Weindorf-Bilanz verwässert, Stimmung gut
Umsatz und Besucherzahlen um 15 Prozent gesunken - Weiterhin ein "Weißweindorf" - Neuerungen wurden gut angenommen

Das treue Stammpublikum des Weindorfes lässt sich vom Regen kaum abschrecken, dennoch verwässerte das durchwachsene Wetter dem größten Weindorf der Region die Bilanz: Statt der erwarteten 250 000 Besucher kamen "nur" 225 000. Foto: bfk
Von Brigitte Fritz-Kador
Das Heilbronner Weindorf hat in diesem Jahr spürbar unter dem schlechten Wetter gelitten: Statt der erhofften und üblichen 250.000 Besucher kamen nur rund 225.000, und so wie die Besucherzahlen ging auch der Umsatz um 15 Prozent zurück. Dennoch schauen die Weindorfmacher nicht nur auf die verwässerte Bilanz. Sie betonten vielmehr, dass die Stimmung ausgesprochen gut und friedlich war, es keine unliebsamen oder sicherheitsrelevanten Vorfälle gab, was Polizei und Deutsches Rotes Kreuz ebenfalls bestätigten. Die Polizeipräsenz war hoch und unübersehbar.
Besucherzahlen zu definieren, ist schwer; Indikatoren dafür sind neben dem Umsatz auch die vom Flaschendienst eingesammelten Flaschen. Dieser - er wird ehrenamtlich betreut - ist auch im Hinblick darauf erfolgreich, dass man nicht Abend für Abend ein "Scherbengericht" vorfindet, wie in zurückliegenden Jahren.
Neben Ostern haben im Herbst, und damit zur Weindorfzeit, die Heilbronner Hotels die höchsten Buchungsraten, das touristische Angebot zum Weindorf, unter anderem thematische Weinführungen durch die Heilbronner Weinberge wie auch Stadtführungen, sei gut angenommen worden, heißt es bei der Heilbronn Marketing GmbH (HMG). Das Publikum kam aus einem Umkreis von etwa 200 Kilometern. Luft nach oben gibt es noch bei den Weindorf-Führungen mit Weinproben durch einen Wengerter. Am Preis (und am Angebot) kann es nicht liegen - vielleicht eher daran, dass es dieses Angebot erst seit zwei Jahren gibt.
Andere Neuerungen sind auf gute Resonanz gestoßen, etwa die zweite Möglichkeit, neben Italienisch nun auch Schwäbisch zu essen. Der Stand mit Fingerfood, Wraps und Burgern kam ebenfalls gut an, und auch der der "Weinpiraten", die vor allem junges Publikum ansprechen wollten. Auch wenn sich die Organisatoren verstärkt um dieses bemühen, will man weiterhin ein Fest für alle Generationen bleiben - abhängig von der Tageszeit überwiegen nachmittags und am frühen Abend die älteren Besucher, je später es wird, desto jünger sind die Weindorfgäste dann auch.
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Weitere Neuerungen sollen, auch dabei will man bleiben, behutsam erfolgen, lediglich zum 50. Jubiläum in drei Jahren - das Heilbronner Weindorf war eines der ersten im Land - hat man sich einiges davon vorgenommen. Wengerter Martin Heinrich, stellvertretender Vorstand des Mitveranstalters Verkehrsverein Heilbronn sagt, dann werde man es "richtig krachen lassen", auch wenn es dabei bleiben soll, dass es ein Weindorf zum Wandeln entlang der "größten Probiertheke der Region" bleiben soll.
Was man sowohl bei HMG wie auch beim Verkehrsverein besonders betont: Man habe ein treues Stammpublikum, dass sich vom Regen kaum habe abschrecken lassen. Gut angekommen ist bei Veranstaltern und Publikum, dass man zur festlichen Eröffnung wieder auf den Rathausbalkon zurückgekehrt ist. Oberbürgermeister Harry Mergel hatte es wohl als "demokratischen Akt" gesehen, nicht "von oben herab", sondern mehr auf Augenhöhe das Fest zu eröffnen. Aber das Rathaus als Kulisse ist ebenso unschlagbar wie unaustauschbar.
Regenwetter hin oder her - das Weindorf ist ein Weißweindorf: Weiß- und Roséweine machten zwei Drittel des Umsatzes aus. Das nächste Weindorf findet vom 6. bis 16. September statt, die Frage, ob man, nachdem jetzt schon feststeht, dass der Jahrgang keine großen Mengen hat, an der Preisschraube drehen wird, beantwortet Martin Heinrich damit, dass er das nicht erwarte, aber auch die Weindorfbesucher wüssten, dass Qualität ihren Preis habe.



