"Brennpunktschulen" bekommen mehr Geld
Die Schulämter erhalten zusätzlich jeweils bis zu 265.000 Euro. Der Budget darf flexibel eingesetzt werden.

Von Axel Habermehl, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Die Landesregierung von Baden-Württemberg treibt eines ihrer wichtigsten Bildungsprojekte für die laufende Legislaturperiode voran. Drei Schulämter in verschiedenen Landesteilen bekommen mehr Geld, um Grundschulen mit sozial schwächeren Schülerschaften personell besser auszustatten.
Zur "Erprobung einer sozialindexbasierten Ressourcensteuerung" erhalten die Ämter in Biberach, Lörrach und Tübingen Budgets zwischen 200.000 und 265.000 Euro. Das geht aus einem Brief von Daniel Hager-Mann, Amtschef von Kultusministerin Theresa Schopper (beide Grüne), an Schulämter und Regierungspräsidien hervor. Insgesamt werden demnach 691.625 Euro aus dem Kultushaushalt zur Verfügung gestellt, heißt es in dem Schreiben, das zu Schuljahresbeginn versandt wurde und dieser Zeitung vorliegt.
Mit dem Geld können Schulen zusätzliche Lehrer beschäftigen, wenn sie welche finden. Sie dürfen aber auch andere "Dienstleistungs-, Werk- oder Arbeitsverträge mit Dritten als fachliche Unterstützung von außen" schließen, schreibt Hager-Mann. In anderen internen Papieren ist von "externen Fachkräften" oder "fachlicher Unterstützung von außen" die Rede.
Ausgewählte Schulen dürfen Bedarfe dafür selbst definieren. Neben Angeboten aus dem pädagogisch-fachlichen Feld kämen auch "Angebote im sozial-emotionalen Bereich wie Ergo- und Lerntherapie, Naturpädagogik, Heil- und Musikerziehung, etc. in Betracht".
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In diesem Schuljahr sollen Ämter und Schulen also nach Ermessen agieren können. Denn belastbare und einheitliche Grundlagen, um einzuschätzen, welche Schule eine besonders sozial schwache oder schwierige Klientel hat, gibt es bisher nicht.
Das dem Ministerium unterstelle "Institut für Bildungsanalysen" erarbeitet deshalb einen "vorläufigen Sozialindex". Er soll noch dieses Jahr fertiggestellt und ab kommendem Schuljahr angewandt werden. Die Erprobung ist insgesamt auf vier Jahre angelegt. Eine "Entscheidung über das weitere Vorgehen mit Blick auf eine landesweite Einführung" plant Schopper laut den Unterlagen für das Schuljahr 2025/2026.
Das Projekt steht im Koalitionsvertrag von Grünen und CDU. Dort ist es als "echte Innovation für mehr Bildungsgerechtigkeit" angekündigt. Andere Bundesländer haben bereits ähnliche Programme. Der Zusammenhang zwischen Elternhaus und Bildungschancen eines Kindes gilt als eines der größten Probleme im deutschen Bildungswesen.



