Kita-Elternvertretung vor der Gründung
Kita-Eltern bekommen eine neue Organisation. Angestoßen wurde es von einer Initiative aus den Corona-Jahren.

Von Axel Habermehl, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Am 25. Mai 2020 wurde an den Kitas in Baden-Württemberg aus der "Erweiterten Notbetreuung" eine "Eingeschränkte Regelbetreuung". Für einige Monate durften, nach einem rollierenden System, wieder mehr Kinder mehr Zeit in ihrer Tagesstätte verbringen. Doch der Alltag Hunderttausender Familien in dieser von der Covid-Pandemie aufgeschreckten Zeit blieb noch über Monate und in unterschiedlichem Ausmaß eingeschränkt.
An diesem Montag Ende Mai geschah etwas mit nachhaltigen Folgen für das System der frühkindlichen Bildung und Betreuung im deutschen Südwesten: Aus einer Initiative engagierter Eltern heraus, die sich seit Anfang 2020 vernetzt und organisiert hatten, gründete sich die "Landeselternvertretung baden-württembergischer Kindertageseinrichtungen" – ein provisorisches Gremium, um Interessen und Rechte von Kita-Eltern gegenüber Politik und Einrichtungsträgern zu vertreten.
Denn während das Schulgesetz einen Landeselternbeirat (LEB) vorsieht, sind Kita-Eltern bisher landesweit nicht vertreten. Zwar gibt es Beiräte und auch Gesamtelternbeiräte (GEB) für mehrere Einrichtungen eines Trägers pro Ort. Aber eine Landes-Repräsentanz mitsamt der Legitimation der gesetzlichen Verankerung fehlt.
Das ändert sich gerade. Angeschoben von den rührigen Eltern, die inzwischen nach eigenen Angaben rund 70 GEB vertreten, darunter alle Großstädte, plant Grün-Schwarz eine Institutionalisierung. Beide Landtagsfraktionen bestätigen das Vorhaben, die Verwaltung arbeitet an der Umsetzung.
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Man sei mit der bisherigen Landesvertretung der Kita-Eltern "in einen Austausch über die Ausgestaltung eines ,Landeselternbeirats‘ eingetreten", teilt ein Sprecher von Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) mit. "In diesen Austausch soll auch noch der Landesverband baden-württembergischer Kindertagespflege einbezogen werden." Es sei beabsichtigt, das Kindertagesbetreuungsgesetz entsprechend zu ändern.
Die Absicht ist auch mit Geld hinterlegt. Um eine Geschäftsstelle im Ministerium aufzubauen, sind im Ende 2022 verabschiedeten Doppelhaushalt für dieses und kommendes Jahr knapp 93.000 Euro sowie eine halbe Personalstelle vorgesehen.
"Die gesetzliche Verankerung ist vorerst eines unserer wichtigsten Ziele", sagt Claus Mellinger vom Vorstand der bisherigen Landeselternvertretung. "Wir rechnen damit, dass es noch im Frühling dieses Jahres soweit ist", hofft der Vater aus Reutlingen.
Bedarf zum Austausch ist vorhanden. Verglichen mit den Schulen, wo – diesseits des privaten Sektors – Land und Kommunen alle Einrichtungen tragen und das Land das Personal beschäftigt, ist die Lage an Kitas komplexer. Kommunen und Kirchen sind die großen Träger, aber auch zig private Anbieter sind am Markt.
Zudem ist der Zeitraum für elterliches Engagement bei Kitas in der Regel kürzer. Auch sind viele Eltern kleiner Kinder gut ausgelastet, bei Elternbeiratswahlen stehen Bewerber selten Schlange.
Zu besprechen gibt es viel: Der Personalmangel steigt, Betreuungsstrukturen sind vielerorts am Limit, Einrichtungen fahren ihr Angebot zurück. Große Kita-Träger prägen die – auch unter Eltern kontrovers diskutierte – Debatte um Standard-Absenkungen wie vergrößerte Gruppen bisher in ihrem Sinne.