Hintergrund toter Obdachloser Waibstadt

04.10.2019 UPDATE: 04.10.2019 06:00 Uhr 57 Sekunden

Vor 16 Jahren töteten Jugendliche einen Obdachlosen

Der Waibstadter Fall weckt böse Erinnerungen an eine grausame Tat vor fast 16 Jahren nahe einer verwahrlosten Waldhütte zwischen Neu- und Altlußheim. Damals, am späten Nachmittag des 15. Oktober 2003, hatten mindestens fünf Jungs - bis auf einen keiner älter als 14 - zwei Stunden lang auf den am Boden liegenden Obdachlosen Johann Babies eingetreten und ihn mit Holzknüppeln und einem Besenstiel geschlagen.

Besonders brutal ging der wegen Körperverletzungsdelikten bereits vorbestrafte 19-jährige "Anführer" vor. Der zwei Meter große und 140 Kilo schwere Hüne trampelte auf dem Brustkorb des schmächtigen Opfers herum. Die Gerichtsmedizin stellte später die Todesursache fest: Der alkoholkranke 54-Jährige erlitt mehrere Knochen- und Rippenbrüche sowie eine Unterkühlung. Ein Gutachter verglich Babies’ Verletzungen mit denen bei einem Autounfall. Die Schläger verständigten selbst die Polizei und behaupteten, den Obdachlosen zufällig entdeckt zu haben.

Der 19-Jährige verwickelte sich jedoch in Widersprüche. Das Landgericht Mannheim verurteilte ihn zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren. Er sei im frühen Stadium der Pubertät stehen geblieben hieß es bei der Verhandlung, sein Anwalt sprach von einem "Riesenbaby". Dabei hatte er noch am ehesten ein Motiv, wenn man es denn so nennen kann. Wochen zuvor soll er mit dem Bewohner der Waldhütte gestritten haben. Drei zum Zeitpunkt des Urteils 15-jährige Jugendliche und ein 14-Jähriger erhielten Bewährungsstrafen. Alle vier stammten aus geordneten Familienverhältnissen, besuchten die Realschule oder das Gymnasium. Nicht einer von ihnen hatte sich nach der Tat den Eltern anvertraut. alb)