Heilbronn

SLK-Kliniken erstmals seit Jahren im Minus

Patientenrückgang konnte vor allem wegen der Umstrukturierung in Brackenheim noch nicht aufgefangen werden

26.04.2018 UPDATE: 27.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden

Der Umzug von Innerer Medizin und Chirurgie an die Heilbronner Gesundbrunnen-Klinik hat im vergangenen Jahr am Standort Brackenheim zu einem deutlichen Patientenrückgang geführt. Foto: Armin Guzy

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. Erstmals seit Jahren haben die SLK-Kliniken ein Minus in ihrer Bilanz zu verzeichnen. Bei einem Gesamterlös für 2017 von rund 346 Millionen Euro beträgt es 8,7 Millionen Euro. Die rote Zahl kommt nicht unerwartet: Die SLK-Kliniken haben bewegte Zeiten hinter sich, die Bautätigkeit und infolge davon eine interne Umstrukturierung. Diese soll zu einer höheren Wirtschaftlichkeit und eine "Leistungsentwicklung" führen. SLK-Geschäftsführer Thomas Jendges: "Nach diesen Einmaleffekten in 2017 erwarten wir für 2018 ein deutlich besseres Ergebnis. 2019 werden wir wieder eine ausgeglichene Bilanz für die SLK-Kliniken erreichen."

Jendges Aussage ist insofern mutig, als sich die gerade erzielten Lohnabschlüsse nach den Tarifverhandlungen auf der Kostenseite niederschlagen werden. Und falls der Gesetzgeber, wie seit Langem gefordert, den Pflegeschlüssel zugunsten von Patienten und Personal verbessert, hat auch das wirtschaftliche Folgen. Zudem fordert die Gewerkschaft Verdi seit Monaten, "dass die Gelder der Krankenversicherten vollständig für die Krankenversorgung eingesetzt werden, und nicht in Baustellen fließen."

Was die Bautätigkeit der SLK-Kliniken betrifft, gibt es als aktuelle Großbaustelle "nur" die Kinderklinik/Neonatologie; der zweite Bauabschnitt des Klinikums am Gesundbrunnen ist in Planung, Baubeginn soll noch Mitte dieses Jahres sein. An der Finanzierung des Bauabschnittes I waren noch die SLK-Kliniken mitbeteiligt.

Ob Kliniken überhaupt wie ein Wirtschaftsunternehmen eine ausgeglichene Bilanz vorlegen müssen beziehungsweise sogar, wie in den letzten Jahren noch der Fall, Gewinne erzielen sollen, ist für ideologische Auseinandersetzungen ein weites Feld. Dass die Träger gerne Gewinne sehen, ist unbestritten, für Patienten zählt die Versorgung und Behandlung. Insgesamt 71.000 Patienten wurden an den vier SLK-Standorten im Jahr 2017 stationär versorgt, 175.000 Patienten nahmen die SLK-Kliniken ambulant in Anspruch.

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Ein Teil der Umstrukturierung galt den defizitären Standorten Brackenheim und Möckmühl, letzterer gehört nicht mehr zu den SLK-Kliniken. In der Mitteilung der SLK-Kliniken zu Jahresbilanz heißt es dazu: "Der Umzug der Abteilungen Innere Medizin und Chirurgie an den Gesundbrunnen hatte am Standort Brackenheim einen deutlichen Patientenrückgang zur Folge. Dieser konnte trotz gestiegener Patientenzahlen im Klinikum am Gesundbrunnen wegen der zeitgleichen Inbetriebnahme des Neubaus nicht vollständig kompensiert werden." Jendges geht davon aus, dass die SLK-Kliniken in diesem Jahr am Standort Gesundbrunnen eine größere Steigerung der Patientenzahlen verzeichnen werden. Im Klinikum am Plattenwald waren es schon im vergangenen Jahr rund fünf Prozent beziehungsweise 600 Patienten zusätzlich.

Doch auch wenn Jendges sagt, es freue ihn, dass die neuen Kliniken nach der Anlaufphase "sehr gut angenommen werden", sind doch Patienten verloren gegangen oder müssen zurückgewonnen werden. Gerade das Klinikum am Gesundbrunnen hat, isoliert betrachtet, bislang immer Gewinne erzielt. Doch 2017 gab es hier seit Jahren erstmals ein Minus von 2,4 Millionen Euro, Möckmühl hatte ein ähnlich hohes von 2,7 Millionen und Brackenheim (vor der Umstrukturierung) von rund 4,2 Millionen. Nur für das Klinikum am Plattenwald gab es eine schwarze Zahl: 651.000 Euro. Eine Umsatzsteigerung bedeutet eben nicht automatisch eine Gewinnsteigerung: Lag im Jahr 2013 am Gesundbrunnen der Umsatz noch bei 194 Millionen, so betrug er 2017 rund 247 Millionen Euro.

Interessant ist auch der Blick auf die Patientenzahlen im Hinblick auf Einzugsgebiete, in dem nach Klinikangabe etwa eine halben Million Menschen leben, und damit auch auf den Wettbewerb unter den Kliniken. Bei den Standorten Gesundbrunnen und Brackenheim kamen 51 Prozent der Patienten aus dem Landkreis, 31,8 aus dem Stadtkreis, 4,4 Prozent aus dem Hohenlohekreis und drei Prozent aus dem Neckar-Odenwald-Kreis. In die Häuser Plattenwald und Möckmühl kamen 76 Prozent der Patienten aus dem Landkreis und aus Heilbronn-Stadt, aus dem Neckar-Odenwaldkreis immerhin 8,5 Prozent.

Die Aussagekraft solcher Zahlen ist auch Interpretationssache. Nachdem es nur noch am Gesundbrunnen eine Gynäkologie gibt, kommen dort auch nur noch "kleine Heilbronner" zur Welt. Was medizinisch begründbar ist, ist das eine. Das andere sind gewachsene Bindungen. Wie drückte es doch ein waschechter Öhringer Patient am Heilbronner Gesundbrunnen aus: "Ein Öhringer geht nie nach Künzelsau ins Krankenhaus. Wenn er muss, dann halt nach Heilbronn!"

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