Froh, dass es in der Krisenzeit so gut läuft und kein Umsatzrückgang zu erwarten ist: „Radsport Peter Brand“- Inhaberin Nastassja Brand (r.) und Werkstattleiter Claudio d’Arrigo. Foto: A. Dorn
Von Agnieszka Dorn
Wiesloch/Walldorf. Schon die britische Rockband "Queen" hat mit ihrem Song "Bicycle Race" Ende der 1970er-Jahre das Fahrradfahren angepriesen, rund 40 Jahre später ist das Fahren auf dem Rad nach wie vor beliebt. Seit einigen Jahren gibt es sogar einen wahren Fahrradboom, der durch die Coronakrise noch verstärkt wurde. Die RNZ hat sich im Walldorfer Fahrradgeschäft "Tari Bikes" und im "Radsport Peter Brand" in Wiesloch umgehört, wie sie den Aufschwung des Geschäfts erleben.
Beide Geschäfte sind mit Reparaturen auf Monate ausgebucht, wie leer gefegt ist seit der Coronakrise auch der Mountainbike-Markt: Bis zum Herbst bekommt man schätzungsweise keine neuen Mountainbikes mehr, berichten die Geschäfte. "Wir haben am Tag rund 150 Fahrradreparaturen", sagt Kazem Tariwerdian, der Inhaber von Tari Bikes. Das sei schon gewaltig, pro Tag schaffe es Tari Bikes, zwischen 20 und 30 Räder zu reparieren – je nachdem, was gemacht werden müsse. Um das Ganze zu stemmen, wurde das Personal aufgestockt.
Dennoch ist bis Oktober oder gar November der Terminkalender in Hinblick auf Reparaturen dicht. Kleinere Reparaturen wie Schlauchwechsel beim Platten, schiebt das Fahrradgeschäft zwischenrein, aber auch da beträgt die Wartezeit mehrere Tage. "Es ist unglaublich, wie hoch das Aufkommen seit dem Lockdown ist", so Kazem Tariwerdian. Die zu reparierenden Fahrräder würden sich geradezu "stapeln".
Mit dem Lockdown, der damit einhergehenden Schließung der Fitnessstudios und Zwangspause aller Vereine, gab es einen wahren "Run" auf sämtliche Fahrradgeschäfte. Zwar mussten auch diese schließen, die Werkstätten blieben aber offen. In der Zeit wurde so manch alter verstaubter Drahtesel aus dem Keller geholt, der Jahre oder sogar bis Jahrzehnte nicht bewegt wurde. Generell wurde in dieser Zeit einfach alles erneuert: von Bremsen über Schläuche bis hin zu den Klingeln.
Während der Corona-Zwangspause durfte die Werkstatt des Fahrradgeschäfts Tari Bikes in Walldorf geöffnet bleiben. Inhaber Kazem Tariwerdian (im Bild rechts) zusammen mit seinem Team. Foto: A. DornMit der Öffnung der Geschäfte ging der Boom dann richtig los. "Bei uns wurde sämtliches Radzubehör fast leergekauft", berichtet Kazem Tariwerdian. Auch der Verkauf der Fahrräder schoss in die Höhe, die Umsatzeinbußen während der Zwangsschließung holte Tari Bikes schnell wieder rein. Generell sei in der Frühlingszeit viel los, weil die Kunden ihre Fahrräder nach der Winterpause durchchecken lassen, so Tariwerdian, besser sei es im Herbst oder Spätwinter zu kommen, weil die Wartezeit dann kürzer sei.
Ähnlich sieht es beim Radgeschäft Peter Brand in Wiesloch aus. Auch hier ist der Werkstattkalender bis Mitte September voll, bis dahin gehen rund 700 Reparaturen über die Bühne. "Auch wir schieben kleine Reparaturen wie Schlauchwechsel zwischenrein", sagt Inhaberin Nastassja Brand. Wie bei Tari Bikes beträgt hier die Wartezeit dafür ebenfalls mehrere Tage. Um die große Nachfrage bewältigen zu können, stockte auch Peter Brand das Personal auf, allerdings bedarf es, wie in jedem anderen Beruf auch, einer Einarbeitungszeit. "Bis volle Arbeit geleistet werden kann, dauert auch mal zwei oder drei Monate", so Nastassja Brand. Zudem hat das Fahrradgeschäft nicht ausreichend Arbeitsstationen, um die momentane Nachfrage zu decken.
Das soll sich jetzt ändern, denn wie Nastassja Brand berichtet zieht das Fahrradgeschäft um, nämlich auf das Gelände gegenüber dem Florapark Wagner. Allerdings muss das neue Gebäude erst noch gebaut werden. Verläuft alles nach Plan, können die Brands ihr Geschäft 2022 dann dort eröffnen. Genau wie in Walldorf wurde auch das Wieslocher Fahrradgeschäft während und kurz nach dem Lockdown nahezu gestürmt. Repariert wurde alles vom Fahrradlicht bis hin zum E-Bike Motor. Hier ging ebenso der Verkauf von Fahrrädern nach nach der Corona-Zwangsschließung erst richtig los. Die Familie und Mitarbeiter kamen mit der Arbeit fast nicht hinterher, Überstunden fielen an – und das nicht wenige.
"Natürlich sind wir sehr froh, dass es in der Krisenzeit so gut läuft und wir vom Umsatzrückgang nicht betroffen sind", sagt Nastassja Brand dankbar. Auch hier holte das Geschäft den Umsatzverlust schnell wieder rein. Gekauft wurden neben E-Bikes Fahrräder aller Arten – außer eben Mountainbikes-Bikes. Insgesamt ist Nastassja Brand sehr zufrieden und betont: "Es ist toll, dass Menschen sich für`s Radfahren begeistern und Zeit in der Natur verbringen."