Kahlschlag oder gezielter Eingriff? Aus Sicherheitsgründen plant die Stadt Wiesloch, Bäume am Hummelberg in Schatthausen, auf dem Gelände des Motorsportclubs, zu fällen. Der Naturschutzbund befürchtet das Schlimmste. Foto: Pfeifer
Von Sebastian Lerche
Wiesloch. Der Wieslocher Naturschutzbund (Nabu) befürchtet einen "Kahlschlag", und das in einem eigentlich schützenswerten Waldstück, das ohnehin durch intensive Nutzung stark gelitten habe. So drückt es der Nabu-Vorsitzende Christoph Aly aus, der harsche Kritik an den Plänen der Stadt übt, in den nächsten Wochen Rodungen am Hummelberg in Schatthausen, auf dem Gelände des Motorsportclubs (MSC), durchzuführen.
Die Sicherheit stellt Meinrad Singler von der Stadtverwaltung in den Vordergrund: Im Waldstück dort haben zahlreiche Bäume ihm zufolge Schaden genommen – Fichten wegen Hitze und Trockenheit der vergangenen Jahre, Eschen wegen der Pilzkrankheit, die das "Eschentriebsterben" auslöst.
An Straßen oder Wegen müssten abgestorbene Bäume gefällt und beschädigte beschnitten werden, betont Singler. Der Schutz der Menschen – der MSC nutzt das Gelände für den Trialsport – "kann nicht mit anderen Dingen abgewogen werden, nur ausgeglichen". Er räumt ein, dass es nicht bei einigen wenigen Fällungen bleibe, von "Kahlschlag" könne aber auch keine Rede sein.
Vielmehr versuche man, in Zusammenarbeit mit dem Forstamt, "den Eingriff so klein wie möglich zu halten", so Singler. Wo üblicherweise keine Menschen unterwegs seien, könne man tote Bäume sich selbst überlassen. Revierleiter Bernhard Lang bereite alles vor, daher "wissen wir den genauen Umfang der Arbeiten noch nicht" und daher seien die zu fällenden Bäume auch noch nicht gekennzeichnet worden.
Zudem gebe es derzeit Überlegungen, wie man den Wald durch Nachpflanzungen wieder aufwerten könnte. Gesucht würden "klimastabile" Arten, die mit den zunehmenden Hitze- und Trockenheitsphasen zurechtkommen. Man sei sich bewusst, hebt Meinrad Singler hervor, dass das Gebiet schützenswert sei und sich nahe dem MSC-Gelände das "flächenhafte Naturdenkmal Hummelberg" befinde, "dort brütet der Uhu".
Des Weiteren sei wohl unvermeidlich, dass der MSC sich mit seinem Trainings- und Turnierbetrieb etwas zurücknehme und sich auf die allernötigsten Flächen beschränke, damit der Wald nicht stärker in Mitleidenschaft gezogen werde. Doch wies Singler darauf hin, dass sich gerade wegen der Nutzung durch den Menschen dort "ein Mosaik verschiedener Lebensräume" entwickelt habe, das artenreich und hochwertig sei. Das gelte es selbstverständlich so weit wie möglich zu erhalten. Der Nabu habe seine Unterstützung angeboten, so Singler, eine Zusammenarbeit sei sicher für alle von Vorteil. Und: "Noch ist ja nichts gefällt."
"Lippenbekenntnisse bringen nichts": Christoph Aly argwöhnt, dass die Stadt sich erst jetzt so einsichtig zeigt: nämlich nachdem er Einspruch angemeldet hat. "Die haben keinen Plan, und den fordere ich ein." Er habe Hinweise aus dem Schatthausener Ortschaftsrat erhalten, der sich bei den Rodungs-Plänen nicht wohlfühle. Zwar seien die Bäume noch nicht gekennzeichnet, doch ein Unternehmen sei bereits mit den Fällungen beauftragt worden.
Aly erklärt: Von 500 Festmetern Holz sei die Rede – was Meinrad Singler der RNZ gegenüber nicht bestätigte – und das komme einer kompletten Rodung einer Fläche von über einem Hektar gleich. "Den Wald dort plattmachen: Dagegen setzen wir uns vehement zur Wehr."
Die zu fällenden Bäume müssten zeitnah markiert werden, "damit jedermann sich von der Notwendigkeit überzeugen kann", und eine Rodung dürfe erst erfolgen, wenn auch die Aufforstungspläne feststehen, fordert Aly. "Die Walderhaltung ist eine Pflichtaufgabe. Klimaschutz und Artenvielfalt müssen Vorrang haben."
Eigentlich sollte der Nabu generell in derartige Vorhaben der Stadt einbezogen werden, findet Christoph Aly: "Wir brauchen eher mehr als weniger Wald."