Das Barthel-Haus soll ein neuer Identifikationspunkt für die Stadt werden
Neues und altes Leben im einstigen Bekleidungshaus - Es steht auf historischem Grund

Hinter der markanten Ecklösung des Barthel-Hauses soll Neues entstehen. Foto: B. Fritz-Kador
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Eine Heilbronner Institution über Jahrzehnte, das war das "Bekleidungshaus" Barthel. Hier kaufte "mann" seine Anzüge zu Hochzeiten und Beerdigungen, zur Konfirmation und Kommunion, für den Abschlussball und das Vorstellungsgespräch, und "frau" fand hier zwar nicht den allerletzten Schrei aus Paris, aber doch ein solides Modeangebot. Beliebt war Barthel deshalb auch besonders bei der Landbevölkerung.
Das ist lange vorbei, und seit Jahresende bietet der markante und unübersehbare Block aus der Nachkriegszeit nahe dem Kiliansplatz nur noch einen traurigen Anblick. Die gute Nachricht ist: Das Schicksal des Wollhauszentrums droht ihm nicht. Dank privater Investoren soll hier Neues entstehen. Die Planungen sind so weit, dass man sie in absehbarer Zeit den Fraktionen, dem Bauausschuss und dem Gemeinderat voraussichtlich zunächst nichtöffentlich vorstellen wird.
Nach dem Niedergang des Familienbetriebes, wurde "der Barthel" , so nennt man das Haus bis heute, von Mode-Krauss weitergeführt, bis auch dieses Unternehmen 2006 Konkurs anmelden musste. Der folgende Versuch der Besitzerfamilie, das Haus als Kaufhaus weiterzuführen, blieb ein Zwischenspiel, ebenso der letzte Wiederbelebungsversuch durch ein anderes familiengeführtes Unternehmen. Er endet zum Jahreswechsel - diesmal nicht wegen des mangelnden Erfolges, wie es heißt, sondern wegen der Perspektivlosigkeit des Hauses.
Spricht man mit dem Architekten Franz Josef Mattes, den die Investoren mit dem Projekt beauftragt haben, fällt in dem Zusammenhang als erstes das Wort "Brandschutz" - ein Wort wie ein Todesurteil. Ob man das Gebäude, das mit seinen markanten, spitzwinkeligen Ecklösungen architektonisch an das weltberühmte "Chile-Haus" in Hamburg erinnert, schon als ein "Denkmal" der Nachkriegszeit sehen darf, ist strittig. Hier etwas Neues entstehen zu lassen, würde der Innenstadt aber guttun. Klara- und Kilianstraße waren bis in die 1990er-Jahre hinein belebte und beliebte Einkaufstraßen.
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Mattes, der auch die Geschäftshäuser am Kiliansplatz geplant hat, bei denen Vorgaben der Investoren von der Stadt abgenickt wurden, die man heute energischer hinterfragen würde, sieht in einem neuen "Barthel" die Chance, diesem Areal wieder das Leben zurückzubringen, es zu einem Identifikationspunkt der Innenstadt zu machen, auch mit einer auflockernden Wirkung für das gesamte Quartier. Dazu will er vor allem die markante Ecke zum Kiliansplatz hin besonders betonten. Als Nutzung sind Wohnen, Büroraum und Gewerbeflächen vorgesehen. Für letztere bot das Haus zuletzt 2000 Quadratmeter. Es ist ein altbekanntes Manko, dass in Heilbronn große Flächen für den textilen Einzelhandel fehlen.
Ein Name, der in diesem Zusammenhang immer wieder fällt, ist Peek&Cloppenburg. Auch als Stadtinitiative-Vorstand Thomas Gauss kürzlich und anlässlich der Fortschreibung des "Masterplans Innenstadt" sagte, dass er, würde er von Investoren nach Empfehlungen für den Neubau von Ladenflächen gefragt werden, an erster Stelle Heilbronn benennen würde.
Das Haus, seine Substanz und auch der Untergrund wurden bereits geprüft. Mattes bestätigt als erwartbar, was von einem kundigen Heilbronner zu hören war, der Gelegenheit hatte, in die Katakomben des Hauses vorzudringen. Dort finden sich noch Reste alter Stadtbebauung. Peter Wanner vom Stadtarchiv sagt, das Barthel-Haus steht teilweise auf dem Areal des früheren Klara-Klosters. Hier habe man schon im Vor-Vorjahrhundert die Kirche des Klosters abgerissen und viel gebaut. Dass es nun doch mögliche Reste gibt, stößt auf Interesse.
Architekt Mattes spricht unter anderem von einem Gewölbekeller, auf dessen mögliche historische Substanz keine Rücksicht genommen wurde, als man hier Lüftungsanlagen einbaute, aber auch von vielen kleinteiligen "Resten" in einem zerklüfteten Labyrinth, die schwer zuzuordnen seien. Das Haus wird eine Tiefgarage erhalten, die städtischen Vorgaben zur Vorhaltung von Parkraum sind hier besonders strikt. Ob man hier tatsächlich auf ein bisher unbekanntes Stück Stadtgeschichte stoßen wird, wird sich zeigen. Der örtliche Denkmalschutz ist erst dann gefragt, wenn ein Bauantrag vorliegt.



