Mit einer knappen Mehrheit wurde Norbert Knopf als Landtagskandidat von den Grünen gewählt. Seine Mitbewerberin Gabriela Lachenauer wird Zweitkandidatin. Foto: Theo Vetter
Von Sophia Stoye
St. Leon-Rot. Mit einer knappen, aber absoluten Mehrheit von 51,9 Prozent hat sich Norbert Knopf als Direktkandidat der Grünen für die kommende Landtagswahl bei der Nominierungsversammlung am Donnerstagabend im Harres in St. Leon-Rot durchgesetzt. Seine Gegenkandidatin und Wieslocher Stadträtin Gabriela Lachenauer erhielt 25, Knopf 27 Ja-Stimmen von den insgesamt 52 Wahlberechtigten. Lachenauer und Knopf hatten schon zuvor ihre Bewerbungen um das Landtagsmandat im Wahlkreis Wiesloch schriftlich eingereicht, spontane Bewerber gab es am Abend der Wahl keine.
"Am 20. Juli 2011 fing alles an: Ich und ein paar Weitere gründeten an einem Abend in meinem Keller den St. Leon-Roter Ortsverein der Grünen. Ausschlaggebend war damals der geplante Bau der Umgehungsstraße", blickte Knopf in seiner Bewerbungsrede auf seine Anfänge bei den Grünen zurück. "Die Umgehung blieb aber leider im Landesverkehrswegeplan – so blieb auch ich." Dementsprechend setzte sich Knopfs politische Karriere fort: 2014 wurde er in den St. Leon-Roter Gemeinderat gewählt, ist seitdem Fraktionssprecher und seit 2017 im Vorstand des Kreisverbands Kurpfalz-Hardt tätig.
Hauptberuflich arbeitet er bei der AOK Baden-Württemberg im Bereich der Krankenhausabrechnung, deshalb ist für ihn klar: "Es muss zukünftig eine flächendeckende ärztliche Versorgung geben", erklärte Knopf. In Zukunft müsse es auf der Landes- und Bundesebene gelingen, bestehende Arzt-Standorte zu erhalten und die Qualität ärztlicher Versorgung zu sichern. "Aufgrund meines Berufes kann ich mich hier gut in Stuttgart einbringen", betonte er.
Des Weiteren will der Diplom-Chemiker und Sozialpädagoge punktuelle Verbesserungen der Verkehrssicherheit erreichen, schrittweise den Verkehr auf Fahrräder und E-Mobilität umstellen und innerorts eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde einführen. In Sachen Schulpolitik hat der zweifache Vater vor, sich für den Ausbau von Gemeinschaftsschulen einzusetzen, und fordert eine Erneuerung des Lehrplans. Außerdem will sich Knopf für das Konzept der "Free Fridays" starkmachen. Dabei haben Schüler jeden Freitag vier Stunden frei, um in der Wirtschaft, in Kommunen oder Einrichtungen wie Altersheimen verschiedene Projekte zu starten und sich so außerhalb des Schulgebäudes weiterzubilden. Und Knopfs Forderungen gehen weiter: "Wir können die Schullandschaft nicht in jeder Gemeinde autonom planen. Hier müssen sich mehrere Gemeinden zusammentun. Gleichzeitig brauchen wir jedoch für jede Gemeinde ausreichende finanzielle Mittel, um die Schulen dauerhaft zu betreiben."
"Wenn wir in Zukunft eine verantwortungsbewusste Jugend haben wollen, dann müssen wir weiterhin in Bildung investieren", erklärte auch Gabriela Lachenauer. So fordert die alleinerziehende Mutter mehr Angebote der Ganztagesbetreuung und Chancengleichheit für alle Kinder, auch aus bildungsfernen Schichten. "Es gibt viele Themen wie der Populismus oder die Umweltkrise, die Schule muss die Kinder darauf vorbereiten und auch mal durch Projekte draußen das Interesse für die Themen wecken, die wichtig im Alltag sind", so Lachenauer weiter. Außerdem wolle sie sich für eine paritätische Verteilung von Parlamentsmandaten einsetzen und fordert somit eine Landeswahlrechtsreform.
Bei der anschließenden Abstimmung setzte sich Knopf mit zwei Stimmen mehr gegen Lachenauer durch und wird somit als Direktkandidat der Grünen für die Landtagswahl 2021 im Wahlkreis Wiesloch antreten. Bei seiner Vorstellung hob er immer wieder seine kommunalpolitischen Erfolge wie beispielsweise die Bezuschussung des Sozialtickets in St. Leon-Rot hervor. Seine thematischen Schwerpunkte will er im Stuttgarter Landtag auf die Verkehrs- und Energiewende sowie auf den Klimaschutz setzen. Gabriela Lachenauer wurde mit 48 Ja-Stimmen, drei Enthaltungen und einer Nein-Stimme zu Norberts Knopfs Ersatzkandidatin gewählt. Für diesen Posten gab es keine weiteren Bewerber.
Was die Landtagswahlen im nächsten Jahr angeht, ist sich Knopf sicher: "Wir müssen raus an die Wählerinnen und Wähler und Überzeugungsarbeit leisten. Aber wir werden – da bin ich mir sicher – das Direktmandat für Wiesloch wieder zurückholen."