Hintergrund Edeke GVV

07.12.2018 UPDATE: 07.12.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden

Von wegen besinnliche Adventszeit! Bei der jüngsten Sitzung des Gemeindeverwaltungsverbands (GVV) Neckargemünd ging es heiß her. Kein Wunder, stand mit dem gemeinsamen Einzelhandelskonzept doch ein Thema auf der Tagesordnung, das vor allem zwischen Bammental und Neckargemünd jüngst häufig zum Zankapfel geworden war. So auch diesmal, wie die Stimmen in der Diskussion zeigen:

Albrecht Schütte (CDU/BV Bammental) betonte, dass er wenig Sinn darin sehe, erst Supermärkte zu erweitern oder neu zu bauen und dies erst im Nachhinein zu hinterfragen: "Dann können wir uns die 20.000 Euro für ein Gutachten auch sparen."

Petra Groesser (Grüne Neckargemünd) wollte in keinem Fall auf ein neues Gutachten verzichten, da dieses neben dem Blick auf die Supermärkte auch andere wertvolle Hinweise enthalte. Wenn man das Gutachten fortschreibe, dann müsse man sich aber auch dran halten und dessen Erkenntnis nutzen. "Im jetzigen Gutachten standen ganz klar Sachen drin, die übergangen wurden", sagte sie.

Frank Volk (Bürgermeister Neckargemünd) warnte zunächst davor, die Entscheidung über den Edeka-Neubau zu überdenken. "Für Neckargemünd wären damit viele Risiken verbunden, da hängt viel mehr dran." Schließlich sei mit dem Bebauungsplan auch ein Fitnesscenter vorgesehen, für das Volk auch über die Stadt hinaus einen klaren Bedarf sieht. "Was passiert, wenn eine Gemeinde im Gutachten als überversorgt dargestellt wird? Müssen wir dann Ausgleich schaffen?", fragte er. Schließlich könne man einen Einzelhändler nicht zum Schließen zwingen.

Jürgen Rehberger (Freie Wähler Neckargemünd) erklärte seine Zustimmung zu den Edeka-Neubauplänen: "Der große Schwerpunkt unserer Einkaufsmärkte liegt in Kleingemünd." Die Kernstadt mit dreimal so vielen Einwohnern sei dagegen total unterrepräsentiert.

Dietmar Keller (SPD Neckargemünd) sah den Edeka-Markt mit dem bestehenden Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan bereits als endgültig beschlossen an. "Wir können jetzt nicht auf einmal ,April, April’ sagen, sonst machen wir uns schadensersatzpflichtig." Nun ein Gutachten anzustreben, um den Marktneubau zu verhindern, sei nicht in Ordnung.

Holger Karl (Bürgermeister Bammental) stellte klar, dass sich die vier GVV-Kommunen mit dem ersten Gutachten eine Selbstverpflichtung gegeben haben. "Dass Neckargemünd diesen Weg weit verlassen hat, darüber wundern wir uns". sagte er. Karl plädierte für eine Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts, um die Auswirkungen geklärt zu haben. "Wenn das Gutachten alle geplanten und bestehenden Supermärkte hergibt, dann werden wir die Letzten sein, die dagegen stimmen", versprach er.

Eric Grabenbauer (Bürgermeister Wiesenbach) brachte den Aufschub der Entscheidung über den Edeka ins Spiel und pochte auf ein Entgegenkommen Neckargemünds. "Ich bin der festen Überzeugung, dass uns die Zusammenarbeit allen wichtig ist - auch wenn sich das hier gerade nicht so anhört", sagte er.

Anna von Reumont (CDU Neckargemünd) zeigte Verständnis für die Unzufriedenheit in Bammental: "Sie bringen Punkte vor, die ich gut nachvollziehen kann." Wenn man gemeinsam ein Gutachten beauftrage, dann dürfe man künftig nicht herauspicken, was einem selbst am meisten nütze.

Markus Bühler (Grüne Wiesenbach) zeigte auf, dass der GVV keine Befugnis habe, einen Rückzieher Neckargemünds zu erzwingen. Die Stadt habe für sich selbst schon eine gutachterliche Stellung eingenommen, indem sie sage, dass sie den Edeka braucht. Er wünschte sich dennoch von Neckargemünd "einen Akt der Fairness", indem der Gemeinderat noch keine Fakten schaffe.

Jürgen Berger (SPD Wiesenbach) sprach sich klar für ein Gutachten aus: "Erst dann werden wir die Auswirkungen eines neuen Edekas kennenlernen." Er warnte vor der weiter zunehmenden Online-Konkurrenz - auch bei den Nahversorgern - und betonte: "Wir diskutieren hier um Supermärkte, aber es geht um viel mehr, vor allem um die Vielzahl kleiner Geschäfte, die uns vor Ort einen Riesen-Mehrwert bringen." (rnz)