Am liebsten schneidet und föhnt Ehab Farhan die Haare seiner Kundinnen und Kunden. Der Friseurgeselle hat seine Ausbildung im Friseursalon Centmaier abgeschlossen. Foto: Galina Hecker
St. Leon-Rot. (stoy) "Ich habe vor ihm noch nie einen männlichen Azubi gehabt", erzählt Friseurmeister Gerd Centmaier, Inhaber des gleichnamigen St. Leon-Roter Friseursalons, über Ehab Farhan.
Der 26-Jährige hat inzwischen seine Ausbildung zum Friseurgesellen in Centmaiers Salon beendet und wurde übernommen. "Ich will aber auf jeden Fall noch meinen Friseurmeister machen", merkt Farhan an. Jetzt arbeite er aber erst einmal weiter als Friseurgeselle, um noch etwas praktische Erfahrung zu sammeln.
Der 26-Jährige kommt ursprünglich aus dem Irak und gehört einer Minderheit im nahen Osten an, den Mandäern. In seiner Heimat absolvierte er das Abitur, 2015 kam Farhan dann nach Deutschland. "Ich habe erst ein Jahr lang Deutsch gelernt, eine Freundin hat mir dann den Beruf als Friseur vorgeschlagen", erklärt er. Zuvor, also auch in seiner Heimat im Irak, habe er nichts mit dem Beruf zu tun gehabt.
Zunächst fing Farhan als Praktikant bei Centmaier an, berichtet der Friseurmeister, bis er im Oktober 2017 schließlich als Auszubildender eingestellt wurde. Der 26-Jährige war außerdem nicht nur der erste männliche Azubi Centmaiers, sondern auch der erste Geflüchtete, den der Friseurmeister ausgebildet hat.
"Als ich ihn eingestellt habe, wollte ich eigentlich keine Lehrlinge ausbilden", erklärt der Saloninhaber. " Ich habe ihn dann trotzdem eingestellt, weil ich gesehen habe, was für ein Talent Ehab hat." Die Anfänge seien zwar etwas schwierig gewesen, vor allem wegen der Sprachbarriere, das habe sich aber relativ schnell gelegt.
Im Rahmen seiner Ausbildung besuchte Farhan zwei Mal in der Woche die Schule, die restliche Zeit arbeitete er im Betrieb. "Er hat sich sehr bemüht, Deutsch zu lernen und in der Schule voranzukommen", meint der Friseurmeister. Aber vor allem die theoretischen Fachbegriffe seien ein Problem für Farhan gewesen: Viele Wörter waren dabei, von denen der Iraker zuvor noch nie gehört hatte. "Die kannte ich teilweise auch nicht, weil vieles neu dazugekommen ist", so Centmaier. Aber das Theoretische spiele für den Saloninhaber ohnehin keine so große Rolle, "die Noten sind mir egal, wenn ich sehe, dass die Geschick haben". Und das treffe auf den 26-jährigen Friseurgesellen eindeutig zu.
Dennoch sei die Sprache in dem Beruf sehr wichtig, betont der Saloninhaber, schließlich wolle man sich ja mit den Kundinnen und Kunden unterhalten. "Wir reden hier auch viel Dialekt, das versteht er inzwischen auch ganz gut", sagt Centmaier schmunzelnd.
Abgesehen von den anfänglichen Sprachproblemen ist dem Saloninhaber zufolge noch eines schwierig gewesen: "Zu uns kommt vor allem Stammkundschaft, da war es etwas schwierig, sie an den neuen Friseur zu gewöhnen." Zumal Centmaier altersbedingt immer weniger arbeite, in spätestens zwei Jahren will der Friseurmeister in Rente gehen. Als der 26-Jährige im St. Leon-Roter Salon anfing, habe die Kundschaft trotzdem größtenteils positiv reagiert, erinnert sich Centmaier. "Nur eine Kundin ist gegangen, die hat sich an seiner lockeren Art gestört." Farhan jedenfalls fühlt sich wohl bei seiner Arbeit: "Ich finde, das ist ein sehr schöner Beruf", sagt er.