Hintergrund Talstraße

24.10.2019 UPDATE: 24.10.2019 20:15 Uhr 1 Minute, 14 Sekunden

Wie es derzeit in der Talstraße aussieht

Marode Brücken, ein Flickenteppich auf der Fahrbahn und Gehwege, die nicht mal einen Meter breit sind: Schon vor der vorbereitenden Untersuchung zum Sanierungsgebiet in der Talstraße war sicher, dass die Planer dort die vorausgesetzten "städtebaulichen Missstände" finden würden. Über Jahrzehnte waren im Schnitt etwa 13.000 Autos pro Tag durch das Nadelöhr zum Vorderen Odenwald gerollt, bevor im Jahr 2016 der Branichtunnel eröffnet wurde.

Damit war der Weg frei, die Talstraße nach Jahrzehnten zu sanieren und als Wohnraum aufzuwerten. Im Oktober 2018 wurde die ehemalige L536 zur Ortsstraße heruntergestuft. Seitdem ist die Stadt Schriesheim für die Instandhaltung verantwortlich. Deshalb müssen jetzt die Kosten für die Sanierung auch von ihr gestemmt werden.

Allerdings einigten sich Kommune und Land vor der Herabstufung auf eine Art Ablösesumme von rund 2,8 Millionen Euro - quasi als Entschädigung für den Sanierungsstau, den das Land Baden-Württemberg über die Jahrzehnte nicht abgebaut hatte. Inzwischen passieren je nach Abschnitt nur noch 4400 bis 6000 Autos pro Jahr die Talstraße, wie Verkehrsplaner Stefan Wammetsberger am Mittwoch in der Sitzung des Gemeinderats mitteilte. Etwa 12.000 Fahrzeuge nutzen dagegen täglich den Branichtunnel.

Radfahrer nutzen die Talstraße wegen der engen Fahrbahn und des schlechten Belags kaum: Zwischen 40 und 180 sind es laut Wammetsberger je nach Abschnitt pro Tag. "Das ist bisher eine typische Straßenplanung der 70er Jahre", sagte der Verkehrsplaner. "Da kann man an den Seiten noch Räume gewinnen." Aber auch die Busse der Linie 628, die je nach Tageszeit im Halbstundentakt fahren, nutzen die Talstraße.

Bevor der Straßenraum neu eingeteilt wird, müssen aber zunächst die marode Gaulsbrücke ersetzt, die in die Jahre gekommene Schotterersbrücke saniert und zahlreiche Leitungen für Trink- und Abwasser neu verlegt werden. Nur der Bereich zwischen B3 und Friedrichstraße, der letzte Bauabschnitt, ist derzeit laut Ingenieur Erich Schulz im Unterbau noch in "sehr gutem Zustand". Auf die Planer und die Bauarbeiter wartet also in den nächsten Jahren eine Menge Arbeit. (fjm)