Lily James im Interview

Der "Yesterday"-Star über Liebe, Abba und den Beatles-Film

Film über die Musik, Liebe und Menschen, die aneinander glauben läuft in den Kinos

11.07.2019 UPDATE: 14.07.2019 06:00 Uhr 4 Minuten, 20 Sekunden

Von Miriam Schaghaghi 

London. Was wäre, wenn es die Beatles nie gegeben hätte? Oder sich nur noch ein Mensch, ein bis dato erfolgloser Musiker, an sie erinnert? Das ist die charmante Ausgangsidee für einen hinreißenden Film über die Musik, Liebe und Menschen, die aneinander glauben. Die soeben in den deutschen Kinos angelaufene musikalische Komödie "Yesterday" wurde von Richard Curtis geschrieben, der mit "Notting Hill" oder "Tatsächlich Liebe" schon Film-Juwelen für die Ewigkeit erschuf.

Regie führte der britische Oscargewinner Danny Boyle, dessen "Trainspotting" und "Slumdog Millionaire" längst Kultstatus haben. Ellie, die weibliche Hauptfigur, wird von der englischen Schauspielerin Lily James verkörpert, die zuletzt in "Mamma Mia 2" als junge Version von keiner Geringeren als Meryl Streep zu sehen war. Wir treffen die 30-Jährige kurz vor der Premiere des Musicals in London, im Herzen Sohos.

Lily, nach Abba in "Mamma Mia 2" nehmen Sie es nun mit den Songs der Beatles auf. Dann sind Sie ja jetzt mit den größten Popbands des 20. Jahrhunderts durch …

… stimmt, es scheint mein Schicksal zu sein - ich kann der Musik nicht entkommen! (lacht) Zum Glück musste ich mich nie zwischen den Beatles und Abba entscheiden, sonst wäre ich durchgedreht. Ich liebe beide Bands viel zu sehr. Beide Filme haben mich sehr glücklich gemacht. Denn die Musik der Beatles verbinde ich mit meinem Vater, der viel zu früh starb.

Sie waren erst sechs, als er starb. Was für eine Rolle spielten die Beatles bei Ihnen zuhause?

Mein Vater hat ihre Songs rauf und runter gespielt. Er war Musiker und hat viele Bands geliebt, aber die Beatles waren ihm heilig. Er besaß eine beeindruckende Plattensammlung und hat oft Kassetten mit unterschiedlichen Songs zusammengestellt. An meinem 30. Geburtstag habe ich seine Mixtapes auf meiner Party gespielt.

Hat er noch erlebt, dass Sie sein Talent geerbt haben?

Schon mit drei habe ich gesungen und Gedichte vorgetragen - ich war immer extrovertiert. Sobald mein Vater die Gitarre in die Hand nahm, habe ich gesungen. Dad hat auch eigene Gute-Nacht-Geschichten geschrieben, die er uns vorlas. Vermutlich hat sich meine Fantasie und der Sinn fürs Dramatische damals entwickelt!

Gibt es in Ihrem Leben jemanden wie Ellie, der immer bedingungslos an Sie geglaubt hat?

Meine Eltern haben mich unermüdlich unterstützt, meine beiden Brüder Sam und Charlie aber auch. Als ich im Theater Tschechows "Die Möwe" gespielt habe, sind sie neun Mal zur Vorstellung gekommen! Mein Bruder Charlie lebt jetzt in Australien, aber er kam im Frühjahr extra für eine Woche nach London, um mich im Stück "All about Eve" zu sehen.

Hatte Ihre Familie etwas mit den schönen Künsten am Hut?

Meine Mutter hat mal in der Branche gearbeitet, und mein Vater war mit Anfang 20 eine Zeit lang Schauspieler, er wohnte in Los Angeles sogar auf dem Sunset Boulevard. Auch meine Oma und ein Onkel waren Schauspieler. Man könnte sagen, dass ich aus einer Künstlerfamilie stamme - wir hatten aber alle nichts mit dem Showbusiness am Hut.

Hintergrund

BIOGRAFIE

Name: Lily James (eigentlich Lily Chloe Ninette Thomson)

Geboren am 5. April 1989 in Esher in der südenglischen Grafschaft Surrey als Tochter des Musikers und Schauspielers James

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BIOGRAFIE

Name: Lily James (eigentlich Lily Chloe Ninette Thomson)

Geboren am 5. April 1989 in Esher in der südenglischen Grafschaft Surrey als Tochter des Musikers und Schauspielers James Thomson.

Karriere: Begann ihre Schauspielkarriere 2010 am Theater. Rolle in dem US-amerikanischen Fantasyfilm "Zorn der Titanen" (2012), im selben Jahr Einstieg in die preisgekrönte Fernsehserie "Downton Abbey". 2015 "Cinderella"; 2018 Abba-Musical-Fortsetzung "Mamma Mia! Here We Go Again", in der James mehrere Abba-Songs interpretierte. Mit "When I kissed the Teacher", "Why did it have to be me?", "Andante, Andante" und "Mamma Mia" schaffte sie es in die britischen Singlecharts.

Auszeichnungen: Mit dem "Downton Abbey"-Ensemble wurde sie bei den Screen Actors Guild Awards 2015 und 2016 in der Kategorie "bestes Schauspielensemble in einer Fernsehserie - Drama" ausgezeichnet. 2018 Berufung in die Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die die Oscars vergibt.

Privates: Sie ist mit dem Schauspieler Matt Smith liiert und lebt in London.

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Wann war für Sie, rückblickend, der Moment, in dem Sie Ihren großen Durchbruch hatten?

Es gab nicht den einen Moment, eher verschiedene Augenblicke, die zu verschiedenen Chancen geführt haben: Am Theater habe ich gespürt, dass sich meine Arbeit richtig anfühlt, dass ich mutig bin und das Gefühl habe, wirklich etwas Bedeutendes zu tun. In den Jahren bei der Serie "Downton Abbey" habe ich gemerkt, wie wohl ich mich vor der Kamera fühle. Dann gab es Momente, in denen ich Interviews für "Mamma Mia 2" gab und plötzlich merkte, wie groß der Rummel um mich geworden ist.

Können Ruhm und Rummel zur Herausforderung werden?

Die einzigen Gedanken, die ich mir über Erfolg mache, haben damit zu tun, dass ich zu wenig Zeit für meine Freunde habe. Wenn ich arbeite, sehe ich sie lange nicht. Während eines Drehs ist man so eingespannt, dass der ganze Fokus auf dem Job liegt. Andererseits verstehen wahre Freunde so etwas. Trotzdem habe ich ein wahnsinnig schlechtes Gewissen, wenn ich zum Beispiel bei Hochzeiten nicht dabei sein kann. Das ist zum Glück erst einmal passiert, und das brach mir das Herz.

Sie leben inzwischen in London?

Genau, ich spiele momentan an einem Theater, das um die Ecke liegt. Es ist ein tolles Gefühl, nach der Arbeit nicht in irgendein Hotel zu müssen, sondern heimgehen zu können. In ein paar Tagen beginnt dann der Dreh zu meinem neuen Film "Rebecca" mit Armie Hammer.

"Yesterday" vereint zwei Genies: Drehbuchautor Richard Curtis, der Hits wie "Notting Hill" und "Tatsächlich Liebe" schrieb, und "Trainspotting"-Regisseur Danny Boyle, der für "Slum-dog Millionaire" einen Oscar gewann. Wie wirkten die zwei Koryphäen beim ersten gemeinsamen Projekt?

Danny Boyle ist großartig. Ich weiß nicht, wie er sonst arbeitet, aber bei diesem Film hat er die ganze Zeit getanzt. Ich habe noch nie so eine Atmosphäre am Set erlebt! Beide waren immer offen für alle Ideen, die man ihnen vorschlug, und Richard arbeitete so lange und liebevoll an einer Szene, bis er das gewünschte Ergebnis erreicht hat.

Waren Sie mal heimlich und unglücklich in einen Freund verliebt?

Als Teenager habe ich mich jeden zweiten Tag verliebt. Das ist zum Glück nicht mehr so. (lacht) Wenn ich mal eine Tochter habe, muss ich ihr unbedingt einbläuen, dass sie nicht so viele Gedanken an Jungs verschwenden soll. Ich habe mich immer schrecklich schnell verliebt.

Sie gehören also zu den hoffnungslosen Romantikern?

Total! Ich kenne das Gefühl von unerwiderter Liebe genau. Ich hätte meiner Figur in "Yesterday" dauernd zurufen wollen: "Warte nicht länger auf ihn!" Aber das Herz macht nun mal, was das Herz machen will. Wenn man verliebt ist, trifft man einige der besten, aber auch der schlimmsten Entscheidungen seines Lebens. Liebe ist das irrationalste, unkontrollierbarste Gefühl der Welt.

Seit fünf Jahren sind Sie mit dem Schauspieler Matt Smith zusammen. Hat sich Ihre Wahrnehmung von Liebe über die Jahre verändert?

Natürlich. Die verschiedenen Beziehungen, die man hat, verändern auch die Liebe, die man spürt. Gewisse Dinge werden wichtiger, andere verlieren an Bedeutung. Gefühle sind nun mal stärker als die Vernunft.

Mit 25 wurden Sie zu "Cinderella", mit 28 spielten Sie in "Mamma Mia 2", mit 30 haben Sie schon mit Ikonen wie Meryl Streep und Maggie Smith gearbeitet. Sind Sie stolz auf sich?

Ich bin unendlich dankbar für diese Erfahrungen, auch mit Cate Blanchett und Helena Bonham Carter. Völlig verrückt, dass mir so eine Ehre zuteil wurde. Sie alle haben meine Sicht darauf verändert, was es bedeutet, eine Frau zu sein und eine Schauspielerin - sie waren eine unschätzbar wertvolle Inspiration für mich. Und am Set von "Mamma Mia 2" stand ich sprachlos neben Meryl Streep und habe gestaunt, wie sie Magie erzeugt.

Wie finden Paul McCartney und Ringo Starr den Film?

Ringo hat den fertigen Film schon gesehen, er hat ihm wohl sehr gut gefallen. Ich weiß aber, dass auch Paul uns seinen Segen gab. Das war uns allen auch wichtig.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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