BaWü-Check

Geringverdiener leiden unter Preisanstieg

Laut einer Umfrage sind 65 Prozent der Bevölkerung stark bis sehr stark belastet - Benzin und Lebensmittel wichtigste Indikatoren. Es gibt Sorge wegen Klimaschutzkosten.

16.11.2021 UPDATE: 17.11.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden

Von Sören S. Sgries

Heidelberg. Steigende Preise und die Folgen der Bundestagswahl: Das waren die zentralen Themen des aktuellen "BaWü-Checks", der Umfrage der baden-württembergischen Zeitungsverlage. Im Zeitraum vom 28. Oktober bis zum 8. November befragte das Institut für Demoskopie Allensbach 1020 repräsentativ ausgewählte Baden-Württemberger.

> Spürbarer Preisanstieg: Laut Statistischem Bundesamt lag die Inflationsrate im Oktober bei 4,5 Prozent – und im Alltag merken die Befragten, dass sie durch Preissteigerungen belastet werden. 65 Prozent spüren das stark oder sehr stark. Besonders bei niedrigen Haushaltseinkommen macht sich das bemerkbar. Hier gaben drei von vier Befragten an, sie seien deutlich mehr belastet.

> Benzinpreis als Indikator: Quer durch die Bevölkerung sind es vor allem die gestiegenen Benzin- und Dieselpreise, die sich im Geldbeutel besonders bemerkbar machen. 71 Prozent der Befragten spürten hier die zusätzliche Belastung. Dann folgten Heizung, Strom und der Lebensmitteleinkauf. Aufschlussreich ist hier die Unterscheidung nach Einkommen: Wer wenig Geld zur Verfügung hat, leidet vor allem unter den gestiegenen Lebensmittelpreisen (76 Prozent) und Stromkosten (74 Prozent). Der Benzinpreis – vielleicht mangels eigenem Auto – spielt hier hingegen nur für 61 Prozent eine besondere Rolle.

> Skepsis beim Klimaschutz: Die Erwartung, dass Maßnahmen gegen den Klimaschutz eine große finanzielle Belastung mit sich bringen werden, hat die Mehrheit der Befragten (51 Prozent). Dass die Belastung "Weniger groß" sein werde, sagen 31 Prozent. Keinerlei Belastung erwarten nur 4 Prozent. Auffällig: Wer schon jetzt von Preissteigerungen besonders betroffen ist, erwartet auch durch den Klimaschutz besonders hohe Mehrkosten: Der Anteil derjenigen, die hohe Kosten erwarten, liegt hier bei 68 Prozent. Die Zahlungsbereitschaft ist aber gering: Nur 26 Prozent der Befragten zeigten sich bereit, entsprechende Klimakosten zu tragen – 53 Prozent lehnen das ab.

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> Dem Verbrennungsmotor treu: Gegen den Abschied von Autos mit Benzin- oder Dieselantrieb sträuben sich die Baden-Württemberger: 56 Prozent lehnen ein Verbrennerverbot ab 2030 ab, nur 25 Prozent sind dafür. Tendenziell hängt man auf dem Dorf noch stärker an den erdölbasierten Kraftstoffen: Hier sind 61 Prozent gegen ein frühes Verbrennerverbot, 18 Prozent dafür.

> Wohlhabend ab 100.000 Euro: Wer ein monatliches Einkommen in dieser Höhe hat, gilt für 38 Prozent der Befragten als wohlhabend. Die Grenze bei 200.000 Euro setzen 30 Prozent der Befragten, bei 500.000 Euro 13 Prozent.

> Unzufrieden mit der Bundestagswahl: 47 Prozent hätten sich ein anderes Ergebnis gewünscht. Zufrieden sind nur 36 Prozent.

> Renten sichern: Das gilt 65 Prozent der Befragten wichtigste Aufgabe der neuen Bundesregierung. Danach folgt "für bezahlbaren Wohnraum sorgen" (58 Prozent), die Stärkung des Gesundheitssystems (57) und der Umwelt- und Klimaschutz (55, siehe auch Grafik oben).

> Landes-SPD profitiert kaum: Auch wenn mit Olaf Scholz wohl ein Sozialdemokrat der nächste Bundeskanzler sein wird: Die SPD wird überwiegend kritisch beurteilt – und im Südwesten noch kritischer als bundesweit. So sagen 25 Prozent, die SPD im Bund gefalle ihnen – in Baden-Württemberg sind es nur 17 Prozent. Kritisch sehen die Partei 37 (Bund) bzw. 42 Prozent (Land). Und auch bei den eigenen Parteianhänger hat die Bundes-SPD den deutlich besseren Ruf: 74 Prozent sind zufrieden, nur 6 Prozent unzufrieden. Im Land ist das Verhältnis 54:15.

> Ampel im Aufwind: Gefragt nach den Regierungswünschen in Baden-Württemberg, verliert Grün-Schwarz an Zustimmung, die Ampel hingegen gewinnt dazu. 31 Prozent finden die aktuelle Regierungskoalition gut, das sind vier Prozentpunkte weniger als im Juni 2021. Die Ampel aus Grünen, SPD und FDP legte im gleichen Zeitraum auf 41 Prozent um zehn Punkte zu.

> Kretschmann soll bleiben: Eine volle Amtszeit des grünen Ministerpräsidenten wünschen sich 41 Prozent der Befragten (-4 seit Juni). Den frühzeitigen Wechsel zu einem Nachfolger befürworten 35 Prozent (+3).

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