Baden-Württemberg

Grundschulen und Kitas bleiben zunächst weiter zu (Update)

Im Südwesten war noch eine Lockerung bei Kitas und Grundschulen angedacht. Doch diese Hoffnung musste jetzt auch begraben werden.

04.01.2021 UPDATE: 14.01.2021 20:44 Uhr 13 Minuten, 22 Sekunden

Von Axel Habermehl, RNZ Stuttgart

Stuttgart. Kitas und Schulen in Baden-Württemberg sind seit 16. Dezember geschlossen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) haben am Donnerstag bekannt gegeben, dass sich daran vorerst nichts ändern soll. Hintergründe.

Standen Öffnungen im Raum? Ja, die maßgeblichen Akteure hatten Lockerungen für kleine Kinder in Aussicht gestellt. Kretschmann hatte im Anschluss an die bisher letzte Corona-Krisenkonferenz mit seinen Länder-Kollegen und der Kanzlerin vor zehn Tagen angekündigt, unter Umständen vom dort gefassten Beschluss abzuweichen, dass alle Bildungseinrichtungen bis zum 31. Januar geschlossen bleiben sollen. Am 5. Januar sagte er: "Unser Ziel ist allerdings, Kitas und Grundschulen ab dem 18.1. wieder zu öffnen, wenn wir nächste Woche Klarheit über die Infektionszahlen haben und es vertretbar ist." Eisenmann hatte mehrfach betont, an Kitas und Grundschulen Präsenzunterricht zulassen zu wollen.

Warum kommt es nun nicht so? Weil Kretschmann es angesichts der Lage nicht für verantwortbar hält. In seiner Ansprache nannte er die weiter hohen und auch nicht wirklich belastbaren Infektionszahlen, die vielen täglichen Covid-Toten, den hohen Reproduktionswert des Virus im Land und die Unsicherheit, die infolge erster Nachweise neuer, mutierter Virusvarianten bestehe. Diese gelten als ansteckender. "Die Kultusministerin und ich sind übereingekommen, dass Grundschulen und Kindertagesstätten vorerst zu bleiben müssen", sagte Kretschmann.

Wie sieht Eisenmann das? Anders. Sie halte es zwar für richtig, sagte sie, den Lockdown "als Ganzes" fortzusetzen. Aber mit Ausnahmen für kleine Kinder. Ihre Stellungnahme begann sie so: "Der Ministerpräsident hat heute Morgen entschieden, momentan keine Schritte einzuleiten, um gerade Kindern bis zehn Jahren eine weitere Perspektive über den Lockdown hinaus zu bieten." Eine klare Breitseite Richtung Kretschmann, gegen den sie als CDU-Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl im März antritt.

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Wie kam es zur Entscheidung? Der Beschluss fiel am Donnerstagvormittag. Voran ging ein Treffen am Mittwochabend. Ministerpräsident Kretschmann und seine Staatsministerin Theresa Schopper (beide Grüne) saßen mit Kultusministerin Eisenmann und deren Amtschef Michael Föll (beide CDU) zusammen. Auch der Regierungssprecher war dabei, weitere Ministeriale per Video zugeschaltet. Ebenfalls zugeschaltet waren vier Wissenschaftler: Sebastian Funk (Professor an der London School of Hygiene and Tropical Medicine), Reinhard Berner (Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Dresden), Hans-Georg Kräusslich (Infektiologe und Virologe, Uniklinik Heidelberg) und Viola Priesemann (Max-Planck-Institut für die Dynamik komplexer Systeme, Göttingen).

Was wollte Eisenmann? Sie trat für die Öffnung von Kitas und Grundschulen ein. Kinder bräuchten einen "Sonderstatus". Als Kompromiss schlug sie dann eine zweistufige Öffnung vor: Erst sollten Kitas öffnen und Grundschulen für Erst- und Zweitklässler. Diese hätten so mit Abstand Präsenzunterricht bekommen können. Im zweiten Schritt hätten die Klassen 3 und 4 dazukommen sollen.

Wie begründet sie ihre Haltung? Mit möglichen Folgen der Schließungen: Die psychischen, physischen und sozialen Schäden des Lockdowns für Kinder seien groß. Auch müsse man den Eltern eine Betreuungsperspektive bieten.

Und nun? Kretschmann will schnell ein neues Bund-Länder-Treffen. Dort wolle er für Öffnungen von Grundschulen und Kitas Anfang Februar eintreten, "sofern es die pandemische Lage irgendwie erlaubt und die Zahlen nicht relevant steigen". Bis dahin ändert sich nichts.

Findet gar kein Unterricht statt? Doch, diesen Montag endeten die Weihnachtsferien. Seitdem erhalten Schüler Fernunterricht – mit digitalen Hilfsmitteln, Arbeitsblättern, telefonisch erteilten Aufgaben oder ähnlichen Methoden. Doch die Schulen sind nicht gesperrt. In Ausnahmefällen ist auch Präsenzunterricht für Abschlussklassen möglich, wenn er zur Prüfungsvorbereitung zwingend nötig ist. Auch einige sonderpädagogische Schulen sind für Präsenzbetrieb geöffnet. Außerdem gibt es an Kitas und Schulen (bis Klasse 7) eine Notbetreuung, falls beide Eltern beruflich "unabkömmlich" sind. Kretschmann bat darum, diese Möglichkeit nur im Ausnahmefall zu nutzen.

Update: Donnerstag, 14. Januar 2021, 20.45 Uhr


Holpriger Schulstart - Lernplattform "Moodle" setzt aus

Stuttgart. (dpa) Zum Schulstart hätten sich wahrscheinlich etliche Lehrer, Schüler und Eltern am Montag am liebsten gleich wieder hingelegt. Denn pünktlich zur ersten Schule schwänzte ausgerechnet die wichtige digitale Lernplattform Moodle. "Die Technik hat teilweise funktioniert, aber im großen Teil nicht, so dass das System, mit dem wir arbeiten, teilweise zusammengebrochen ist", erzählt Susanne Lutz, die Rektorin des Ravensburger Spohn-Gymnasiums. "Die Kinder konnten sich nicht anmelden, sie konnten nicht in das System hineingekommen." Kein Einzelfall. Über Twitter beschwerten sich zahlreiche genervte Lehrer und Eltern, die Opposition ließ sich die Vorlage nicht nehmen und kommentierte bissig.

Betrieben wird Moodle über das Datennetz der wissenschaftlichen Einrichtungen des Landes Baden-Württemberg BelWü (Abkürzung für Baden-Württembergs extended LAN). Dort liest sich das am Morgen noch etwas anders: "Die Moodle-Plattform hat heute morgen um Punkt 8 Uhr alle Rekorde gebrochen. Die meisten Instanzen halten dem Ansturm stand." Eben. Die meisten, keineswegs alle.

Das baden-württembergische Kultusministerium rechnete am Vormittag vor, es seien rund 200 Schulen betroffen gewesen. "In weiten Teilen Baden-Württembergs und bei der überwiegenden Mehrheit der Schulen funktioniert Moodle jedoch störungsfrei", betonte ein Sprecherin. Derzeit nutzten etwa 600.000 Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte und etwa jede zweite Schulen die Lernplattform, über das Schüler und Lehrer online miteinander in Kontakt treten, Lerngruppen einrichten und Aufgaben verteilen können. In den Ferien seien die Kapazitäten des Videokonferenztools Big Blue Button, die Rechenleistung der Moodle-Server optimiert und ausgeweitet sowie die Pufferkapazität um 50 Prozent ausgebaut worden, warb das Ministerium um Verständnis.

Ein Wunsch, der bei vielen Eltern und Lehrern unerhört blieb. "Kann es denn wirklich sein, dass es seit März keiner hinbekommen hat im @KM_BW eine funktionierende digitale Infrastruktur aufzubauen?", kritisierte eine Nutzerin am Morgen das Kultusministerium. Andere sehen die Verantwortung dagegen beim Webserver-Betreiber BelWü.

Einige zeigten allerdings auch Verständnis: "Plötzlich ne halbe Million Schüler (alleine in Baden-Württemberg) auf ner Infrastruktur zu haben ist alles außer trivial. Egal ob von BelWü gehostetes Moodle, Zoom, Teams oder was auch immer", schrieb ein Twitter-Nutzer und gab gleich noch einen Tipp: "Einfach ruhig durchatmen. Das wird schon." Ein weiterer Nutzer zieht amüsiert einen Vergleich heran: "Okay, ich erkläre es jetzt ganz einfach: Das ist so, wie wenn das komplette Kollegium um 7:45 vor dem Kopierer steht und jeder 500 Kopien machen will. Genau das passiert gerade bei #moodle", twitterte er.

Die beißende Kritik von SPD und FDP am Moodle-Start ließ dagegen nicht lange auf sich warten: "Die Kultusministerin hatte über neun Monate Zeit, um ein funktionierendes Fernlernsystem auf die Beine zu stellen", sagte SPD-Generalsekretär Sascha Binder. "Aber sie war vermutlich einfach zu beschäftigt mit ihren Wahlkampfveranstaltungen." FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke warf Kultusministerin Susanne Eisenmann und Digitalminister Thomas Strobl (CDU) Totalversagen vor. "Früher hieß es: Wir können alles außer Hochdeutsch! Heute heißt es: Wir können alles außer Schule und impfen!", sagte Rülke in Anlehnung an eine Werbekampagne des Landes.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) forderte, Datenleitungen schneller auszubauen und die Anbindung von Schulen zu priorisieren. "Die Internetleitungen sind völlig überlastet, da zum normalen Datenverkehr nun alle Schülerinnen und Schüler in Deutschland hinzukommen", sagte VBE-Digital-Experte Oliver Hintzen. Träfen Eltern im Homeoffice auf Schülerinnen und Schüler im Homeschooling, sei eine Überlastung der häuslichen WLAN-Struktur und des privaten Internetanschlusses vorprogrammiert. Die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein schloss sich an und warf dem Ministerium vor, seine Hausaufgaben nicht gemacht und keine Voraussetzungen für Fernunterricht an allen Schularten geschaffen zu haben.

Die Moodle-Server dürften noch einige Zeit beansprucht werden. Nicht nur schalten sich in den kommenden Tagen immer mehr Schulen in anderen Bundesländern auf, darunter auch Nordrhein-Westfalen. Fernunterricht steht zudem in allen Bundesländern und den meisten Schularten bis mindestens Ende Januar auf dem Stundenplan. Nur für die Kitas und Grundschulen sowie für Abschlussklassen will Baden-Württemberg einen Sonderweg einschlagen und möglichst am kommenden Montag Präsenzunterricht anbieten.

Hacker hatten in Baden-Württemberg allerdings nicht ihre Hände im Spiel, wie das Kultusministerium betonte. Anders als in Rheinland-Pfalz, wo sie nach Angaben der dortigen Landesregierung in der vergangene Woche zum Schulstart massive technische Probleme verursacht hatten.

Update: Montag, 11. Januar 2021, 15.45 Uhr


Das gilt für Schulen und Kitas ab Montag

Stuttgart. (lsw) Endlich wieder Freunde treffen, aus dem Schulhof Geschichten aus den Ferien austauschen: So war’s für Zehntausende Schülerinnen und Schüler stets nach dem Urlaub. Wegen der Corona-Pandemie ist das völlig anders, wenn die Weihnachtsferien am Montag enden.

Für wen geht am Montag der Unterricht los? Eigentlich für alle. In Schulen beginnt der verpflichtende Fernunterricht. Nur in Ausnahmefällen können Schulen ab 11. Januar mit dem Präsenzunterricht beginnen. Das gilt laut Kultusministerium für alle Abschlussklassen. "Für sie kann ab 11. Januar ergänzend zum Fernunterricht auch Präsenzunterricht angeboten werden, sofern dies zwingend zur Prüfungsvorbereitung erforderlich ist", sagt Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU).

Wer gehört zu den Abschlussklassen? Schüler der Klassenstufen 9 und 10, die im laufenden Schuljahr ihre Abschlussprüfung ablegen werden, gehören dazu aber auch die angehenden Abiturienten. Außerdem der erste Oberstufenjahrgang, das sind die Elftklässler im G8-Zug und die Zwölftklässler im System der G9. Die Abschluss- und Prüfungsklassen der beruflichen Schulen sind ebenfalls Teil dieser Gruppe.

Und Kitas? Die bleiben geschlossen.

Wie sollen die Grundschüler unterrichtet werden? In der ersten Woche analog oder digital mit Materialien zu Hause. Bislang war es zum Beispiel eine Möglichkeit, Arbeitsaufträge als Papierpaket zu verteilen, Material per Mail zu verschicken, Videos und Apps zu nutzen oder die Lernplattform Moodle zu benutzen. Zudem soll es eine Notbetreuung geben.

Was sind "zwingende" Gründe für Präsenzunterricht? Das ist nicht abschließend geklärt. "Die Beurteilung einer solchen Einzelfallentscheidung liegt bei der Schulleitung", teilt das Ministerium mit.

Was sind die Vorgaben für Klausuren und Halbjahreszeugnisse? Klassenarbeiten dürfen vor dem 18. Januar nur "in besonders begründeten Einzelfällen" geschrieben werden, also zum Beispiel, wenn sich die Zahl der Klausuren sonst ballen würde. Die Schulen können ihre Halbjahreszeugnisse aber auch bis Ende Februar verzögern, Noten darin nur wegen mündlicher Leistungen vergeben oder Klassenarbeiten ins neue Halbjahr verschieben.

Stimmt es, dass Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren komplett öffnen dürfen? Ja. Die SBBZ mit den Förderschwerpunkten geistige Entwicklung und körperliche und motorische Entwicklung können den Regelbetrieb fortführen und öffnen am 11. Januar. Das kritisieren einige Eltern, die sich wegen der Ansteckungsgefahr Sorgen machen. Anderer sind froh darüber, weil sie ihre schwerstbehinderten Kinder dann nicht mehr alleine pflegen müssen.

Wie lange geht das so weiter? Bisher ist davon auszugehen, dass für die meisten Schülerinnen und Schüler bis mindestens Ende Januar statt Präsenz- nur Fernunterricht angeboten wird.

Sollten Kitas und Grundschulen nicht eher öffnen? Vielleicht. In Aussicht gestellt wurden Öffnungen ab dem 18. Januar, "wenn wir nächste Woche Klarheit über die Infektionszahlen haben und es vertretbar ist", so Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Entschieden wird am kommenden Donnerstag. Das wäre dann ein Sonderweg. Die meisten Bundesländer lassen auch diese Schulen geschlossen.

Ab welchem Inzidenzwert ist Präsenzunterricht möglich? Dazu hat sich die Regierung noch nicht geäußert.

Dürfen Kinder auch freiwillig zuhause bleiben? Ja. Die Schulpflicht gilt, aber die Präsenzpflicht ist seit Juli 2020 aufgehoben. Eltern könnten der Schule "formlos anzeigen", wenn das Kind im Fernunterricht betreut werden soll.

Für wen gibt es eine Notbetreuung? Für Kita-Kinder und Schüler bis Klasse 7, wenn die Eltern "zwingend auf eine Betreuung angewiesen sind". Eltern müssen nachweisen, "dass beide entweder in ihrer beruflichen Tätigkeit unabkömmlich sind oder ein Studium absolvieren oder eine Schule besuchen, sofern sie die Abschlussprüfung im Jahr 2021 anstreben".


Stuttgart. (dpa) Wer sich nach den verlängerten Weihnachtsferien auf die Wiedereröffnung der Schulen und Kitas am kommenden Montag gefreut hat, der wird enttäuscht. In Südwesten wird der Lockdown wegen weiter zu hoher Corona-Infektionszahlen verlängert. Das bedeutet für die meisten Schülerinnen und Schüler, dass es im Januar statt Präsenz- nur Fernunterricht geben wird. Für Kita-Kinder, Grundschüler und Schüler der Abschlussklassen gibt es aber Hoffnung.

Die grün-schwarze Landesregierung will Grundschulen und Kitas am 18. Januar wieder öffnen - "wenn wir nächste Woche Klarheit über die Infektionszahlen haben und es vertretbar ist", sagte Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) nach den Bund-Länder-Beschlüssen zu den Corona-Maßnahmen. Baden-Württemberg geht mit der Lockerung bei den Schulen einen Sonderweg. Nur in Niedersachsen und in Berlin soll es nach jetzigem Stand eine teilweise Öffnung der Grundschulen ab dem 18. Januar geben.

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte sich massiv für eine rasche Öffnung von Grundschulen und Kitas eingesetzt. Sie wollte diese eigentlich schon am kommenden Montag öffnen - "unabhängig von den Inzidenzzahlen". Am Mittwoch sagte sie: "Es ist unerlässlich, dass wir den Schulen und Kitas weitere Perspektiven für die kommende Zeit aufzeigen".

Geschlossene Kitas und Schulen über einen längeren Zeitraum hätten negative Folgen für den Lernerfolg und die soziale Teilhabe der Kinder und Jugendlichen. "Sie sind zudem eine enorme Belastung für die Familien in unserem Land." Bei den Funke-Zeitungen zeigte sie Verständnis für den längeren Lockdown, sagte aber auch: "Allerdings hätte ich mir bei den so wichtigen und sensiblen Themen Bildung und Betreuung eine differenzierte Entscheidung schon ab kommenden Montag gewünscht."

Kretschmanns Sprecher Rudi Hoogvliet machte die Öffnung von Grundschulen und Kitas aber davon abhängig, dass die Corona-Zahlen klar sinken. "Die Kurve muss deutlich nach unten zeigen. So ist es vom Ministerpräsidenten mit der Kultusministerin vereinbart worden", teilte der Regierungssprecher am Mittwoch mit. Im Südwesten enden am Sonntag die Weihnachtsferien für etwa 1,5 Millionen Schüler und rund 130.000 Lehrkräfte.

Die vom Kultusministerium vorgesehenen Regeln im Einzelnen:

Grundschulen: Grundschüler sollen - zumindest in der ersten Schulwoche - wie im ersten Lockdown im Frühjahr mit Materialien zu Hause lernen - dies soll analog oder digital organisiert werden. Zudem soll es eine Notbetreuung geben. Vom 18. Januar an soll es - wenn möglich - wieder Präsenzunterricht geben.

Weiterführende Schulen: Für Schülerinnen und Schüler ab Klassenstufe 5 soll Fernunterricht angeboten werden. "Für den Fernunterricht gibt es seit Juli 2020 landesweit verbindliche Qualitätskriterien und Vorgaben", schreibt das Ministerium. Falls schriftliche Arbeiten für die Notenbildung zwingend erforderlich sind, sollen die Schüler dafür in die Schulen kommen können.

Abschlussklassen: Um eine angemessene Vorbereitung für Abschlussprüfungen möglich zu machen, soll schon ab 11. Januar "ergänzend zum Fernunterricht auch Präsenzunterricht angeboten werden". Bedingung: Präsenz müsse "zwingend zur Prüfungsvorbereitung erforderlich" sein.

Notbetreuung: Für Kinder in Kindertagesstätten und Kindertagespflege sowie für Schüler der Klassen 1 bis 7 werde wieder eine Notbetreuung eingerichtet - allerdings nur für Kinder, "deren Eltern zwingend auf eine Betreuung angewiesen sind". Eltern müssen nachweisen, "dass beide entweder in ihrer beruflichen Tätigkeit unabkömmlich sind oder ein Studium absolvieren oder eine Schule besuchen, sofern sie die Abschlussprüfung im Jahr 2021 anstreben".

Die Grünen-Fraktion mahnte, Eisenmann müsse nun konkrete Konzepte für Hybrid -, Wechsel- und Fernunterricht vorlegen, die über den Januar hinaus tragfähig seien. "Viele Schulen sind bereit, den Unterricht teilweise oder ganz digital umzusetzen. Wichtig ist, dass die Schulen für ihre individuellen Lösungen Rechtssicherheit und Unterstützung bekommen", sagte Sandra Boser. Zudem forderte die Bildungssprecherin, den Lehrkräften an den Grundschulen kostenlose FFP2-Masken nicht mehr zu verwehren.

Auch die Lehrergewerkschaft GEW drang darauf, es müsse mehr getan werden, um Kitas und Schulen zu schützen. Lehrkräfte und Erzieher müssten mit zertifizierten FFP2-Masken ausgestattet, Luftreinigungssysteme beschafft und eine Maskenpflicht für Erwachsene in Teilen der Kitas und Grundschulen ausgesprochen werden. Die GEW sprach sich zudem dafür aus, ab dem 18. Januar Wechselunterricht an allen Schularten anzubieten. Bei einem Wechselmodell kommt die eine Hälfte der Klasse in die Schule, während die andere Hälfte zu Hause lernen soll. Das Modell kann im tageweisen Wechsel ebenso umgesetzt werden wie im Wochenrhythmus.

Update: Mittwoch, 6. Januar 2021, 16.30 Uhr

Grundschulen und Kitas könnten am 18. Januar öffnen

Stuttgart. (dpa) Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann will Grundschulen und Kitas im Land vom 18. Januar an unter Umständen wieder öffnen. Die Öffnung sei das Ziel, wenn es mit Blick auf die Corona-Infektionszahlen vertretbar sei, sagte der Grünen-Politiker am Dienstagabend in Stuttgart. Für die Schüler weiterführender Schulen werde es im Januar nur Fernunterricht geben.

Nur Fernunterricht im Januar auch in Baden-Württemberg

Stuttgart/Berlin. (dpa) In baden-württembergischen Schulen wird es nach Ende der Weihnachtsferien zunächst keinen Präsenzunterricht geben. Die Ministerpräsidenten der Länder einigten sich am Dienstag mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf eine Verlängerung des Lockdowns an Schulen und Kitas. In Baden-Württemberg enden am Sonntag die Weihnachtsferien für etwa 1,5 Millionen Schüler und rund 130.000 Lehrkräfte.

Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte gefordert, dass Kitas und Grundschulen am 11. Januar in jedem Fall wieder in Präsenz öffnen sollten - "unabhängig von den Inzidenzzahlen". Dies wurde von den Ministerpräsidenten aber mit Blick auf die Corona-Zahlen abgelehnt.

Eisenmann hatte jüngst erklärt, sie sei gegen eine Verlängerung der Weihnachtsferien. Dem Vernehmen nach sollen Schülerinnen und Schüler in weiterführenden Schulen Fernunterricht erhalten. Grundschüler sollen wie im ersten Lockdown im Frühjahr mit Materialien zu Hause lernen. Zudem soll es eine Notbetreuung für kleinere Kinder geben.

Die grün-schwarze Landesregierung besprach am Dienstagabend die Beschlüsse von Bund und Ländern, die unter anderem weitere Kontaktbeschränkungen vorsehen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) wollte gegen 20.00 Uhr über die Gespräche und Maßnahmen informieren.

Update: Dienstag, 5. Januar 2021, 19.39 Uhr

Wenn Schulen öffnen, dann zuerst die Grundschulen

Wann es aber so weit ist, das ist noch unklar - Ministerpräsidenten sollen an diesem Dienstag entscheiden - Eltern und Verbände fordern Wechselunterricht

Von Axel Habermehl, RNZ Stuttgart, und Julia Giertz

Stuttgart. Schulen und Kindergärten werden aller Voraussicht nach vorerst nicht wieder für alle Kinder und Jugendlichen geöffnet. Die Konferenz der für Schulen zuständigen Kultusminister (KMK) verabschiedete am Montag zwar einen drei Schritte umfassenden Stufenplan zur Rückkehr zu Präsenzunterricht, fordert aber keine sofortigen Lockerungen der seit Dezember geltenden Beschränkungen.

Zwar habe die Öffnung von Schulen "höchste Bedeutung", sie müssten gegebenenfalls "von Anfang an dabei sein", heißt es im Beschluss der KMK. Jedoch stellen die Minister fest, "dass aufgrund der nach wie vor hohen 7-Tage-Inzidenzwerte und der nicht sicheren Einschätzung des Infektionsgeschehens in Folge der Feiertage u. U. die im Dezember beschlossenen Maßnahmen in Deutschland oder in einzelnen Ländern fortgeführt werden müssen". Die Entscheidung treffen die Ministerpräsidenten der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an diesem Dienstag.

Für die Schulen verabredeten die Kultusminister, dass als erstes die Klassen 1 bis 6 zurückkehren. "Wenn sich in den Ländern Spielräume für Lockerungen ergeben, sollen die Grundschülerinnen und Grundschüler bzw. die unteren Jahrgänge als erstes wieder die Schule besuchen können betonte die neue KMK-Präsidentin Britta Ernst (SPD) aus Brandenburg. Für Abschlussklassen sollten weiter Ausnahmen vom geltenden Distanzunterricht möglich sein.

Baden-Württembergs Ressortchefin Susanne Eisenmann (CDU) trägt den Beschluss mit. Sie betonte am Montag erneut: "Gerade mit kleineren Kindern in der Grundschule ist digitaler Unterricht nur sehr schwer bis gar nicht möglich. Zudem gibt es viele Kinder, die beim Lernen leider keine Unterstützung ihrer Eltern erhalten. Der Präsenzunterricht ist und bleibt die beste Option für den Lernerfolg." Sie hoffe, dass die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin dies berücksichtigten. Zuvor hatte sie gefordert, Kitas und Grundschulen "unabhängig von den Infektionszahlen" ab 11. Januar wieder zu öffnen. Damit hatte sie scharfe Kritik geerntet, unter anderem vom Landeselternbeirat und der Opposition, aber auch von Parteifreunden. Auch der grüne Koalitionspartner widersprach.

Nach Ansicht von SPD, Lehrerverband GEW und Landeselternbeirat (LEB) sollen Schüler der ersten bis siebten Klasse ab kommender Woche bis Ende Januar Wechselunterricht erhalten. Dabei soll jeweils die Hälfte einer Klasse einen Tag die Schulbank drücken und einen Tag – betreut von pädagogischen Assistenten – Aufgaben selbstständig lösen. "Nur so können wir Unterricht aufrechterhalten, Gesundheitsschutz gewährleisten und Eltern von Betreuungsarbeit entlasten", sagte LEB-Landeschef Michael Mittelstaedt.

"Kinder und Jugendliche tragen vermutlich nicht mehr oder weniger zum Infektionsgeschehen bei als andere Bevölkerungsgruppen", heißt es dazu auch in einem offenen Brief des LEB an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). "Sie können sich aber – bekanntermaßen – infizieren und eine Infektion auch weitergeben." Oft sind laut LEB Grund - und Hauptschulen auf einem Areal, so dass die Gruppen schwer voneinander zu trennen sind. In den Hauptschulen gebe es aber Klassen mit bis zu 30 Schülern, in denen die vorgegebene Distanz voneinander kaum einzuhalten sei. Gleiches gelte für die vollen Schulbusse.

Die meisten Lehrerinnen und Lehrer befürworten in einer Online-Umfrage ihres Dachverbands VBE zwar Präsenzunterricht. Von allen Schularten insgesamt hatten sich 55 Prozent der mehr als 1000 befragten Lehrkräfte für einen flächendeckenden Präsenz- und 45 Prozent für Wechselunterricht ausgesprochen, teilte der Verband am Montag mit. Eine große Mehrheit der Befragten (86 Prozent) ist demnach aber für die eigene Entscheidung der Schulen. Die Lehrkräfte wurden vom 30. November bis zum 6. Dezember 2020 befragt.

GEW-Landeschefin Monika Stein wies darauf hin, dass in vielen Familien die Lernbedingungen nicht optimal seien. Gerade für diese Kinder sei es sinnvoll, im Rahmen eines Wechselmodells eine Betreuung während der selbstständigen Arbeit an Aufgaben anzubieten. Dies könne in einem Raum der Schule, eines Vereins oder der Stadt geschehen. Die Nutzung der Räume müsse vom Land finanziert werden.

Wegen aus ihrer Sicht mangelhafter Dialogbereitschaft des Kultusministeriums wollen SPD, GEW und LEB einen Runden Tisch aus der Taufe heben. Alle am Schulwesen Beteiligten sollten dabei eine längerfristige Planungsperspektive für den Schulbetrieb in der Pandemie erarbeiten. Das Ministerium wies die Kritik zurück. Man bemühe sich generell um eine transparente und frühe Kommunikation.