Hopp: "Man kann mit Freunden Geschäfte machen"

Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp steht ohne Wenn und Aber zu Spielerberater Roger Wittmann  

14.11.2012 UPDATE: 14.11.2012 07:18 Uhr 4 Minuten
Hopp: "Platz sechs halte ich für möglich!"

Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp steht ohne Wenn und Aber zu Spielerberater Roger Wittmann

Dietmar Hopp, Mäzen und Beiratsvorsitzender der TSG 1899 Hoffenheim, hat am späten Montagabend bei einem von ihm selbst einberufenen Fantreffen Spielerberater Roger Wittmann verteidigt. Er sehe "keine Gefahr für Hoffenheim". Manchem Anhänger seien die Augen aufgegangen: "All diese Märchen aus Schalke, Kaiserslautern, Waldhof (über Wittmann, Anm. d. Red.). Ich habe es hier im Golfklub erlebt: Die ganze Spitze von Schalke war da – und sie um- armten den Roger Wittmann, sie sind allerbeste Freunde. Es ist vieles leider erlogen und erfunden. Ich bin sehr gut mit Clemens Tönnies (Schalker Aufsichtsratschef, Anm. d. Red.) befreundet. Man sagt mir, dass Roger Wittmann ausgezeichnete Arbeit geleistet hat und mit dazu beigetragen hat, dass Schalke heute so dasteht." Die enge Beziehung zwischen Hopp und Wittmann sorgt seit längerer Zeit für Diskussionsstoff, Fußballexperten befürchten einen zu großen Einfluss auf die Entscheidungsstrukturen des jungen Bundesligavereins. Im RNZ-Interview stellt Hopp seine Sicht der Dinge dar und erklärt, warum ihn die Veröffentlichung eines stern-Artikels "Kein Märchen mehr" (Ausgabe Nr. 45 vom 31. Oktober) über Hoffenheim geärgert hat.

Herr Hopp, auf Ihren Wunsch hin wurde die Fanveranstaltung im Audimax der SAP durchgeführt. Was sind denn Ihre zentralen Eindrücke und Erkenntnisse?

Hopp: Es war meine Anregung, ein solches Treffen zu veranstalten, weil es Irritationen, Missverständnisse und kaum noch kontrollierbare Spekulationen gab, die aufzuklären waren. Meine Eindrücke sind: es war richtig und wichtig, weil durch falsche und verzerrte Berichterstattung die Fans sehr verunsichert waren. Ich hoffe sehr und habe das positive Gefühl, dass die Fans Roger Wittmann und mir das abgenommen haben. Schade, dass schon wieder Unsinn verbreitet wird, indem man berichtet, ausgewählte Fans seien eingeladen gewesen. Die Wahrheit ist, dass alle Fanklubs eingeladen waren.

Haben sich die Fans getraut, tiefgreifende Fragen zu stellen?

Hopp: Ja, das haben sie, es war ja auch Sinn und Zweck der Veranstaltung. Das würde jetzt viel zu weit führen, alle Fragen aufzugreifen, aber schwerpunktmäßig gingen fast alle an Roger Wittmann, der die kursierenden Klischees in meinen Augen korrigieren konnte.

Sie haben den stern-Artikel, der Mitauslöser für die Fanveranstaltung war, in unserer Zeitung als "infamen Bericht" bezeichnet. Was stimmt alles nicht?

Hopp: Als infamen Bericht habe ich ihn in der RNZ (Ausgabe vom 7. November, Anm. d. Red.) bezeichnet. Ich stehe dazu, das war nämlich ‘unterste Schublade‘ des Schreibers Wigbert Löer. Bezeichnend, dass er seinen Beitrag nicht von mir, den er ja interviewte, autorisieren ließ – er wusste warum ...

Wenn es aus Ihrer Sicht so ist, warum ziehen Sie nicht juristisch gegen das Hamburger Magazin zu Felde?

Hopp: Da hätte ich schon mit vielen Blättern vor Gericht ziehen müssen. Vielleicht wäre das richtig, um das hemmungslose Treiben einzudämmen. Traurig, dass man so ungeniert Unwahrheiten verbreitet. Ich klage nicht, weil ich damit nicht meine Nerven strapazieren möchte. Sollte das als Einladung ausgelegt werden, noch dreister zu werden, kann sich das aber schnell ändern.

Sie haben vor den Fans Entwicklungen der letzten Jahre bei 1899 Hoffenheim aufgezeigt. Betont, dass Roger Wittmann Ralf Rangnick 2006 empfohlen und mit seinen Spielertransfers Flops wie etwa Ryan Babel, Wellington, Simunic oder Zuculini finanziell ausgeglichen habe. Steht allein deshalb Roger Wittmann und seine Agentur "ROGON" so hoch im Kurs?

Hopp: Wittmann hat, um jeglichen Missverständnissen vorzubeugen, nicht Ralf Rangnick geholt, sondern diesen überzeugt, dass die TSG eine gute Alternative sein könnte. Und die Ergebnisse, die Roger Wittmann uns bislang gebracht hat, sind ja schon einmal ein respektables Resultat. Aber wir schauen in die Zukunft und die TSG-Verantwortlichen wissen, dass man nur dann weiterkommt, wenn man mit den Besten der Branche zusammenarbeitet – und da gehört Roger Wittmann ohne Zweifel dazu.

Vor allem die Verpflichtungen von Wiese, Chris, Schröck, Malbasic sorgten für Irritationen, sowie die Vertragsverlängerungen für Salihovic und Weis um stolze vier Jahre. Wer hat die Erstgenannten verpflichtet? Und warum bekamen Salihovic und Weis solch komfortable Laufzeiten angeboten?

Hopp: Dazu gibt es viel zu sagen, aber diese Spieler hat Markus Babbel verpflichtet und keiner kann ihm daraus einen Vorwurf machen. Salihovic und Weis sind unsere Aufstiegshelden und werden hoffentlich bald wieder in der Mannschaft sein. Tim Wiese ist ein überragender Torwart, der uns weiterbringen kann. Schröck hat in Fürth stark gespielt und sollte sich finden. Wenn bei einem Dutzend Spielern im Kader, die 22 Jahre oder jünger sind, ein Führungsspieler gebraucht wird und Markus in Chris diesen gesehen hat, dann ist es nicht fair zum jetzigen Zeitpunkt das zu kritisieren. Zudem ist es schade, dass über ein Talent wie Malbasic, der sich noch entwickeln wird, vorschnell geurteilt wird, wahrscheinlich nur, weil er ein Spieler von Wittmann ist. Außerdem hätte Roger Wittmann problemlos Salihovic und Weis transferieren können und dabei viel mehr Geld verdient. Wie sollen sich die Spieler fühlen, wenn sie ständig an die Wand gestellt werden.

Kann ein Freund von Ihnen und ein Fan der TSG, wie Sie selbst über Roger Wittmann sagen, gleichzeitig Spielerberater oder letztlich gar mehr für einen Bundesligaklub sein? Entsteht da nicht automatisch eine Interessenskollision?

Hopp: Für die SAP wäre es schade gewesen, wenn man mit allen Menschen, die mit mir oder anderen Verantwortlichen befreundet waren, nicht hätte zusammenarbeiten können. Oft entstehen Freundschaften aus Geschäftsbeziehungen, die man dann doch nicht abbricht. Ich bin davon überzeugt, dass man sehr wohl, auch im Fußball, mit Freunden Geschäfte machen kann. Und im Übrigen haben wir eine Zusammenarbeit mit sehr vielen Spielerberatern.

Wohin muss die Reise der TSG in nächster Zeit gehen. Haben Sie den Eindruck, dass Markus Babbel allseits im Verein über Vertrauen verfügt, auch wenn sich das Team im letzten Drittel bewegt?

Hopp: Ich kann das allseitige Vertrauen nicht beurteilen, kenne aber keinen TSG-Verantwortlichen, der kein Vertrauen in Markus Babbel hat, unabhängig vom Tabellenstand.

War es klug, dass Babbel vor der Saison über das Ziel Europa League geredet hat?

Hopp: Ist das nicht ein Bumerang-Effekt? Große Ziele zu haben und diese auch zu verkünden, halte ich nicht für falsch, sondern eher für mutig. Hätte er von permanenter Abstiegsgefahr gesprochen, hätte man ihm Tiefstapelei angedichtet. Wer keine Ziele setzt, erreicht auch nichts, deshalb unterstütze ich diese Strategie von Markus.

Sie fliegen demnächst nach Florida. Können Sie da mal richtig vom Bundesliga-Zirkus abschalten?

Hopp: Die Bundesliga gefällt mir – die schaue ich mir auch in Florida an. Was ich allerdings nicht vermissen werde, ist der Medien-Zirkus.

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