Drogenkonsum Heilbronn

Starker Anstieg bei Cannabis-Missbrauch

Die Behandlungszahlen in Kliniken haben sich im Landkreis Heilbronn von 2015 bis 2019 jährlich um 4,2 Prozent erhöht.

11.08.2021 UPDATE: 12.08.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 30 Sekunden
Immer mehr Menschen in der Region Heilbronn konsumieren Cannabis-Produkte. Die Behandlungszahlen wegen Drogenmissbrauchs steigen in den Kliniken daher stark an. Symbolfoto: AOK

Heilbronn. (rnz) Laut Robert-Koch-Institut ist Cannabis die weltweit am häufigsten genutzte illegale psychoaktive Droge. Im Suchtbericht der Bundesregierung aus dem Jahr 2020 heißt es, dass 46,4 Prozent der 18- bis 25-Jährigen schon einmal Cannabis probiert haben. Eine statistische Erhebung belegt diese Zahlen: 3,7 Millionen Deutsche – das sind 7,1 Prozent der Bevölkerung – nahmen im Jahr 2018 Cannabis-Produkte wie Marihuana, Hasch, Hanf oder Gras zu sich.

Im Landkreis Heilbronn lässt sich die Entwicklung anhand der Behandlungshäufigkeit verfolgen: Waren 2015 hier noch 173 AOK-Versicherte wegen Cannabis-Missbrauchs in ärztlicher Therapie, so waren es 2017 schon 207 und 2019 insgesamt 225. Im Stadtkreis Heilbronn entwickelten sich die Zahlen im gleichen Zeitraum von 127 auf 181.

Obwohl sich nur ein geringer Prozentsatz der Konsumenten wegen erheblicher gesundheitlicher Einschränkungen in Therapie befindet, lässt diese Zahl doch deutlich die Dimension des Problems erkennen. Von 2015 bis 2019 sind die Behandlungen von AOK-Versicherten im Landkreis Heilbronn wegen Hasch-Konsums im Schnitt um jährlich 4,2 Prozent gestiegen, im Stadtkreis waren es sechs Prozent.

Kurz vor der Bundestagswahl haben die Parteien die Legalisierung dieser Droge zum Wahlkampfthema gemacht, obwohl sich zahlreiche Mediziner dagegen aussprechen. Dr. Hans-Peter Zipp, Kinder- und Jugendarzt bei der AOK Baden-Württemberg warnt: "Chronischer Gebrauch von Cannabis kann zu anhaltendem Verlust des Erinnerungsvermögens, Aufmerksamkeitsstörungen und schlechter intellektueller Leistung führen.

Der Konsum kann abhängig machen, und es werden vermehrt Schizophrenie und psychische Episoden beobachtet." Laut RKI sind die unmittelbaren Risiken des Konsums von Cannabis in erster Linie psychischer Natur. Problematisch sei die partielle Unvorhersehbarkeit von massiven Beschwerden. Herzrasen, Übelkeit und Schwindel können sich einstellen. Statt Euphorie entstehen Angst und Panikgefühle. Psychotische Symptome wie Verwirrtheit und Verfolgungsideen sind möglich. Neben Beeinträchtigungen von Konzentration und Lernfähigkeit haben Wissenschaftler auch Halluzinationen und Persönlichkeitsstörungen nachgewiesen. Langzeitkonsumenten laufen Gefahr, massive hirnorganische Schäden zu erleiden. Dem kurzfristigen Höhenflug folgt häufig ein langanhaltender Absturz.

Auch interessant
Rauschgift: BKA: Drogenhandel Tummelplatz für organisierte Kriminalität
: Ein Cannabis Social Club für Heidelberg?
Auswirkung der Pandemie: UN: Nachfrage nach Cannabis und Sedativa gestiegen

Die Sucht nach der Psycho-Droge kann überwunden werden. "Hier ist es hilfreich, Strategien einzusetzen, die auch bei Stress hilfreich sind wie beispielsweise Hobbys nachzugehen, Sport zu treiben, Entspannungsübungen zu machen oder Freunde treffen. Die Hauptsache ist hierbei, aktiv zu sein in Dingen, die Spaß machen, und Neues auszuprobieren", rät Zipp.

Hilfesuchenden in Heilbronn stehen der Soziale Dienst der AOK sowie die Suchtberatungsstellen mit Rat und Tat zur Seite. Individuelle Beratung und Kontakt zu Selbsthilfegruppen gibt es telefonisch unter 07131 / 639374 oder per E-Mail an barbara.welle@bw.aok.de; sämtliche Kontaktdaten der Suchtberatungsstellen im Stadt- und Landkreis Heilbronn findet man unter www.heilbronn.de/leben/gesundheit/suchthilfe/suchtberatungsstellen

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.