Hintergrund - Showdown am Uniklinikum

31.07.2019 UPDATE: 31.07.2019 09:16 Uhr 1 Minute, 21 Sekunden

Showdown am Uniklinikum

Von Klaus Welzel

Der erste Rauswurf ist vollzogen. Mit der Freistellung des stellvertretenden Kaufmännischen Direktors, Markus Jones, demonstrieren die obersten Gremien des Universitätsklinikums im Bluttest-Skandal Handlungsfähigkeit. Weitere Schritte dürften folgen.

Pikanterweise war es die Ärztliche Direktorin, Prof. Annette Grüters-Kieslich, die Jones am Freitag über seine Freistellung auch als einer von drei Geschäftsführern der universitären Ausgründungsfirma TTH informierte. Jones’ eigentliche direkte Vorgesetzte, die Kaufmännische Direktorin Irmtraut Gürkan, wurde erst im Anschluss über den Schritt informiert. Gegen Jones wurden Vorwürfe erhoben, die nach Auskunft des Uniklinikums jedoch nicht strafrechtlich relevant seien. Die Freistellung sei bis auf Weiteres erfolgt.

Im Aufsichtsrat verübelte man Jones, dass er es war, der am 4. April Strafanzeige unter allen juristischen Belangen stellte. Dadurch werde das Klinikum immer wieder mit den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Verbindung gebracht. Jones hatte nach RNZ-Informationen argumentiert, er sei den Staatsanwälten nur zuvorgekommen, diesen hätten ohnehin ermittelt, nachdem die RNZ über den Verdacht auf Insiderhandel in Zusammenhang mit dem Bluttest und dessen aufwendiger PR-Kampagne berichtet hatte.

Diese Kampagne, die die Erwartungen in den Bluttest zur Brustkrebsfrüherkennung deutlich nach oben geschraubt hatte, ist es, die den eigentlichen Skandal am Klinikum darstellt. Anders als immer wieder vom Vorstand behauptet, war dieser mit wesentlichen Details der Kampagne befasst. So wurde der Text einer gemeinsamen Pressemitteilung mit der Bluttestvermarktungsfirma Heiscreen mit dem Vorstand und der Pressestelle des Klinikums erörtert. Empfänger eines uniklinikinternen Mailverkehrs waren unter anderem die Vorstände Grüters-Kieslich, Gürkan und der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Andreas Draguhn. Der RNZ liegt eine E-Mail vom 18. Februar vor, in der die Gefahren einer wissenschaftlich nicht fundierten Pressemitteilung erörtert werden. Drei Tage später, am 21. Februar, startete die Kampagne dennoch.

In einer Antwort von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) auf eine Anfrage der Landtags-CDU heißt es dazu: "Das Ministerium missbilligt das Vorgehen und insbesondere den öffentlich erweckten Eindruck, dass die Heiscreen GmbH über einen nahezu marktreifen Test zur Brustkrebsfrüherkennung verfügen würde. Damit wurden falsche Hoffnungen geweckt, die wissenschaftlich in keiner Weise fundiert waren." Wenn der Aufsichtsrat erneut zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkommt, dürfte genau das Thema sein: Wer trägt die Verantwortung?