Zwei, die sich musikalisch blind verstehen: die Pianistin Olivia Trummer und die Flötistin Hadar Noiberg beim Finale ihrer Tournee in der Festhalle des PZN. Foto: Pfeifer
Wiesloch. (hds) Die Zugabe entführte die Besucher im voll besetzten Festsaal des PZN nach Rio de Janeiro, zuvor hatte das Duo Olivia Trummer am Flügel und Hadar Noiberg mit ihrer Querflöte bereits über den Abend hinweg mit Werken aus ihrem Debütalbum "The Hawk" begeistert. Es war eine Mischung aus impulsivem Groove und Jazz-Elementen, kombiniert mit einem verspielten Ausflug in Popgefilde und angereichert mit orientalischen Klängen, die den konzertanten Auftritt der Künstlerinnen zu einem Erlebnis werden ließen. Für die in Stuttgart geborene Olivia Trummer war das Treffen mit Hadar Noiberg im Vorjahr in Berlin eher ein Zufall. Der Funke sprang jedoch über und beide entdeckten musikalisch und menschlich gleich einen Einklang, den man in gemeinsamen Auftritten umsetzen wollte. "Wir sind hier in Wiesloch zum Abschluss unserer Tournee", erzählte Olivia Trummer, "also ein ganz besonderer Auftritt für uns hier und heute."
Der fordernde Flügel, die damit harmonierende Querflöte, die sich im Gleichklang vereinenden Instrumente und der Hauch der melodischen Beschwingtheit sowie die beeindruckenden Soli der Künstlerinnen ergaben durchweg ein beeindruckendes Erlebnis. Die raschen Rhythmuswechsel, um dann wieder den Swing fordernd und doch mit Leichtigkeit ins Spiel zu bringen, und die Verschmelzung verschiedener Musikrichtungen zu einem einheitlichen Klangbild: Man hatte das Gefühl, das Duo sei bereits seit Jahren zusammen. Hadar Noiberg, mit israelischen Wurzeln und seit einigen Jahren in New York lebend, wechselte im Verlauf des Abends mehrfach ihr Instrument (Altflöte und C-Flöte) und verlieh so den jeweiligen Stücken mit ihrer individuellen Interpretation einen Hauch von Melancholie, um dann wieder forsch aufzuspielen. Beiden gelang es, die Zuhörer auf eine emotionale Reise mitzunehmen.
Später blieb es Olivia Trummer, die im März dieses Jahres den Jazzpreis des Landes Baden-Württemberg erhalten hatte, vorbehalten, den Beatles-Song "Here comes the Sun" sanft, leise und doch ausdrucksstark und mit einer liebenswerten Leichtigkeit umzusetzen. Es war keine Kopie des Klassikers, eher ein Beweis für ihre eigenständige Ausdrucksweise. Noiberg übernahm mit der Flöte mehr als nur die Begleitung, ließ Variationen einfließen und mischte Kantiges mit hörbar Zärtlichem.
Der Abend war geprägt von vorlauten, auch mal witzigen Passagen, um dann, gerade bei den orientalischen Anklängen, fast wieder (an)klagend zu wirken. Es war ein Ausflug in die Gefühlswelt der beiden Protagonistinnen, die mit ihren jeweiligen Instrumenten zu verschmelzen schienen. Hinzu kam bei einigen Stücken die begleitende Stimme Olivia Trummers, die damit das Klangbild ausweitete. Szenenapplaus bei vielen Passagen war die Folge.
Bei dem letztjährigen Treffen in Berlin sollte zunächst ein Versuch gestartet werden, ob ein Duo-Projekt möglich sein könnte. Es wurde mehr daraus. Ein Auftritt auf der schwäbischen Alb wurde glücklicherweise mitgeschnitten und so der Grundstein für das erste Album "The Hawk" gelegt. Der Titel ("Der Falke") belegt eindrucksvoll das Ansinnen der Künstlerinnen: ein wenig Unberechenbarkeit, Edelmut, Angriffslust und Ausdauer.
Mit allzu überschwänglichem Lob, zumal aus ganz subjektiver Sicht, sollte man zurückhaltend sein. Sei’s drum: Es war großartig und die Veranstalter haben mit der Verpflichtung des Duos ein glückliches Händchen bewiesen. Die beiden "Falken" dürfen und sollten wiederkommen.