Buga 2019

Florales Feuerwerk endet mit leichtem Plus

Die Bundesgartenschau schließt am 6. Oktober nach 173 Tagen ihre Pforten - Besucherzahlen liegen über den Erwartungen

27.09.2019 UPDATE: 28.09.2019 06:00 Uhr 3 Minuten, 9 Sekunden

Die Konzeption und das "halbjährige florale Feuerwerk" in Heilbronn habe die Messlatte für künftige Bugas sehr hoch gelegt, sagte Jochen Sandner, Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschaugesellschaften (r.). OB Harry Mergel und Hanspeter Faas (li.) hörten’s gerne. Foto: Guzy

Von B. Fritz-Kador und A. Guzy

Heilbronn. Es ist Tag 164, und an 152 Tagen war der oder die Unbekannte da. Was den vermutlich in Heilbronn lebenden Dauerkarteninhaber an den restlichen Tagen von einem Besuch der Bundesgartenschau abgehalten hat, ist nicht bekannt. Sicher aber ist, dass er Buga-Geschäftsführer Hanspeter Faas gestern zu einem zufriedenen Lächeln bei der Abschlusspressekonferenz veranlasst hat. Denn der Unbekannte ist Teil einer stattlichen Schar von 2,3 Millionen Besuchern, die bis zum letzten Öffnungstag am 6. Oktober noch erwartet werden - mit einer Prognose von 2,2 Millionen hatten Faas und sein Team die Veranstaltung eröffnet. Und auch wenn er nach wie vor betont, es gehe nicht um 100.000 Besucher mehr oder weniger, sondern um den Wohlfühlfaktor für die, die kommen, wertet er die Zahl dann doch als "Zeichen, dass das Konzept gestimmt hat".

Inwieweit sich der Andrang und die mit fast 95.000 sehr hohe Zahl an Dauerkarteninhabern (Heilbronn hat 125.000 Einwohner) auf die finanzielle Bilanz der Buga ausgewirkt hat, ist noch nicht ausgerechnet. Im Durchführungsetat der Buga GmbH sind 44,5 Millionen Euro ausgewiesen; der darin enthaltene Anteil der Stadt, der das erwartete Defizit decken soll, liegt bei zehn Millionen Euro. Oberbürgermeister Harry Mergel ging gestern fest davon aus, dass man in diesem Rahmen bleibt: "Wir werden weder Kredite aufnehmen noch andere Projekte zurückstellen müssen."

Hintergrund

> Rund 5000 Veranstaltungen waren angekündigt, letztlich durchgeführt waren es weitaus mehr, es gab Musik, Tanz, Sport, Unterhaltung, Theater und Vorträge an rund 100 Punkten. Man feierte Woodstock und hörte Schlager, 10.000 Teenies konnten ihr Idol Wincent Weiß erleben;

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> Rund 5000 Veranstaltungen waren angekündigt, letztlich durchgeführt waren es weitaus mehr, es gab Musik, Tanz, Sport, Unterhaltung, Theater und Vorträge an rund 100 Punkten. Man feierte Woodstock und hörte Schlager, 10.000 Teenies konnten ihr Idol Wincent Weiß erleben; es kamen Literatur-Stars wie Dennis Scheck, Rainer Moritz und Oliver Maria Schmitt. Publikumsmagnet waren die fünf Serenaden und acht Aufführungen von Mozarts "Gärtnerin aus Liebe" des Württembergischen Kammerorchesters. Mit acht Monumentalskulpturen aus der Sammlung von Reinhold Würth und der Ausstellung "Transformation einer Stadtlandschaft" mit 23 Werken kam auch die bildendende Kunst nicht zu kurz, und die Kirchen boten einen stark frequentierten Garten als Oase der Ruhe und "Erinnerung an die Schöpfung als Geschenk Gottes". (bfk)

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Das Zweieinhalbfache dieses erwarteten Defizits haben Buga-Besucher laut Faas übriges in Heilbronn gelassen. Die Pflanze "Statistik" wurde von dem 71-köpfigen Kernteam der Buga so hingebungsvoll gepflegt wie Blumen, Stauden und Daueranlagen. Und sie besagt, dass die Besucher der Heilbronner Großveranstaltung ihr Portemonnaie deutlich öfter zückten oder vielleicht auch einfach größere Scheine zogen. Denn statt den üblichen zwölf bis 15 Euro bei Bundesgartenschauen gab in Heilbronn jeder Besucher zusätzlich zum Eintritt im Schnitt 36 Euro aus - zwölf davon außerhalb des Geländes. Unterm Strich macht das mehr als 27 Millionen Euro, die an Heilbronner Einzelhändler und Gastronomen flossen.

Das wiederum freut Steffen Schoch, den Leiter der Heilbronn Marketing Gesellschaft. "Die Buga war keine Konkurrenz, sondern eine Bereicherung", bilanzierte er. Außerdem habe sie gezeigt, was den Leuten an Heilbronn gefällt: "Daran werden wir weiterarbeiten." Zudem ist Schoch zuversichtlich, dass dank der Großveranstaltung in diesem Jahr die Marke von 400.000 Übernachtungen in den Hotels und Pensionen Heilbronns überschritten wird: Die Halbjahresbilanz weise bereits ein Plus von 25 Prozent aus.

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Der nun gefeierte Erfolg, der nebenbei - auch das blieb nicht unerwähnt - die Messlatte für die Buga 2023 in Mannheim ziemlich hoch hängt, war allerdings alles andere als von vornherein selbstverständlich. Nicht alleine wegen des Wetters, das jeder Langzeitveranstaltung die Bilanz verhageln kann - für Heilbronn war dies im Mai der Fall -, sondern wegen des Wagnisses "Stadtausstellung". Die Heilbronner Buga war die erste, die auf einem (neu) bebauten und von inzwischen mehr als 500 Menschen in 23 Häusern bewohnten Gelände stattfand. "Das war ein Experiment", sagte Faas. Aber es habe keinerlei Konflikte gegeben, dafür aber sehr viel Anerkennung von vielen Seiten für die Idee und ihre Umsetzung. "Die Buga Heilbronn 2019 zeigt mehr als alle anderen Bugas bisher, dass sie ein ausgezeichnetes Instrument ist, um Dinge zu bewegen, die sonst mit großer Wahrscheinlichkeit nicht möglich gewesen wären", betonte Faas.

Und dass 98 Prozent der befragten Besucher angegeben haben, sie seien sehr oder zumindest zufrieden mit der Veranstaltung, "macht mich schon ein bisschen stolz", bekannte Faas. Außerdem aus der Bilanz: Die Verweildauer der Besucher betrug im Schnitt sechs Stunden, neben den gärtnerischen Beiträgen kamen auch Kunst und Spielplätze gut an, und auch die Gastronomie sei laut Faas "aller Unkenrufe zum Trotz positiv bewertet worden". 70 Prozent der Besucher kamen aus Baden-Württemberg, zwei Prozent aus dem Ausland, vor allem aus der Schweiz oder aus Luxemburg. Am besten Tag wurden 47.000 Besucher gezählt, und die regelmäßigen Wassershows waren unbestritten einer der großen Publikumsmagneten unter den insgesamt 5000 Einzelveranstaltungen. Einzig die Erwartungen an das Anreiseverhalten haben sich nicht erfüllt: Trotz attraktiver Vergünstigungen bei öffentlichen Verkehrsmitteln, kamen 60 Prozent der Besucher mit dem Auto und weitere 18 Prozent mit Reisebussen.

Wie breit der Rückhalt für die Buga in der Stadtbevölkerung war, lässt sich nicht nur an den 12.000 Arbeitsstunden ablesen, die Ehrenamtliche vom Buga- Freundeskreis geleistet haben, sondern an dem vielfältigen Zuspruch quer durch alle Generationen und die "neue Leichtigkeit" in der Stadt, die OB Mergel ausgemacht haben will. Für ihn war die Buga außerdem "ein Katalysator und leistungsstarker Motor für die Stadtentwicklung", durch den eine Industriebrache in einen neuen Stadtteil, den "Neckarbogen", verwandelt wurde. Und auch wenn die Drehzahl nach der Buga etwas zurückgefahren und manches wieder abgebaut wird: "Am Floßhafen werden auch weiterhin Kinder spielen", betonte Mergel, und: "Dieser Erfolg ist wohl langfristig unermesslich." Dafür wurden aber auch rund 144 Millionen Euro in Daueranlagen und Infrastruktur investiert; das Land schoss davon 56 Millionen Euro zu.

Bemerkenswert ist auch eine andere Zahl: Insgesamt 700 Hektoliter Wein wurden an die Besucher ausgeschenkt - in etwa die gleiche Menge, wie an heißen Tagen für die Bewässerung der Pflanzen benötigt wurde. Beides sorgte wohl dafür, dass weder Besucher noch Pflanzen die Köpfe hängen ließen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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