Hintergrund Ladenburg Wasserturm

08.07.2019 UPDATE: 08.07.2019 19:42 Uhr 1 Minute, 39 Sekunden

Der Ladenburger Wasserturm

Der denkmalgeschützte Wasserturm wird nicht selten als das eigentliche Wahrzeichen der Stadt bezeichnet. 42 Meter ragt das rote Backsteingebäude in die Höhe und wird nur von den beiden Türmen der Galluskirche überragt. In der Stadtsilhouette Ladenburgs, die man von der Autobahn kommend am besten sehen kann, hat der Wasserturm einen prägenden Platz.

Im Dezember 1903 gab es für die Bürger mit der Einweihung des Wasserturms ein schönes Weihnachtsgeschenk. Die Wasserversorgung fand bis dahin über ein Brunnensystem statt. Anfang 1903 wurden die ersten Wasserleitungen verlegt, den Turm baute die Süddeutsche Baugesellschaft für Feuerungsanlagen und Schonsteinbau Mannheim. Leistungsstarke Pumpen beförderten das Brunnenwasser in den Wasserbehälter im oberen Bereich des Turms. Die Wassermenge an der Spitze erzeugte einen so starken Druck, dass die angeschlossenen Haushalte zum ersten Mal in der Geschichte Ladenburgs sauberes Leitungswasser zapfen konnten. Bis 1991 war der Wasserturm in Betrieb. Mit der Eröffnung des Wasserwerks am Hinteren Rindweg und dem Beitritt Ladenburgs in den Wassergewinnungsverband Lobdengau gehörte die Nutzung dann endgültig der Vergangenheit an.

Die Empörung der Bürger war recht groß, als der Gemeinderat unter dem Vorsitz von Bürgermeister Rolf Reble 2003 beschloss, den denkmalgeschützten Wasserturm an einen Seckenheimer Architekten zum symbolischen Preis von einem Euro zu veräußern. Die Entscheidung hatte auch einen finanziellen Hintergrund: Es standen umfangreiche Sanierungsarbeiten am Turm an, allein die Aufstellung eines Baugerüstetes hätte rund 120 000 Euro gekostet. Der Käufer verpflichtete sich dazu, die Renovierungsarbeiten zu finanzieren.

Im Kaufvertrag wurde auch festgehalten, dass der Wasserturm weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich sein muss. Auch dies sagte der Architekt zu. Er plante, in den Zwischenetagen des Turms ein Museum für alte Musikinstrumente und Tonträger zu eröffnen. Bis heute stehen die Exponate zwar im Turm, sie wurden aber nie museal aufbereitet. Relativ schnell wurde den Stadtverantwortlichen klar, dass die Museumspläne nie umgesetzt werden können. Der Investor konnte die finanziellen Mittel nicht aufbringen; außerdem wurden ihm nach seinen Angaben von der Stadt bei der Konzeptumsetzung Steine in den Weg gelegt. Geplant war nämlich auch die Einrichtung eines Museumscafés. Das dafür benötigte Grundstück am Wasserturm wollte die Stadt an den Investor aber nicht verkaufen.

Weil die Renovierung nicht umgesetzt wurde, verfiel der Wasserturm immer mehr. 2014 krachten erste Putzstücke auf den Boden, so dass um den Turm herum ein Sicherheitsgitter aufgestellt werden musste. Sowohl Bürgermeister Rainer Ziegler als auch sein Nachfolger Stefan Schmutz versuchten, eine Lösung des Problems herbeizuführen. Schmutz sprach zum Beispiel mit den Inhabern der Schriesheimer Projektentwicklungsfirma Witteler & Burkhardt, die es aber im November 2017 aus wirtschaftlichen Gründen ablehnten, sich mit einem Nutzungskonzept für den Wasserturm zu befassen. (stu)