Ralf Zwanziger (2. v.l.) führte (v.r.) Kulturministerin Susanne Eisenmann, Landtagsabgeordneter Karl Klein sowie die Walldorfer Bürgermeisterin Christiane Staab und den St. Leon-Roter Bürgermeister Alexander Eger (4. v.l.) durch das Förderzentrum. Foto: Busse
St. Leon-Rot. (tt) "Ich bin beeindruckt. Das ist eine interessante Einrichtung für die Region, aber auch für ganz Deutschland mit einem einzigartigen Charakter", sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) bei ihrem Besuch im Förderzentrum für Mädchen- und Frauenfußball des Vereins "Anpfiff ins Leben" in St. Leon-Rot. Insgesamt 130 Fußballerinnen der TSG Hoffenheim werden dort bei der Vereinbarkeit von Bildung und Leistungssport unterstützt. Im Gespräch mit den Spielerinnen Laura Dick, Fabienne Dongus, Franziska Harsch und Tabea Waßmuth interessierte Eisenmann, wie gut die Zusammenarbeit mit den Schulen funktioniere.
"Die vielen Kooperationspartner und Ausbildungsmöglichkeiten waren für mich ausschlaggebend, hierher zu kommen", berichtet die 26-jährige Fabienne Dongus, die derzeit Wirtschaftspädagogik studiert. Der Zuschnitt sei im Zentrum deutlich individueller als anderswo. Das bestätigt auch die 17-jährige Laura Dick, die ihr Fachabitur in einer Schule mit Leistungssportler-Zug in drei statt zwei Jahren absolvieren kann. Sarah Böser, Laufbahnbegleiterin Schule bei Anpfiff ins Leben, berichtete von der guten Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Gymnasium in Östringen, das ein Sport- und G9-Profil hat. Das sei wichtig, denn "überwiegend streben die Spielerinnen das Abitur an", sagte Böser.
Die Nähe zu den Universitäten Mannheim und Heidelberg sei ein Vorteil für die Hoffenheimer Spielerinnen, erklärte Lena Forscht, Laufbahnbegleiterin Beruf bei Anpfiff ins Leben. Allerdings gebe es an den Universitäten kein Fördersystem für den Sport. "Man ist immer auf den guten Willen der Dozenten angewiesen", so Forscht. Eisenmann kennt das Problem: Vor Kurzem habe sie Gespräche mit Olympiateilnehmern geführt, die für die Vorbereitung ihre Freisemester in Anspruch genommen haben. "Nun hat sich Olympia wegen Corona verschoben und sie haben keine Freisemester mehr", sagte Eisenmann. Deshalb wolle sie mit dem Wissenschaftsministerium daran arbeiten, den Sport so an der Universität zu integrieren, damit beides nicht zu kurz komme.
Schon in der Schule legten immer mehr Eltern Wert darauf, Schule und Leistungssport zu verbinden. "Man kann ja nie wissen, wie lange eine Leistungssportkarriere möglich ist", so Eisenmann. Weil die Spielerinnen im Frauenfußball nicht so viel verdienen wie ihre männlichen Kollegen, sei eine gute Ausbildung umso wichtiger. "Damit die Karriere auch nach der Fußballkarriere noch weiterläuft", so Forscht.
Franziska Harsch, die gerade Grundschullehramt studiert, nutzte die Gelegenheit, um Eisenmann auf ihr bevorstehendes Referendariat anzusprechen. "Dort gibt es keine Kooperation für Leistungssportler", so Harsch. Sie müsse sich deshalb wahrscheinlich zwischen Sport und Schule entscheiden. Mit einem Augenzwinkern gab ihr Eisenmann eine Jobzusage und versprach, sich diesen Sachverhalt genauer anzuschauen. "Vielleicht kann man da was strecken oder flexibler gestalten."