Neue Probleme mit Heilbronner Wollhaus

Zwangsversteigerungsverfahren gegen einen der Eigentümer

"Schandfleck" bleibt während der Bundesgartenschau 2019 stehen

09.06.2017 UPDATE: 10.06.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden

Der siebengeschossige Turm ist seit Jahren eingerüstet. Das Gerüst soll nun zwar abgebaut werden, das Gebäude bleibt aber voraussichtlich während der Bundesgartenschau stehen.

Von Brigitte Fritz-Kador

Die Lisker Lisker Weiss GbR in Frankfurt ist ein nicht unbedeutender Miteigentümer des Heilbronner Einkaufszentrums "Wollhaus". Gegen sie ist nun ein Zwangsversteigerungsverfahren eingeleitet worden, dies auf Antrag einer Gläubigerbank. Das Verfahren ist in Heilbronn anhängig, denn es geht um das Wollhauszentrum. Für die Vermarktung des Objekts hatte die vielfältig im Immobiliensektor tätige Lisker Lisker Weiss GbR die "Wollhaus Lisker Lisker Weiss GbR" eintragen lassen. Die Stadt Heilbronn ist nach Auskunft des Rathauses nicht an dem Verfahren beteiligt, sie hat, wie berichtet, ihre Besitzanteile am Wollhauszentrum im Frühjahr an die Strabag AG veräußert.

Schon im Mai waren in Heilbronn Gerüchte aufgetaucht, dass Lisker seine Anteile am Wollhauszentrum verkaufen wolle. Diese Gespräche hatten aber, wie ein Insider wissen will, eher "spekulativen" Charakter. Das passt, denn seit geraumer Zeit konnte man den Eindruck gewinnen, dass das Wollhauszentrum längst zu einem Spekulationsobjekt für Immobilienfonds geworden ist. Nachdem diese in den Großstädten kaum mehr Anlagemöglichkeiten finden, konzentrieren sie sich immer mehr auf Mittelzentren, Städte wie Heilbronn.

Gegen das Zwangsversteigerungsverfahren ist, wie der Vizepräsident des Heilbronner Amtsgerichts Eberhard Nietzer bestätigt, Einspruch eingelegt worden. Zur Dauer des Verfahrens wollte er sich nicht äußern.

Damit gibt es um die mitten in der Stadt gelegene Großimmobilie, zuletzt oft als "Schandfleck" bezeichnet, eine zweite juristische Auseinandersetzung. Im November 2016 war die Stadt vor dem Verwaltungsgericht Mannheim unterlegen, es ging dabei um eine Satzungsänderung zur Sanierung des in die Jahre gekommenen Betonklotzes, bei der sich die Miteigentümer einer Frankfurter und dänischen Investorengruppe gegenüber der Strabag AG im Nachteil sahen - die Strabag hält mit über 80 Prozent den Löwenanteil an der Immobilie. Die beiden Interessenten verfolgen unterschiedliche Konzepte zur Zukunft des Einkaufszentrums. Die dänische Investorengruppe K/S Heilbronn Tyskland, und Stefan Zimmermann, Projektentwickler bei Jones Lang LaSalle Retail Asset Management GmbH (JLL), zuvor Gründer von Acrest, bei dem das Wollhauszentrum schon im Portfolio war, wie auch bislang Judka Lisker präferieren einen Umbau, die Strabag AG - hier ist man sich mit der Stadt einig - einen Abriss und Neubau.

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Die jüngste Heilbronner Entwicklung erinnert sehr an die Vorgänge um das Böblinger Kaufzentrum, wo schon 2010 das Amtsgericht Stuttgart für das der Lisker Singer Weiss GbR gehörende Teileigentum Zwangsverwaltung angeordnet hatte, dies auf Veranlassung der schwedischen SEB-Bank als Gläubiger - auch beim Wollhauszentrum heißt es, man sei wegen ausbleibender Mieteinnahmen den Verpflichtungen nicht nachgekommen. Seither gibt es ein juristisches Gezerre um die Böblinger Immobilie, da dort, wie nun auch in Heilbronn, Einspruch gegen die Zwangsverwaltung erhoben wurde. Ein solcher kann ein Verfahren auf Jahre hinauszögern. Kommt es allerdings zur Zwangsversteigerung, hätte die Strabag AG Bieterchancen.

Der siebengeschossige Turm ist wegen der bröckelnden Fassade seit fünf Jahren eingerüstet, die Kosten dafür betragen 5000 Euro pro Monat. Dieses Gerüst soll nach einer vorläufigen Fassadensicherung nun aber abgebaut werden. Der Turm ist bis auf wenige Ausnahmen fast vollständig "entmietet", nicht viel besser sieht es mit dem Bereich für Ladengeschäfte aus.

Noch Anfang des Jahres hatte sich Oberbürgermeister Harry Mergel hoffnungsvoll geäußert, dass man in diesem Jahr eine Lösung finden werde. Danach sieht es nun aber nicht aus, in den zwei Jahren bis zur Buga wird sich zumindest baulich nichts tun. Denn eines will man noch weniger in Heilbronn: An dieser Stelle zu dieser Zeit eine Großbaustelle.

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