Von Ulrika Lawinger-Erhard
St. Leon-Rot. Eigentlich hatte der St. Leon-Roter Gemeinderat gerade keine guten Nachrichten zur aktuellen Finanzlage gehört. Trotzdem zögerte man nicht, dem VfB St. Leon einen Zuschuss für wichtige Sanierungsarbeiten von fast 100.000 Euro zu gewähren. Das Vereinsleben sei wichtig, waren sich Rat und Verwaltung einig, Jung und Alt sollte ermöglicht werden, sich sportlich zu betätigen, und es sei löblich, dass der VfB trotz der Coronakrise und der damit verbundenen Probleme eine derartige Großinvestition in seine Sportanlagen starte. Und ohne diese Sanierung sei kein Spielbetrieb möglich.
Der Gemeindezuschuss beträgt das übliche Drittel der Investition. Dass der VfB also 300.000 Euro in die Hand nehmen will, war für die RNZ Grund genug, das Gespräch zu suchen. Der Vorsitzende Helmut Lawinger und Platzwart Roman Heger mussten weiter ausholen, um die Details zu erläutern.
Das Sportgelände des VfB St. Leon liegt außerhalb der Gemeinde an der Kronauer Straße 110 direkt am Wald und ist über die Umgehungsstraße und die Straße An der Autobahn durchs Gewerbegebiet am Sport- und Kulturzentrum Harres gut zu erreichen. An Sportflächen stehen den zirka 800 Mitgliedern ein Hauptspielfeld im Ensinger-Stadion mit Naturrasen, ein hochmoderner Kunstrasenplatz sowie zwei Neben- und Trai-
ningsplätze mit Naturrasen zur Verfügung. Zu alledem gibt es noch eine 400-Meter-Aschenbahn und ein Beachvolleyballfeld. Die Sportflächen werden von den beiden Seniorenmannschaften sowie Jugendmannschaften des VfB St. Leon und den Damen- und Mädchenteams von 1899 Hoffenheim für Training und Spielbetrieb genutzt.
Seit einem Jahr ist das Hauptspielfeld nicht mehr in optimalen Zustand und kaum bespielbar. Seit September 2019 konnte kein Verbandsspiel von den Herren- oder Damenmannschaften mehr auf dem Hauptspielfeld ausgetragen werden, da die Verletzungsgefahr als zu hoch eingeschätzt wurde.
Auch die Beregnungsanlage wird saniert. Foto: Lawinger-ErhardDas Rasenhauptspielfeld wurde vor zirka 29 Jahren in Betrieb genommen. Der alte Untergrund – rote Erde – wurde damals bestmöglich, aber nicht restlos, entfernt. Durch die intensive Benutzung des Rasenhauptspielfeldes muss der Rasen durch eine Beregnungsanlage sehr gut bewässert und gepflegt werden. Im Jahr 2016 wurde festgestellt, dass die versenkbare Bewässerungsanlage auf dem Rasenplatz in die Jahre gekommen und in der Funktion stark eingeschränkt ist. Laut dem Vorsitzenden plante der VfB in den Wintermonaten zunächst, die Versenk-Regner, und zum Jahresende 2017 die Ventile im Versorgungsschacht auszutauschen. Die Maßnahme wurde mit überschaubaren Kosten von rund 6500 Euro angesetzt.
Durch die beauftragte Firma jedoch, Fachleute, die auch den Golfclub St. Leon-Rot betreuen, wurde allerdings festgestellt, dass die Steuerungsleitungen lecken und die Magnetventile nicht mehr ordnungsgemäß funktionieren. "Aufgrund des Alters der Beregnungsanlage, so Roman Heger, "war es nicht mehr möglich, Ersatzteile für die Ventile zu beschaffen." Ein Mitarbeiter der damit befassten Firma war er der Meinung, dass die Maßnahme in einem Gesamtpaket repariert werden muss, um eine gute Bewässerung für den Rasenplatz zu erreichen.
Außerdem wurde noch festgestellt, dass der Wasserdruck nicht ausreicht, was zu alledem noch den Einbau einer neuen Wasserdruckerhöhungsanlage erforderte. Bemerkbar machte sich dies auf dem Rasenplatz durch viele braune, ausgetrocknete Stellen: Die Beregnung erreichte nicht mehr die gesamte Spielfläche.
Der nächste Tiefschlag: Der Rasen sei nicht mehr dauerhaft instand zu halten, hieß es: Die Drainage sei defekt und müsse erneuert werden. Für die komplette Erneuerung der Beregnungsanlage auf dem Rasenplatz musste der VFB damals mit Gesamtkosten von 30.000 Euro rechnen. Auch damals schon, in der Sitzung vom Februar 2019, war der Gemeinderat gerne bereit, den 33-prozentigen Zuschuss zu gewähren.
Vor Inangriffnahme im September 2019 musste der Verein jedoch eine weitere Hiobsbotschaft hinnehmen. Aufgrund der starken Regenfälle und der großen Wasserpfützen wurde ein Wurmbefall des Rasenplatzes festgestellt, der den Spielbetrieb unmöglich machte. Bei starkem Regen stünden die Spieler zurzeit teilweise "bis zum Knöchel im Wasser", sagt Platzwart Heger. "Auf der einen Seite des Platzes ist dann Moor, auf der anderen Seite Steppe." Zudem leidet die Fläche durch die "Regenwurmhaufen" sehr, ist nicht mehr eben, weshalb das Feld nicht bespielbar war.
Roman Heger (li.) und Helmut Lawinger vom VFB St. Leon zeigen die Probleme auf, wegen denen die Sportanlage saniert werden muss. Foto: Lawinger-ErhardEine Umgestaltung der gesamten Rasenfläche mit neuer Drainage und Bewässerungsanlage ist laut der VfB-Vorstandschaft unumgänglich, wenn man in den nächsten Jahren auf dem Platz Fußballsport betreiben will. Wünschenswert ist zudem die Grünumwandlung der Aschebahn, die vor vielen Jahren für den Schulsport und den Volkslauf benötigt wurde, aber heute nicht mehr benutzt wird. Die Entwässerung dieser Bahn ist an vielen Stellen an den Betonkanten beschädigt und bei kräftigem Regen fließt das Wasser nicht mehr ab.
Im Nachgang erwog der Verein sodann noch ein zusätzliches Kunstrasenfeld und die Verlegung des Sportplatzes über die Aschebahn hin zum Clubhaus. Jedoch wurde diese Idee bedingt durch die Aufwendungen von rund einer halben Million Euro, die gerade inmitten der Coronakrise nicht zu stemmen sind, aufgegeben. Man reduzierte die Pläne auf die Minimalanforderungen zum Aufrechterhalten des Trainings- und Spielbetriebs.
Gemäß Kostenvoranschlag der ausführenden Firma, die ebenfalls viele Arbeiten auf dem Golfplatz ausführt, beläuft sich die Komplettsanierung des Hauptspielfelds, die Eigenleistungen des Vereins eingerechnet, auf insgesamt knapp 300.000 Euro. Zum Gemeindezuschuss von 99.000 erhält der VfB einen Zuschuss vom Badischen Sportbund, der allerdings auf rund 80.000 Euro gedeckelt ist. "Was wir können, machen wir selbst", so Helmut Lawinger, der hofft, dass viele Mitglieder des Vereins tatkräftig diese Maßnahme unterstützen und viel Eigenleistung mit einbringen
Die Sanierungsmaßnahme soll, wenn alles rund läuft, Ende September in Angriff genommen werden.