Heilbronn

OB Mergel für zweite Amtszeit verpflichtet

Die Stadtgesellschaft und die Strahlkraft Heilbronns stärken.

01.05.2022 UPDATE: 02.05.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 47 Sekunden
Herbert Tabler (SPD), der dienstälteste Heilbronner Stadtrat, verpflichtete Oberbürgermeister Harry Mergel für seine zweite Amtszeit. Foto: Stadt Heilbronn

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. Regierungspräsidentin Susanne Bay (Grüne) kam nicht mit leeren Händen zur zweiten Amtseinführung von Oberbürgermeister Harry Mergel nach dessen Wiederwahl am 6. Februar. Sie brachte aus Stuttgart eine Förderzusage über 4,8 Millionen Euro für die neue Buga-Brücke mit.

Reichlich Lob gab es von Innenminister Thomas Strobl, dem anderen Heilbronner in Stuttgart. Bay, Strobl und Mergel kennen sich seit Jahrzehnten, auch aus dem Gemeinderat, Bay und Mergel auch von den Gaffenbergfreizeiten und -festivals. Strobl und Mergel verbindet eine über Jahrzehnte gehende, oft hart ausgefochtene, auch ideologische Konkurrenz: Sie kennen sich seit 30 Jahren, 27 gemeinsame Jahre als Stadträte inklusive. Umso bemerkenswerter ist, dass Strobl in seiner Lobrede auf Mergel daran erinnerte, wie beide gemeinsam auf der Rathaustreppe heulten, als ihnen beim ersten Mal der Einzug in den Gemeinderat der Stadt nicht gelungen war.

Dafür war dann die Rathaustreppe Schauplatz für die Aktion, die Mergels Wiederwahl schon vor dem 6. Februar absicherte. Das Fotoshooting von dort zeigt ihn mit dem "Wahlbündnis" für ihn, ein Vorgang, den man so noch nicht im Lande kannte: Nicht nur die eigenen Genossen (das Wort fiel nur ein einziges Mal beim Festakt), auch die Fraktionen der CDU, der Grünen, der FDP und der Freien Wähler unterstützten ihn.

"Mit Dankbarkeit und Demut, und noch immer mit gehörigem Respekt vor der Größe dieser Aufgabe, gehe ich nun in meine zweite Amtszeit", sagte Mergel. Es war das erste Mal, dass man sich im Großen Ratssaal, diesem "Ort der Demokratie", wie ihn Mergel seit jüngstem bezeichnet, wieder versammeln konnte. Das Innere des "Hufeisens" war mit Ehrengästen gut besetzt: Amtsvorgänger Helmut Himmelsbach, Amtskollegen (unter anderem Steffen Hertwig aus Neckarsulm) und Landrat Norbert Heuser, Amtsleiter und Vorsitzende von Verwaltungen und Institutionen, Vertreter der Wirtschaft und der Gewerkschaft, der Kirchen und der Kultur, selbstredend auch der Schwarz-Stiftung, auch der eine oder andere "Spezi" aus dem privaten Umfeld und auch fast alle Stadträte waren da. Ein Novum war, dass mit Torsten Reinhart erstmals auch ein Vertreter des Personalrates sprach.

Auch interessant
Heilbronn: Weiterhin ein "dunkler Tag" für Heilbronn
Heilbronn: "Aufrechter Kommunist" und Held Heilbronns
Gender Daten Report: Frau sein in Heilbronn und was Zahlen dazu sagen
Heilbronn: Vorerst keine Partnerschaft mit Novorossijsk

Spannender als das Was und Wer war dann doch das Wie, nicht nur die sehr persönlichen Äußerungen von Strobl, der die schon in der ersten Amtszeit erfolgten "außerordentlichen Innovationen" heraushob, mit dem Ortsschild "Universitätsstadt" und der Buga. Bemerkenswert dabei: Strobl nutzte die Gelegenheit zu einem klaren Statement für das gerade aktuell gewordene Thema Schleusenausbau: Auch wenn er mit keinem anderen mehr gestritten habe, als mit Verkehrsminister Winfried Herrmann (Grüne), so sei er sich hier völlig einig mit ihm: Keine Sanierung mit aufschiebender Wirkung, sondern ein Ausbau, um den Neckar auch für große Containerschiffe schiffbar zu machen. Das sei "hochökologisch". Mergel fordert er dazu auf, sich hier "an die Spitze der Bewegung zu setzen".

Bay, von der Stadtratskollegin zur Kommunalaufsicht geworden, zeigte sich kundig auf vielen Feldern, auch dem des Fußballs: Sie spielte auf den Hobbyfußballer Mergel an, als sie ihn als "Allrounder" im Mittelfeld bezeichnete, aber auch als jemand, der mal hinten verteidigt. Ihrer Aufzählung von Verdiensten und künftigen Aufgaben fügte sie die Feststellung hinzu: "Aufbruchstimmung braucht es mehr denn je!"

Mergel griff das auf: "Unser Anspruch muss es bleiben, jeden Tag ein bisschen besser zu werden!" Was er vorhat, das hörte sich unter anderem so an: "In keiner deutschen Stadt von vergleichbarer Größe wird so ambitioniert in die Zukunft investiert wie in Heilbronn" – das mit dem Zusatz, dass das Geld dafür nicht nur von der Landesregierung kommt, sondern auch von der Schwarz-Stiftung. Mergels schmerzliche Erinnerung daran, dass 1967 die letzte Universität des Landes nicht an Heilbronn, sondern an Ulm vergeben wurde, war der Kontext dazu.

Die Aussichten und Vorhaben für die nächsten acht Jahre Amtszeit listete er so auf: Klimaschutz, Mobilitätswende, Gesundheitsversorgung, Wohnbau (500 neue Wohnungen pro Jahr), die Stadtgesellschaft stärken, und auch die Strahlkraft Heilbronns. Zum Ausbau der "Wissensstadt" sagte er, auch im Hinblick auf den KI-Innovationspark und neu gewonnene Erkenntnisse zur Vernetzung durch Digitalisierung im Stadtentwicklungsprozess, dass er "alle wichtigen Akteure an einen Tisch holen und gemeinsam die Stadtkonzeption 2030 auf den Prüfstand stellen werde. Diese Ziele und Strategien sollen an die gewandelten Rahmenbedingungen angepasst und dabei auch "unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger ins Boot geholt werden."

Die musikalische Begleitung am Klavier kam von den Musikschülerinnen Charlotte-Florentine und Berenike-Matthea Piatscheck. Den unkonventionellen Schlusspunkt setzte, auf Wunsch Mergels, Dr. Sven J. Körner, einer der führenden Forscher zum Thema Künstliche Intelligenz, der erst kürzlich zur Eröffnung der Programmierschule "42 Heilbronn" hier war, mit unkonventionellen Denkanstößen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.