Gemeinderat stimmt zu

Heilbronn gibt Gelände an die Josef-Schwarz-Schule

Schwarz-Stiftung kann internationale Privatschule im Neckarbogen bauen - Baubeginn soll 2021 sein

01.03.2020 UPDATE: 02.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 41 Sekunden
Das Fruchtschuppenareal war während der Bundesgartenschau ein Anziehungspunkt für die Besucher. Nun soll es zum Gelände der privaten Josef-Schwarz-Schule werden. Foto: Armin Guzy

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. Normalerweise braucht es für die Ansiedlung einer privaten Schule keiner Genehmigung durch die Stadt. Aber was ist schon "normalerweise", wenn es sich dabei um ein – weiteres – Bildungsprojekt der Schwarz-Stiftung, also um eine weitere "Josef-Schwarz-Schule" handelt, in der nach dem Phorms-Prinzip unterrichtet wird. Das heißt: Internationalität, Zweisprachigkeit und Ausrichtung auf das Heranziehen künftiger Eliten, ohne weltanschaulichen "Überbau", beziehungsweise ohne Wertekanon wie bei Konfessionsschulen, Waldorf- oder Montessori-Schulen.

Normalerweise wird vom Gemeinderat der Stadt jeder Schulbau begrüßt. Dass es bei der nunmehr genehmigten Josef-Schwarz-Schule überhaupt zu einer Diskussion kam, sowohl zu deren Notwendigkeit als auch dem Standort, lag nicht zuletzt an der Hartnäckigkeit der Grünen und dem Umstand, dass diese Schule auf städtischen Gelände errichtet wird: auf dem sogenannten Fruchtschuppen-Areal.

Hintergrund

Phorms-Schulen sind deutsch-englische Privatschulen mit Kita, Grundschule, Gymnasium oder Sekundarstufe. Es gibt sie in Berlin, Hamburg, Heidelberg, München, Frankfurt und Neckarsulm.

Laut Selbstdarstellung sollen Kinder und Jugendliche hier lernen, die Welt zu

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Phorms-Schulen sind deutsch-englische Privatschulen mit Kita, Grundschule, Gymnasium oder Sekundarstufe. Es gibt sie in Berlin, Hamburg, Heidelberg, München, Frankfurt und Neckarsulm.

Laut Selbstdarstellung sollen Kinder und Jugendliche hier lernen, die Welt zu verstehen "in ihrer kulturellen und sprachlichen Vielfalt, in ihren lokalen Besonderheiten und globalen Zusammenhängen. Jedes Kind darf anders sein – deshalb fördern wir individuelle Talente und Interessen."

Träger auch der Josef-Schwarz-Schule ist die Bildungsorganisation Phorms Educatuion mit Sitz in Berlin, die Heilbronner/Erlenbacher Schule wird von der Schwarz-Stiftung unterstützt. 2006 entstand die erste Phorms Schule in Berlin, der Name leitet sich von dem Begriff "Metamorphose" ab. 2011 erhielten die Schulen den Status der staatlich anerkannten Ersatzschule und die Genehmigung für das Gymnasium.

Das Schulgeld wird nach dem Einkommensteuerbescheid der Eltern vom jeweils vorletzten Jahr berechnet. Vor zehn Jahren berichtete das "Handelsblatt", dass Phorms-Schulen als "kostspieliges Projekt" und wegen "aufwändiger Förderung" in wirtschaftlichen Schwierigkeiten waren, Standorte wurden geschlossen. Vorsitzender des Verwaltungsrates heute ist Dr. Mathias Boehringer vom Chemiekonzern Ingelheim-Boehringer. (bfk)

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Bestätigt wurde das vor und während der Buga nie offiziell, auch wenn es die Spatzen von den Dächern pfiffen, dass die Lagerhalle nach der Buga einer Josef-Schwarz-Schule Platz machen werde. Susanne Bay, Fraktionsführerin der Grünen, brachte es auf den Punkt: "Der Prozess hin zur heutigen Debatte um die Ansiedlung einer internationalen Schule in privater Trägerschaft auf einem städtischen Grundstück ist – freundlich gesagt – kein guter. Deshalb hatte ich dieses Mal große Mühe, den Inhalt vom Prozess zu trennen, und so ging es meiner gesamten Fraktion." Und nicht nur der Fraktion, sondern auch einigen anderen Stadträten, wie weitere Wortmeldungen zeigten, in denen dann auch viel von "Bildungsgerechtigkeit" die Rede war.

Oberbürgermeister Harry Mergel erinnerte daran, dass Heilbronn die führende Rolle in der Bildung innehat, und Agnes Christner als zuständige Bürgermeisterin verwies darauf, dass der Bau dieser Schule konform gehe mit dem im Entstehen begriffenen neuen Schulentwicklungsplan. Das unterstreichen einige bemerkenswerte Sätze in der Gemeinderatsdrucksache: "Für die international agierenden Wirtschaftsbetriebe ist jedoch eine verstärkte Internationalität im schulischen Angebot erforderlich. Die Nachfrage, beziehungsweise der Bedarf sind damit unstrittig vorhanden."

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Zur Fortschreibung der Schulentwicklungsplanung gebe es besonderen zusätzlichen Bedarf an Grundschulplätzen durch das veränderte Wahlverhalten für die weiterführenden Schularten heißt es weiter. Und wenig später: "Aufgrund der Vielzahl von anstehenden Sanierungsvorhaben im Schulbereich sieht die Stadt Heilbronn zudem keine Möglichkeit, die bereits in der Stadtkonzeption 2030 verankerte Schule mit internationalem Schwerpunkt selbst zu bauen und zu betreiben." Die Josef-Schwarz-Schule in Heilbronn soll nach der Eingangsstufe (letztes Kindergartenjahr) etwa 320 Schüler haben, eine Grundschule, für die dreigängige Sekundarstufe als Gemeinschaftsschule (bis Klasse zehn) rechnet man mit 400 Schülern, und bei der zusätzlichen Gymnasialen Oberstufe (mit Internat und zusammen mit der bereits bestehenden Josef-Schwarz-Schule in Erlenbach) mit den Klassen elf bis 13 mit rund 300 Schülern.

Privatschulen kosten Geld. Mit einer speziellen Festlegung wird versucht, den Wind aus den Segeln zu nehmen, wenn es um die Begründung des bevorzugten Standortes Neckarbogen und die Überlassung des Grundstückes geht: "Der Wohnsitz Neckarbogen wird als Aufnahmekriterium für die Josef-Schwarz-Schule" mit aufgenommen. Bei Interesse an der Aufnahme durch Familien, die dort wohnen, werden "bei Bedarf" Lösungen in Bezug auf das Schulgeld angeboten."

Wie weit die Verzahnung oder auch die Kooperationen der Bildungseinrichtungen der Stiftung mit denen der Stadt geht, zeigt schon die Tatsache, dass die Schüler der benachbarten Dammgrundschule – sie ist seit Jahren im Sanierungsstress – ihr Mittagessen in der Mensa des benachbarten Bildungscampus einnehmen können. Hier wird es bereits ab September interimsweise eine Grundschule geben.

Bay betont in ihrer Stellungnahme im Gemeinderat, dass es auch von den Grünen eine grundsätzliche Zustimmung zu der geplanten Schule gebe, vor allem nach Gesprächen mit der Stiftung. Sie sagte aber auch: "Dass wir heute hier öffentlich die Ansiedlung der Schule debattieren, ist wiederum der gemeinderätlichen Initiative in Ausschüssen zu verdanken. Die Menschen in Heilbronn hätten sicher ordentlich gestaunt, wenn da plötzlich ohne irgendeine öffentliche Gremienbefassung eine Schule gestanden wäre. Das wäre garantiert nicht im Sinne einer Transparenz von Entscheidungen gewesen."

Ein wenig zum Stauen war aber auch, dass unmittelbar nach der fast einstimmigen Abstimmung und noch im Ratssaal die im Vorgriff schon ausformulierte, passende Pressemitteilung der Schwarz-Stiftung verteilt wurde, in der es gleich zu Beginn heißt: "Nach erfolgreichen Gespräche mit der Stadt Heilbronn möchte die Dieter Schwarz Stiftung und der Bildungsträger Phorms Education die neue Josef-Schwarz-Schule Heilbronn im Neckarbogen ansiedeln." Die notwendige Projektentwicklung wird nun vorangetrieben. "Der Baubetrieb wird für 2021 angestrebt", heißt es.

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