Auf der Anlage des Wieslocher Tennisclubs ist jetzt ein Padel-Court in Betrieb gegangen. Die aus dem südamerikanischen Raum stammende Sportart mischt Tennis und Squash, bietet Anfängern schnell Erfolge und Profis spannende Erlebnisse. Foto: Pfeifer
Von Hanna-Cosima Gleis
Wiesloch. Der gelbe Ball saust über das hüfthohe Netz und schlägt gegen die Glaswand am Ende des Feldes. Dann dopst er auf den Boden und kann entspannt angenommen und übers Netz gelupft werden. Dieser Ballwechsel ereignete sich, als ich vor Kurzem die neue Padel-Anlage in Wiesloch getestet habe.
Padeln ist eine neue Trendsportart aus dem südamerikanischen Raum. Die hier noch recht unbekannte Sportart ist eine Mischung aus Tennis und Squash und eignet sich besonders gut für Anfänger, da der Schläger kleiner und handlicher ist als ein Tennisschläger.
Ich selbst habe noch nie Tennis gespielt, trotzdem sind mir gleich zu Beginn einige Ballwechsel mit Thomas Sprinckstub gelungen: "Das wäre dir beim Tennis nicht so ergangen.", erklärte der Betreiber der neuen Wieslocher Anlage beim Tennisclub Wiesloch (TC). "Die Kräfte, die auf einen großen Schläger einwirken, sind schwerer zu kontrollieren." Außerdem hatte ich einen weiteren Vorteil: Wenn ich den Ball beim ersten Schmetterschlag nicht annehmen konnte, durfte ich abwarten, bis er von der Scheibe wieder abgeprallt war, und erhielt so eine zweite Chance, den Ball übers Netz zu schlagen.
In Spanien ist Padeln schon jetzt sehr beliebt, nach Fußball die zweitbeliebteste Sportart, und auch in Deutschland ist sie langsam im Kommen. Ein Hindernis für Padelbegeisterte ist, dass es in Deutschland im Moment erst sehr wenige Anlagen gibt, auf denen man spielen kann. Das fand auch ein Freund von Thomas Sprinckstub: Der Bundesligaspieler aus Reilingen habe ihn gefragt, ob er nicht einen Tennisclub in der Nähe kenne, damit der Weg zum nächsten Padel-Court nicht so weit sei. So kamen die beiden Anlagenbetreiber Thomas Sprinckstub und Martin Wynaendts van Resandt erst auf die Idee, beim Wieslocher TC nachzufragen, ob dort ein Platz angegliedert werden könne – bei Tennisplätzen sei die Infrastruktur für einen Court genau richtig.
RNZ-Mitarbeiterin Hanna-Cosima Gleis im Selbsttest: Padeln kann anstrengend sein, macht aber viel Spaß. Foto: Pfeifer"Der TC war von unserer Idee sofort angetan, also verpachteten sie uns einen Teil ihrer Fläche, auf der mein Partner und ich den Court bauen konnten.", berichtet Stefan Sprinckstub. Vor vier Wochen wurde der Platz fertiggestellt und Mitte September in Betrieb genommen. Seitdem können Interessierte den Platz entweder über die TC-Homepage www.tcwiesloch.de oder über padel.ebusy.de buchen, dafür ist es nicht nötig, Mitglied im TC zu sein, auch wenn Mitglieder bei der Buchung eine Vergünstigung erhalten. Ein Elektroschloss sei noch geplant, so Sprinckstub, mit dem die Gäste in Zukunft mit einem Code den Court selbst aufschließen können.
Neben der Schlägerlänge und gewissen Regeln erkannte ich weitere Unterschiede zu Tennis: Der Platz besteht aus Kunstrasen, der mit Quarzsand verstärkt wird. Man kann Tennisschuhe oder ganz normale Sportschuhe tragen. Profispieler können auf dem Platz taktisch rutschen, wie mir Sprinckstub erklärte. Außerdem ist der Ball minimal weicher als beim Tennis, aber als Laie erkennt man keinen Unterschied. Der Platz kann ganzjährig genutzt werden, sofern es nicht gerade regnet oder schneit. Tennisplätze hingegen können im Winter nicht bespielt werden. Auch Dunkelheit ist kein Hindernis, denn die Wieslocher Anlage verfügt über Flutlichter, die den Platz hell erleuchten.
Ich fand es angenehm, dass das Netz tiefer hängt: Gerade am Anfang ist es sehr frustrierend, wenn der Ball häufig ins Netz geht, hier aber kann das nicht so schnell passieren. Im Gegensatz zu Tennis gibt es kein Einzel, man spielt immer im Doppel. Und im Gegensatz zum Squash wird das Schlagen gegen die Wand taktisch eingesetzt, ist aber nicht ausschließlich möglich, man benötigt immer auf beiden Seiten des Feldes Spieler. "Padelspieler sind meiner Erfahrung nach sehr gesellig", berichtet Sprinckstub. Deswegen sei es auch geplant, demnächst regelmäßig "After-Work-Padeln" anzubieten, bei dem man andere Spieler kennenlernen und Teams bilden kann.
Beim Spielen habe ich schnell gemerkt, dass Padeln eine lockere Sportart ist, die Spaß macht. Wir konnten uns beim Spielen auch bequem unterhalten, was den Sport entspannter und kurzweiliger gemacht hat. Ich hatte als Anfängerin ohne Vorkenntnisse schnell Erfolgserlebnisse, da der Ball durch den kompakten Schläger leicht zu treffen ist und Ballwechsel ohne Wettkampfgedanken möglich sind. Obwohl wir nur zum Spaß gespielt haben, war es in der Sonne doch ziemlich anstrengend, da man auch mal übers zehn Meter breite und 20 Meter lange Feld rennen muss, um den Ball zu erreichen. Irgendwann sind wir dann in den Schatten ausgewichen. Vor allem, wenn man um Punkte spielt, steigt der Anstrengungsfaktor. Dennoch lohnt es sich, den Court am besten selbst auszuprobieren.