Europameisterschaft in Posen

Gold im Achter, Blech im Einer: EM mit Licht und Schatten

Jubel im Achter, Frust im Einer - die EM in Posen ging für die Paradeboote des Deutschen Ruderverbandes mit Licht und Schatten zu Ende. Ähnlich durchwachsen fiel die DRV-Gesamtbilanz mit einmal Gold und drei Silber in den 14 olympischen Wettkampfklassen aus.

11.10.2020 UPDATE: 11.10.2020 15:23 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden
Europameister
Der Deutschland-Achter hat seinen Titel bei der Ruder-EM erfolgreich verteidigt. Foto: Jakub Kaczmarczyk/PAP/dpa

Posen (dpa) - Auch die skurrilen Begleitumstände zum Abschluss der Ruder-EM konnten die Freude des deutschen Achters über den Sieg nicht trüben.

Auf einem vor dem Siegerpodest postierten Stehtisch lagen die Goldmedaillen bereit. Verliehen wurden sie nicht - wie sonst üblich - von einem Offiziellen, sondern von Steuermann Martin Sauer (Berlin), der seinen Mitstreitern angesichts der strengen Corona-Vorschriften die Trophäen selbst um den Hals hängen musste. Gesichtsmasken erschwerten wenig später das Mitsingen der Nationalhymne.

Trotz langer Wettkampfpause war auf die Weltmeister wieder einmal Verlass. "Wir haben ein echtes Ausrufezeichen gesetzt und gezeigt, dass wir so stark sind wie vor einem Jahr", kommentierte Schlagmann Hannes Ocik (Schwerin) den achten EM-Triumph der Crew in Serie, der allen Beteiligten aufgrund der besonderen Umstände rund um den Malta-See in Posen am besten in Erinnerung bleiben dürfte.

Dagegen konnte Oliver Zeidler seinen Vorjahreserfolg bei der einzigen Saison-Regatta nicht wiederholen. Der 24 Jahre alte Einer-Weltmeister aus Ingolstadt musste sich nach Foto-Finish mit Rang vier hinter dem Norweger Kjetil Borch begnügen. Für den ehemalige Leistungsschwimmer war es der erste Rückschlag seiner noch jungen Ruder-Karriere. "Ich habe gemerkt, dass meine Konkurrenten in der Corona-Pause nicht geschlafen haben und weiß nun, dass ich im Winter ordentlich ranklotzen muss", sagte Zeidler. Nach zuvor zwei schwachen EM-Rennen trat er im Finale die Flucht nach vorn an, lag bei 1500 Metern noch vorn, musste seinem hohen Tempo am Ende aber Tribut zollen.

Anders als bei Zeidler blieb der Corona-Blues der vergangenen Monate bei der Achter-Crew folgenlos. Bereits bei der 1000-Meter-Marke betrug der Vorsprung über zwei Sekunden und wurde auf der zweiten Streckenhälfte souverän verteidigt. Im Ziel lagen die Weltmeister eine halbe Bootslänge vor den Rumänen und dem WM-Zweiten aus den Niederlanden. "Das gibt ein gutes Gefühl. So können wir positiv auf Olympia schauen", befand Crew-Neuling Olaf Roggensack aus Berlin.

Mit insgesamt einmal Gold und drei Mal Silber in den 14 olympischen Klassen fiel die deutsche Gesamtbilanz durchwachsen aus. "Eine Medaille oder einen Sieg mehr hatte ich mir schon erhofft", bekannte DRV-Cheftrainer Ralf Holtmeyer.

Nur knapp verpasste der leichte Männer-Doppelzweier mit Jonathan Rommelmann (Krefeld) und Jason Osborne (Mainz) als Zweiter hinter dem Dauerrivalen aus Italien den Sieg. "Ein solch knappe Niederlage ist immer blöd. Aber es war ein Riesengeschenk, dass wir überhaupt hier sein und Rennen fahren durften", sagte Osborne. Für weitere zweite Plätze sorgten der Frauen-Doppelvierer und der Frauen-Achter.

Die deutschen Hoffnungen auf eine Medaille im Frauen-Skiff erfüllten sich dagegen nicht. Nach zwei famosen Siegen im Vorlauf und Halbfinale kam Pia Greiten aus Osnabrück im Endlauf weit abgeschlagen nicht über Rang sechs hinaus.

Nur wenige Wochen nach der EM beginnt für die DRV-Elite die erneute Winter-Vorbereitung auf die Olympia-Saison. Nur der Achter darf sich über einen weiteren Wettkampf in diesem Jahr freuen. Ein Sieg am Sonntag beim Langstreckenrennen auf dem Nord-Ostsee-Kanal bei Rendsburg könnte für weiteren Auftrieb sorgen.

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