Hintergrund Bluttest-Skandal

Der Bluttest-Skandal

22.10.2019 UPDATE: 22.10.2019 21:45 Uhr 1 Minute, 10 Sekunden

Sagen, dass sie nichts sagen dürfen: Simone Schwanitz, Matthias Kleiner und Stephen Hashmi (verdeckt) auf dem Weg zur Pressekonferenz am Dienstag im Uniklinikum. Foto: Philipp Rothe

Der Bluttest-Skandal

> "Weltsensation aus Heidelberg", titelt die "Bild" am 21. Februar 2019. Man habe einen marktfähigen Bluttest erfunden, der Brustkrebs nachweisen könne, heißt es in einer Pressemitteilung des Uniklinikums und der Firma Heiscreen. Die angeblichen Erfinder, Frauenklinik-Chef Christof Sohn und die Ärztin Sarah Schott, stellen den Test am selben Tag bei einem Ärztekongress in Düsseldorf vor.

> Wenig später deckt die RNZ zahlreiche Ungereimtheiten auf: Der Test taugt wenig. Die PR-Kampagne, für welche die Agentur Deekeling Arndt 80.000 Euro in Rechnung stellt, ist heillos übertrieben. Zudem hat eigentlich die Forscherin Rongxi Yang den Test erfunden. Sie wird jedoch im März 2017 als Leiterin des Forschungsteams abgesetzt, woraufhin Schott übernimmt.

Wenig später, im Oktober 2017, wird die Heiscreen GmbH gegründet, die den Test vermarkten soll. Beteiligt sind die Klinik-Tochterfirma Technology Transfer Heidelberg GmbH (TTH), Sohn, Schott - und der vorbestrafte Hockenheimer Immobilieninvestor und Sohn-Freund Jürgen Harder. Mit ihm kommt auch Ex-"Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann ins Boot, der bei wichtigen Terminen dabei ist. Eine zweite Firma - ohne Harder-Beteiligung - vermarktet den Test in China.

> Nach und nach stellt sich heraus, dass der Bluttest nicht hält, was Harder versprochen wurde. Im Juni 2018 stellt er Schadensersatzansprüche in Millionenhöhe - wegen arglistiger Täuschung. Obwohl der Konflikt schwelt, startet die PR-Kampagne. Auch die schlechten Testergebnisse waren weder für den Klinikvorstand noch den Vorstand der Medizinischen Fakultät ein Hinderungsgrund.

> Im Mai 2019 zieht Uni-Rektor Bernhard Eitel als Folge des Bluttestskandals die Entscheidungsgewalt über Ausgründungen des Uniklinikums an sich, der Vertrag mit TTH wird gekündigt - wie es mit dieser Firma weitergeht, ist offen.

> Im Mai 2019 wird Klinikjustiziar und TTH-Geschäftsführer Markus Jones freigestellt. Wenige Wochen später ziehen mehrere Vorstandsmitglieder Konsequenzen: Zuerst tritt der Dekan der Medizinischen Fakultät, Andreas Draguhn, zurück, dann nehmen Klinikumschefin Annette Grüters-Kieslich (zum 31. Oktober) und die Kaufmännische Direktorin Irmtraut Gürkan (31. Juli) ihren Hut. rie