Ein Dino-Park für Gazas traumatisierte Kinder

Seit dem Krieg im letzten Jahr sind einzelne Viertel im Gazastreifen immer noch von massiven Zerstörungen gezeichnet. Der erste palästinensische Dino-Park bietet eine grüne Oase für Gazas Kinder.

02.07.2015 UPDATE: 02.07.2015 10:21 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden
Ein Dino-Park für Gazas traumatisierte Kinder

Auf dem Weg in Gazas ersten Dino-Park müssen die Kinder durch ein weit geöffnetes Maul gehen - als Eingangstor dient die Nachbildung eines riesigen Dinosaurierschädels. Danach betreten die Besucher eine fremde Welt - einen weitläufigen grünen Garten mit Dinosauriern, die sich bewegen und grunzende Geräusche von sich geben. Mehrere Kinder stehen staunend und mit offenem Mund vor den exotischen Kreaturen. Foto: dpa

Von Saud Abu Ramadan

Gaza (dpa) - Auf dem Weg in Gazas ersten Dino-Park müssen die Kinder durch ein weit geöffnetes Maul gehen - als Eingangstor dient die Nachbildung eines riesigen Dinosaurierschädels. Danach betreten die Besucher eine fremde Welt - einen weitläufigen grünen Garten mit Dinosauriern, die sich bewegen und grunzende Geräusche von sich geben. Mehrere Kinder stehen staunend und mit offenem Mund vor den exotischen Kreaturen.

"Ich bin wirklich glücklich, hier zu sein", sagt die elfjährige Lina Mattar mit glänzenden Augen. "Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich so etwas sehe." Der Park sei "ein wunderschönes Geschenk für die Kinder in Gaza".

Die Anlage erscheint wie ein kleines Paradies inmitten des blockierten Palästinensergebiets, das im vergangenen Sommer von einem 50-tägigen Krieg erschüttert wurde. Es war schon der dritte Krieg seit 2007. Viele Kinder sind von ihren schrecklichen Erlebnissen schwer traumatisiert.

Mohammed al-Assar ist der PR-Leiter des Scharm-Freizeitparks südlich der Stadt Gaza, in dem der neue Dino-Park liegt. Er steht neben einem Nest mit drei riesigen weißen Dino-Eiern. "Die Ingenieure haben einen Park geschaffen, der den Besuchern das Gefühl gibt, als wären sie in einer realen Welt der Dinosaurier", sagt Al-Assar. Viele seit langem ausgestorbene Arten seien virtuell wieder zum Leben erweckt worden.

Insgesamt sind in dem Dino-Park zehn verschiedene Dinosaurier-Arten zu sehen. Jede davon macht verschiedene Geräusche. Die riesigen Kolosse können ihre Mäuler öffnen und schließen und ihre Schwänze bewegen. Gesteuert werden sie durch versteckte Computer und elektrische Kabel.

Neben jedem Dinosaurier steht ein Schild mit seinem Namen und einer Erklärung zu seiner Herkunft. Begrüßt werden die Besucher von einem Pteranodon - dem größten bekannten Flugtier mit einer Flügelspannweite von fast neun Metern. Der Flugsaurier, der in der späten Kreidezeit bis vor etwa 90 Millionen Jahren lebte, trägt auf seinem Kopf einen länglichen Knochenkamm.

Viele der 1,8 Millionen Einwohner des Gazastreifens sind religiös und eher traditionell und konservativ eingestellt. Manche stehen der westlichen Wissenschaft eher misstrauisch gegenüber. Al-Assar erklärt, viele Einwohner Gazas - nicht nur die Kinder - wüssten nur sehr wenig über Dinosaurier. "Die Idee war, ihnen Dinge in der Realität zu zeigen, über die sie sonst nur in Büchern lesen."

Angesichts der seit rund einem Jahrzehnt dauernden Blockade des schmalen Küstenstreifens sei es besonders schwierig gewesen, alle notwendigen Körperteile zum Bau der Dinosaurier einzuführen. "Bei jedem einzelnen Teil gab es Probleme." Als die Designer und Initiatoren des Parks am Grenzübergang Kerem Schalom endlich die erste Lieferung in Empfang nahmen, seien sie vor Rührung in Tränen ausgebrochen.

"Der Dino-Park ist eine wichtige kulturelle Errungenschaft für den Gazastreifen", sagt Al-Assar. "Wir zeigen damit, dass die Einwohner von Gaza trotz der Blockade kreativ sind und das Unmögliche möglich machen."

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