Hintergrund Bus-Mehrkosten Neckargemünd

10.10.2018 UPDATE: 10.10.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 41 Sekunden

Bus-Mehrkosten: Ablehnung war für Stadträte keine Option

Die Stadträte folgten der Protest-Aufforderung zur Erhöhung der Kosten beim Betrieb der Buslinie 35 (siehe Artikel rechts).

Jürgen Rehberger (Freie Wähler) konnte nicht verstehen, warum die RNV die Kalkulation nicht offenlegt: "Das kann nicht sein!" Rehberger erinnerte daran, dass die Linie 35 bis vor vier Jahren noch eigenwirtschaftlich ohne Zuschuss gefahren ist. "Und jetzt geht es um einen Zuschuss von über 250.000 Euro", wunderte er sich und fragte: "Kann es sein, dass die Linie 35 andere Linien im Rhein-Neckar-Kreis subventioniert?" Die Fahrkarten seien zudem auch nicht so günstig, dass man "Juhu" schreien könne. Ein Tagesticket nach Heidelberg für zwei Personen koste fast zehn Euro. "Da kann ich auch mit dem Auto fahren, die Parkgebühren zahlen und spare noch fünf Euro."

Christian Rupp (CDU) meinte, dass die RNV die Kalkulation vorlegen müsse. "Viele überlegen heute, ob sie noch mit dem Bus nach Heidelberg fahren sollen", sagte er. "Früher war das noch andersherum: Da war es klar, dass man mit dem Bus fährt." Es sei nicht nachvollziehbar, woher die hohen Preissteigerungen rühren.

Jens Hertel (SPD) betonte, dass die Linie 35 als Verbindung der beiden SRH-Standorte in Wieblingen und Neckargemünd wichtig ist. Die Zahlen, die man bekommen habe, seien nicht gut: Es würden weniger Fahrkarten verkauft und die Zuschüsse werden nicht erhöht: "Die Gemeinden sollen alles zahlen", kritisierte Hertel. 27,5 Prozent der Kosten für den gefahrenen Kilometer seien nicht durch den Ticketverkauf oder Zuschüsse gedeckt, müssten also von den Gemeinden gezahlt werden. Für Neckargemünd ungünstig sei auch, dass ab dem Karlstor eine neue "Wabe" im Linienplan beginne und die Fahrten deshalb teurer seien. "Das Problem: Wir sind erpressbar, denn wir brauchen den 35er Bus", sagte Hertel.

Hermino Katzenstein (Grüne) meinte, dass die Ticketpreise im öffentlichen Nahverkehr generell überteuert seien. In den vergangenen zehn Jahren seien die Preise im Verkehrsverbund Rhein-Neckar um 40 Prozent gestiegen. Katzenstein wunderte sich, dass die Fahrgastzahlen bei der Linie 35 zurückgegangen seien. Viele Fahrgäste seien wohl auf die S-Bahn gewechselt, so Volk dazu.

Steffen Wachert (Freie Wähler) wollte wissen, ob die Busse im Falle einer Ablehnung der Mehrkosten dann am Ortseingang von Neckargemünd umdrehen. "Es kann sein, dass die RNV den Vertrag kündigt", erklärte Volk. "Ich würde es nicht riskieren." Es gelte vielmehr, noch mehr Menschen für Bus und Bahn zu begeistern. "Mir stinkt es auch, dass die Kosten seit Jahren steigen und wir jetzt doch wieder zustimmen", so Volk.

Giuseppe Fritsch (Freie Wähler) wollte wissen, ob künftig Elektrobusse zwischen Heidelberg und Neckargemünd eingesetzt werden. Dafür sei die Strecke sehr lang, meinte Volk. "Wenn dies aber so wäre, würden wir über die Kostensteigerung auch anders diskutieren." (cm)