Lachgas? Gar nicht lustig

Der Stoff ist Partydrogeund Klimakiller

29.04.2020 UPDATE: 02.05.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 35 Sekunden

Kick: "Wird Lachgas als Schnüffelstoff eingeatmet, tritt nach wenigen Sekunden ein Rausch ein, bei dem schwache Halluzinationen, Wärme- und Glücksgefühle empfunden werden", heißt es bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Lachgas kann legal erworben werden und ist als Treibgas in Sprühdosen und als Aufschäummittel in Sahnespenderkapseln enthalten. Drogenforscher der Uni Frankfurt stellten 2018 in einer Studie fest, dass sich die Zahl jugendlicher Lachgas-Konsumenten in Deutschland binnen drei Jahren verdoppelt habe: Zwölf Prozent der Jugendlichen hatten demnach schon mal Lachgas konsumiert. Ungefährlich ist Lachgas nicht: Bei häufigem Einatmen können innere Organe und Nervensystem Schaden nehmen. Lachgas schädigt das Knochenmark und zerstört die Isolierung der Nervenbahnen. Das kann zu Koordinationsstörungen führen und die Merkfähigkeit einschränken.

Kommerz: Im Nachbarland Niederlande ruft die wachsende Beliebtheit des Gases auch Geschäftemacher auf den Plan. Die ließen in Vor-Corona-Zeiten abends und nachts in den Amsterdamer Kneipenvierteln mit Lastenfahrrädern mit Lachgas gefüllte Ballons ausliefern – zum Schnüffeln direkt auf der Straße.

Komiker: Muss man von Lachgas tatsächlich lachen? Jein. Durch das Gas wird das Zwerchfell stimuliert, dadurch kann es zu Lachsymptomen kommen. Der Effekt hält jedoch nur kurze Zeit an, wie in der Show "Joko und Klaas" zu sehen war: Für eine Aufgabe sollte Joko Winterscheidt Lachgas inhalieren. Minuten später war er aber wieder ganz der Alte.

Klima: Gar nicht witzig sind die Auswirkungen des Gases auf das Klima. Lachgas ist ebenso wie Kohlendioxid und Methan ein sogenanntes Treibhausgas. Auch für die Ozonschicht ist das Distickstoffmonoxid sehr schädlich. Weil es sehr lange in der Atmosphäre bleibt, hat jedes Molekül dem Weltklimabericht des Weltklimarates zufolge einen etwa 300-fach stärkeren Treibhauseffekt als Kohlendioxid und ist in seiner Summe damit nach Kohlendioxid und Methan auf Platz drei der klimaschädlichen Gase.

Kummer: Der Zahnarzt Horace Wells bemerkte 1844, wie sich jemand unter Lachgas-Einfluss verletzt hatte, aber keine Schmerzen spürte, erzählt der Medizinhistoriker Matthis Krischel. Einen Tag später habe Wells das Gas selbst ausprobiert und sich von einem Kollegen einen Zahn ziehen lassen. Doch als der Dentist seine Entdeckung Kollegen vorführen wollte, misslang die Betäubung, so die Geschichte. Während andere große Erfolge mit dem Gas feierten, war Wells’ Ruf ruiniert. Er beging später Suizid.

Kichernde Patienten: Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird Lachgas in der Medizin eingesetzt. Heutzutage arbeiten in Deutschland aber nur noch wenige Krankenhäuser mit dem Stoff, erklärt der Anästhesist Christian Hermanns. Vor allem in der Zahnmedizin findet es noch Anwendung – um ängstliche Patienten zu beruhigen.