Mehr Kinderpornos, weniger Einbrüche (Update)
Das zeigt die Statistik - Taten steigen um fünf Prozent

Von Sören S. Sgries
Eberbach/Stuttgart. Keine Pressekonferenz, sondern nur eine unangekündigte Pressemitteilung: Der alljährliche "Sicherheitsbericht" des Innenministeriums kommt dieses Mal fast schon verschämt daher. Dabei kann sich die Kriminalitätsstatistik 2019 sehen lassen. "Wir haben die niedrigste Kriminalitätsbelastung seit Mitte der 1980er Jahre", betont Innenminister Thomas Strobl (CDU).
> Die Kriminalitätsbelastung: Insgesamt erfasste die Statistik für 2019 573.813 Straftaten – ein paar mehr als im Vorjahr, als es 572 173 Straftaten gab. Wegen steigender Einwohnerzahlen ging die Kriminalitätsbelastung dennoch leicht zurück: auf 5184 Straftaten je 100 000 Einwohner (2018: 5191). Die Aufklärungsquote liegt bei 60,8 Prozent und damit knapp unter dem Niveau des Vorjahres (62,7 Prozent).
> Diebstahl und Einbruch: Bei den Diebstahlsdelikten gab es einen weiteren Rückgang. 159.000 Straftaten wurden erfasst – 5,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Das betraf Ladendiebstahl (33 998 Delikte/-5,7 Prozent), Taschendiebstahl (-16,3), Trickdiebstahl (-16,9). Besonders betont wurden die weiteren Rückgänge bei den Wohnungseinbrüchen: Hier ging die Zahl um 9,9 Prozent auf 6418 Fälle zurück. Einbruchsversuche wurden 2961 erfasst. "Gemessen an dem Wert des Jahres 2014 haben sich die Zahlen sogar mehr als halbiert", sagte Strobl. Die Aufklärungsquote lag bei 20,5 Prozent.
> Mord und Totschlag: Bei den "Straftaten gegen das Leben" gab es einen leichten Rückgang um 1,3 Prozent auf 379 Fälle. 114 Mordfälle und 83 Mordversuche, 207 Fälle von Totschlag bzw. Totschlag auf Verlangen (184 Versuche) und 49 Fälle von fahrlässiger Tötung werden aufgelistet. 9 Schwangerschaftsabbrüche tauchen in der Kriminalitätsstatistik auf. Annähernd jede Täterin und jeder Täter wird ermittelt. Die Aufklärungsquote beträgt 94,2 Prozent.
> Gewaltkriminalität: Auch hier sind die Zahlen rückläufig, sie sanken um 5,8 Prozent auf 17.331 Fälle. Vor allem im öffentlichen Raum gab es weniger Vorfälle: Mit einem Rückgang um 7,8 Prozent wurden hier 8212 Vorfälle gezählt – auch bei der vorsätzlichen leichten Körperverletzung. Hier sank die Zahl leicht um 0,5 Prozent auf 17.242 Taten. Die Aufklärungsquote betrug 81,1 Prozent.
> Sexualstraftaten: Einen deutlichen Anstieg gibt es bei den "Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung". Hier gab es 8116 Fälle, 509 mehr als im Vorjahr – ein Anstieg um 6,7 Prozent. Der Grund: Im Bereich "Verbreitung pornografischer Schriften" wurden 2151 Fälle registriert – 737 mehr als im Vorjahr, ein Anstieg um 52,1 Prozent. Laut Innenministerium macht sich hier "eine deutliche Zunahme der Verbreitung von Kinderpornografie im Internet" bemerkbar. Zudem steige die Anzeigebereitschaft. 85,8 Prozent der Sexualstraftaten werden aufgeklärt – und sogar 96,3 Prozent der Fälle, in denen Pornografie verbreitet wird. 915 Vergewaltigungen oder besonders schwere Übergriffe gab es (+1,6 Prozent). 87,8 Prozent der Fälle wurden aufgeklärt.
> Tatverdächtige: Von den 238.737 Tatverdächtigen waren 76,5 Prozent männlich. 3,4 Prozent waren Kinder unter 14 Jahren, 9,5 Prozent Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren. 59,7 Prozent der Verdächtigen hatten die deutsche Staatsbürgerschaft. Rund ein Drittel der nichtdeutschen Tatverdächtigen waren Asylbewerber bzw. Flüchtlinge.
Update: Montag, 23. März 2020, 18.27 Uhr
Stuttgart. (dpa-lsw) Die Gewalt gegen Polizeibeamte im Südwesten liegt weiterhin auf Rekordniveau. Im Jahr 2019 hat die Zahl der Fälle im Vergleich zum Vorjahr um rund fünf Prozent auf 4993 Taten zugenommen. Das sind etwa 1000 Übergriffe mehr als noch vor fünf Jahren, wie aus der neuen Polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht. Es wurden dabei weniger Beamte leicht oder schwer verletzt. Nach Angaben des Innenministeriums wurden bei diesen Fällen mehr deutsche Tatverdächtige verhört, die Zahl nichtdeutscher Tatverdächtiger und auch die Zahl der Asylbewerberinnen und Asylbewerber sowie der Flüchtlinge in diesem Bereich ist dagegen gesunken.
Auch Feuerwehrleute und Rettungsdienst waren im vergangenen Jahr häufiger der Gewalt ausgesetzt als in den Jahren zuvor. Die Zahl der Fälle stieg um fast 37 Prozent auf 190 Straftaten. "Vor dem Hintergrund, dass sie ihre Arbeit häufig ehrenamtlich leisten, ist diese Entwicklung besonders besorgniserregend", heißt es in dem am Montag veröffentlichten Bericht. Insgesamt wurden demnach 243 Angehörige des Rettungsdienstes und 122 Feuerwehrleute Opfer körperlicher Angriffe - die Zahl liegt höher als die Zahl der Taten, da in einigen Fällen mehrere Menschen bei ein und demselben Zwischenfall angegriffen wurden.
Angesichts sinkender Zahlen unter anderem bei Diebstählen und Einbrüchen zeigte sich Innenminister Thomas Strobl (CDU) dennoch zufrieden mit der Statistik des vergangenen Jahres. "Die Gesamtstraftaten bewegen sich in etwa auf dem vergleichsweise niedrigen Niveau der Vorjahre", sagte er. Die Zahl der Straftaten sei mit 573.813 registrierten Fällen und verglichen mit früheren Lagen ein sehr niedriger Wert. "Wir sind also auf dem richtigen Weg", sagte Strobl.



