Düngemittel-Unglück

Jagst-Rettung kostet weitere Millionen

Der Neckar-Zufluss war im Sommer 2015 vergiftet worden – Fischbestand auf 25 Kilometern starb

11.12.2018 UPDATE: 12.12.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 12 Sekunden

Im Sommer 2015 waren die Helfer gefordert: Nach einem Brand war illegal gelagerter Dünger in die Jagst gelangt. Foto: W. Kastl

Stuttgart. (lsw) Um das bei einem Düngemittel-Unglück schwer geschädigte Flüsschen Jagst wieder gesund zu bekommen, muss nach Angaben von Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) noch einmal eine zweistellige Millionensumme investiert werden. Gut drei Millionen Euro wurden seitens des Landes über das Aktionsprogramm Jagst bereits ausgegeben, wie Untersteller am Dienstag in Stuttgart mitteilte. "Ein Vielfaches von dem wird (aber) noch nötig sein, um das Ökosystem Jagst als wiederhergestellt bezeichnen zu können."

Im Sommer 2015 war nach einem Mühlenbrand in Kirchberg mit dem Löschwasser massenhaft illegal gelagerter Mineraldünger in den Neckar-Zufluss gespült worden. Der Fischbestand auf rund 25 Kilometern Flusslänge wurde nahezu komplett vernichtet.

> Umbau: Um Fische aus nicht geschädigten Flussabschnitten in die 2015 nahezu toten Regionen wandern zu lassen, wurden etliche der laut Untersteller 80 Hindernisse wie Wehranlagen im Fluss abgebaut. Zudem wurden Neben- und Altarme der Jagst wieder freigebaggert und Kiesinseln aufgeschüttet. Inzwischen kämen die Fische zurück, sagte Untersteller. Die gewünschte Zuwanderung aus anderen Flussabschnitten bleibe aber noch aus.

> Schutz: So ein Brand lasse sich vielleicht nicht immer verhindern, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), die katastrophalen Folgen wie an der Jagst dagegen schon. Daher seien schon und würden alle Betriebe kontrolliert und informiert, die Düngemittel in Flussnähe lagern. Über 300 solcher Lager seien überprüft worden - und bei etlichen Defizite festgestellt worden.

Laut einem Gutachten soll die Schuld vor allem beim Mühlenbesitzer liegen, der illegal Mineraldünger in Flussnähe lagerte. Zudem soll die Feuerwehr Dichtkissen nicht richtig befestigt haben, wodurch das verseuchte Löschwasser in die Jagst fließen konnte.

Auch interessant
Düngemittel-Unglück in der Jagst: Zwei Jahre nach Fischsterben Folgen an der Jagst weiter feststellbar
Düngemittel-Unglück in der Jagst: Ein Jahr nach der Jagst-Katastrophe: Noch viele kranke Fische
Düngemittel-Unglück in der Jagst: Jagst soll wieder "ökologisches Juwel" werden
Düngemittel-Unglück in der Jagst: Umweltkatastrophe: In der Jagst gibt’s fast kein Leben mehr
Düngemittel-Unglück in der Jagst: Nach Großbrand fließt Ammoniumnitrat in den Neckar

Juristisch ist der Fall noch nicht abgeschlossen. Zwar hat das Amtsgericht Langenburg auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl in knapp fünfstelliger Summe gegen den Mühlenbetreiber erlassen. Allerdings wurde von dem Gericht ein Strafbefehl gegen einen jungen Mann wegen fahrlässiger Brandstiftung abgelehnt. Auf Beschwerde der Staatsanwaltschaft wird sich demnächst wohl das Landgericht Ellwangen mit der Jagst befassen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.