Das letzte Lebenszeichen

Frau aus Leimen erkannte Bruder auf historischem Foto

07.05.2015 UPDATE: 08.05.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 5 Sekunden

Frau aus Leimen erkannte Bruder auf historischem Foto

Speyer/Leimen. (dpa) Das letzte Mal gesehen hat sie ihn, als sie acht Jahre alt war: Seit dem Zweiten Weltkrieg ist der Bruder von Margarete Blättel verschollen. 1944 kam der 17-Jährige noch einmal zu seiner Familie, die vor dem Krieg aus Ostpreußen zunächst nach Heidelberg und dann in den Schwarzwald geflohen war. Danach hat die Leimenerin nie wieder etwas von ihm gehört.

Umso überraschter war sie, als ihr 2012 zweimal kurz hintereinander ein historisches Foto in die Hände fiel, auf dem sie ihren Bruder Bruno erkannt hat. Kurz vor Weihnachten sah sie es auf einem Buch-Cover abgedruckt, einige Wochen später in der "Neuen Post", wie sie der Rhein-Neckar-Zeitung 2012 berichtete. Die RNZ wählte besagtes Bild, das über die Nachrichtenagentur DPA verbreitet wird, in der heutigen Ausgabe als Tagesthemabild. Blättels Bruder ist der Junge ganz links.

Blättels Tochter, Corina Mück aus Speyer, rief sofort bei der "Neuen Post" an, als sie das Bild sah. "Dass wir wahrscheinlich kein Lebenszeichen mehr von ihm bekommen werden, das ist uns allen klar. Aber für meine Mutter wäre es so wichtig, wenigstens etwas darüber zu erfahren, was mit ihrem Bruder passiert ist."

Das Foto zeigt junge deutsche Soldaten nach ihrer Gefangennahme. Wo, wann und von wem das Foto aufgenommen wurde, ist allerdings nicht bekannt. Auch Experten können Margarete Blättel bei der Suche nach ihrem Bruder nicht weiterhelfen. Der Historiker Felix Römer von der Uni Mainz sagt, ohne zusätzliche Informationen zu dem Foto könne man nur spekulieren, wo es aufgenommen worden sei: "Das Bild könnte in der Normandie, an der italienischen Front oder auch auf deutschem Reichsgebiet entstanden sein, doch für eine solche Aussage bräuchte man weitere Informationen über die Entstehungszeit."

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