöglichkeiten zu. Sollte die Inzidenz an drei Tagen in Folge auf über 100 ansteigen, treten weitere Einschränkungen in Kraft. Mergel erwartet von der an diesem Mittwoch erneut tagenden Runde der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten eine Anpassung der gegenwärtigen Regeln.



