Der BaWü-Check

Baden-Württemberger leben weitgehend ohne Angst

Bei Frauen gibt es ein größeres Unsicherheitsgefühl. Viel Zuspruch gibt es für eine Stärkung der Polizei.

03.02.2021 UPDATE: 04.02.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 44 Sekunden

"Bodycams" sollen Polizisten vor Angriffen schützen. Foto: dpa

Von Sören S. Sgries

Heidelberg. Wer wissen möchte, wie sicher man in Baden-Württemberg lebt, der kann in die offizielle Kriminalitätsstatistik schauen. Der beständige Trend: Die Kriminalitätsbelastung sinkt. Zuletzt waren 5184 Straftaten je 100.000 Einwohner registriert worden – laut Innenministerium wurde damit für 2019 der niedrigste Wert seit Mitte der 1980er-Jahre registriert. Wer allerdings wissen will, wie sicher sich die Baden-Württemberger jenseits der harten Zahlen fühlen – der muss nachfragen. So wie das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der baden-württembergischen Tageszeitungen im Zeitraum vom 8. bis 21. Januar bei rund 1000 repräsentativ ausgewählten Bürgern. Die Ergebnisse im vierten BaWü-Check:

> Die Mehrheit fühlt sich sicher: 86 Prozent der Befragten sagten, sie fühlten sich an ihrem Wohnort sicher, nur zwölf Prozent sahen das nicht so. Interessant dabei: Deutliche Unterschiede zwischen Städtern oder Dorfbewohnern ließen sich nicht erkennen. Das sah bei der Frage nach der Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren anders aus: Da meinte fast jeder dritte Großstädter (32 Prozent), dass die Unsicherheit vor Ort zugenommen habe, während das nur jeder fünfte Dorfbewohner so sah. Insgesamt sagten 28 Prozent, es sei unsicherer geworden. Keine Veränderung nahmen 58 Prozent war. Zehn Prozent fühlten sich sogar sicherer als vor fünf Jahren.

> Gefährliche Zonen: Gefragt wurde auch nach sogenannten "No-Go-Areas", also Gebieten, durch die man nachts lieber nicht alleine gehen wollte. Hier sagten 37 Prozent, dass es solche Gebiete in ihrer Nähe gebe – wobei sich vor allem Frauen unwohl fühlten. Fast jede zweite (47 Prozent) fürchtet sich in bestimmten Gegenden, während es bei den Männern nur 28 Prozent sind. Mittel- und Großstädte (ab 20.000 bzw. 100.000 Einwohner) werden dabei als deutlich gefährlicher wahrgenommen als Kleinstädte (ab 5000 Einwohner) oder Dörfer. So gibt es laut Empfinden der Befragten für 46 Prozent der Groß- und 43 Prozent der Mittelstadt-Bewohner "No-Go-Areas". In Kleinstädten sehen das 33 Prozent so, auf dem Land 21 Prozent.

> Recht starkes Bedrohungsgefühl: Auch wenn sich die Baden-Württemberger an ihrem Wohnort sicher fühlen: Grundsätzlich gibt es eine recht große Angst, Opfer eines Verbrechens zu werden. 40 Prozent fühlen sich bedroht, 54 Prozent nicht. Auch hier sind Frauen ängstlicher als Männer: 45 Prozent fühlen sich bedroht, während es bei den Männern nur 36 Prozent sind. Am weitesten verbreitet ist dabei die Sorge, von Einbrüchen (47 Prozent), körperlichen Angriffen (46) oder Internetkriminalität (40) betroffen zu sein.

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> "Clankriminalität" beunruhigt: Fast jeder Vierte sieht "Clankriminalität" – also kriminelle Großfamilien – als ein großes Problem an (23 Prozent). Kein großes Problem stellt diese für 34 Prozent darf. 43 Prozent sind unentschieden.

> Extremistische Taten gelten als Ausnahmefälle: Gefragt nach Rechts- und Linksextremismus sehen die meisten Befragten entsprechende Vorkommnisse überwiegend als Ausnahmefälle an. Ein großes Problem ist der Rechtsextremismus für 22 Prozent, 51 Prozent sprechen von Ausnahmefällen (unentschieden: 27). Beim Linksextremismus sprechen 18 Prozent von einem großen Problem (Ausnahme: 47; unentschieden: 35).

> Jeder Fünfte sieht Rassismus bei der Polizei: 18 Prozent der Befragten sagten, die Polizei in Baden-Württemberg habe ein Rassismus-Problem in den eigenen Reihen. 42 Prozent widersprachen dieser Einschätzung. "Weiß nicht" sagen 40 Prozent.

> Polizei aufrüsten: Wenn es um die Verbrechensbekämpfung geht, würde eine deutliche Mehrheit der Befragten die Polizei deutlich stärken – und zwar sowohl bei der Ausrüstung (94 Prozent) als auch personell (92 Prozent). Auch für eine Videoüberwachung des öffentlichen Raums gibt es die Zustimmung von 82 Prozent der Befragten. Eine Lockerung des Datenschutzes, damit Sicherheitsbehörden leichter auf Daten zugreifen können, befürwortet aber nur noch die Hälfte der Befragten. Kaum Zustimmung gibt es für die Gründung privater "Bürgerwehren": Das unterstützen nur 24 Prozent.

> Polizeimangel auf dem Land: In den Dörfern sagt mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent), es gebe zu wenig Polizisten in der Region. Und auch insgesamt teilen diese Einschätzung 52 Prozent der Befragten. Genügend Polizisten gibt es demnach nur für 18 Prozent – der Rest zeigt sich unentschlossen.

> Schlechte Noten für den Innenminister: Mit dem baden-württembergischen Innenminister Thomas Strobl (CDU) zeigt sich eine Mehrheit der Befragten eher unzufrieden. 59 Prozent finden, er müsse mehr tun, um die Polizei auf die künftigen Herausforderungen bei der Verbrechensbekämpfung vorzubereiten. Nur zwölf Prozent sagen, Strobl tue genug. Unentschieden ist fast ein Drittel (29 Prozent).

> "Querdenker" beobachten: Rückhalt gibt es für den Landes-Verfassungsschutz, der die Protestbewegung der "Querdenker" beobachtet: 67 Prozent finden das richtig. 21 Prozent halten den Schritt für übertrieben.

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