Das Walldorfer Rathaus. Foto: Armin Rößler
Von Sebastian Lerche
Walldorf. Mehrere große "Player" haben sich in Walldorf angesiedelt, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass die SAP hauptverantwortlich ist für die außerordentlich hohen Steuereinnahmen der Stadt. Wie es aussieht, wenn die Stadt ihre Erwartungen deutlich herunterschraubt, zeigte der Haushaltsplan fürs laufende Jahr, im vergangenen Dezember eingebracht: Mit 120 Millionen Euro erwartet man zwar immer noch vergleichsweise hohe Gewerbesteuereinnahmen, aber weitaus weniger als in den Vorjahren.
So rechnet Walldorf für das Jahr 2020 mit Gewerbesteuereinnahmen von 225 Millionen Euro – auch dank der Corona-Hilfen von Bund und Land. Die belaufen sich auf 45 Millionen Euro. Das hatte Kämmerer Boris Maier bei der Einbringung des Haushaltsplans für 2021 erläutert: Die Hilfsgelder belaufen sich auf 20 Prozent der durchschnittlichen Steuereinnahmen der letzten Jahre, 200 Millionen sind also in Walldorf nicht die Ausnahme.
Und Walldorf ist ins erste Corona-Jahr auf einem sehr komfortablen finanziellen Polster gestartet: In der Jahresrechnung 2019 verzeichnete Kämmerer Maier Rekordwerte bei der Gewerbesteuer: Mit gut 246 Millionen Euro war es der "höchste Wert" jemals und mehr als 86 Millionen über dem Planansatz. "Beruhigende Werte", hatte Maier bemerkt. Das Vermögen der Stadt ist inzwischen ähnlich beeindruckend, nähert sich laut der 2019er Rechnung nämlich der Milliardenmarke: In der Bilanz sind unter anderem Sachwerte von knapp 300 Millionen und Finanzmittel von 606 Millionen ausgewiesen, der Gesamtbetrag liegt bei über 928 Millionen Euro.
Für die Bürger schlägt sich dieser Wohlstand in niedrigen Gebühren und günstigen Nutzungsbedingungen für gemeindeeigene Einrichtungen nieder, für Unternehmen im niedrigen Gewerbesteuer-Hebesatz. Auch konnte Walldorf in den vergangenen Jahrzehnten massiv in seine Infrastruktur investieren, hohe Millionenbeträge flossen in den letzten Jahren in den Bau der Astoria-Halle, in die "Neue Soziale Mitte" mit Grundschule, Kindergarten sowie Kinderkrippe, Sporthalle und Mensa, in den Bau des Ärztehauses an der Drehscheibe sowie ins neue Hallenbad. Walldorf ist auch für den Haushalt des Rhein-Neckar-Kreises eine wichtige Stütze: Etwa ein Viertel der Umlagezahlungen aus den 54 Städten und Gemeinden kommt aus der Astorstadt.
Zwei große Herausforderungen ergeben sich in dieser Erfolgsgeschichte. Bei knapp 15.000 Einwohnern, aber über 20.000 Arbeitsplätzen ist die Verkehrsbelastung enorm. Aufwendige bauliche Lösungen wie ein weiterer Autobahnanschluss und ein Bypass der größten, meistbefahrenen Kreuzung sind gewünscht, außerdem sieht der 2018 geschlossene Mobilitätspakt diverse kleinere Lösungen vor. Das Ganze läuft aber lange nicht so erfolgreich wie erhofft, zur Halbzeit hatte man nur 27 Prozent der vorgesehene rund 100 Maßnahmen umgesetzt oder gestartet.
Weiterhin ist der Bedarf an Wohnraum riesig und die Preise für Bauland und die Mieten sind hoch. Der Druck auf die Stadt, neue Wohnbaugebiete auszuweisen, ist groß: So ist die Erschließung des zweiten Bauabschnitts von "Walldorf-Süd" mit 8,3 Hektar in vollem Gange und der dritte Bauabschnitt ist schon avisiert – er stellt aber voraussichtlich Walldorfs letztes Neubaugebiet dar.