Von Armin Rößler
Dielheim. "Wir haben mehr als zwei Millionen Euro an Gewerbesteuer eingenommen", freut sich Dielheims Bürgermeister Hans-Dieter Weis über einen Einnahme-Rekord für die Gemeinde. "Das tut uns gut, denn es sind große Aufgaben zu stemmen." 2016 war in dieser Hinsicht das Jahr der wichtigen Weichenstellungen, in der herausfordernde Projekte wie die Sanierung der Leimbachtalschule oder die Neuausrichtung der gemeindeeigenen Wasserversorgung vorbereitet wurden, deren Umsetzung 2017 beginnen wird. Teils blieb es nicht nur bei den Vorbereitungen, sondern es fiel sogar schon, wie beispielsweise im Neubaugebiet Erlenbachwiesen in Balzfeld, der Startschuss.
Als "größte Herausforderung" bezeichnet der Bürgermeister die Sanierung und zeitgemäße Ertüchtigung der Leimbachtalschule. Die wird barrierefrei gestaltet, fit für die Gemeinschaftsschule gemacht und energetisch optimiert, daneben sind auch viele weitere Vorschriften wie beispielsweise im Brandschutz zu beachten. Dabei gab es schon im Planungsstadium einiges zu tun: Nachdem zunächst mit Kosten von zwölf Millionen Euro gerechnet worden war, konnten die reinen Baukosten auf 7,5 Millionen reduziert werden. Weitere Mittel werden beispielsweise für die Auslagerung von rund 400 Schülern während der Bauphase in ein Containerdorf fällig, sodass Weis insgesamt mit zehn Millionen an Aufwendungen rechnet, "ein gewaltiger Betrag", den die Gemeinde schultern müsse. "Natürlich werden wir verschiedene Zuschüsse beantragen und hoffentlich auch bekommen", sagt der Bürgermeister. "Wir wollen im Sommer loslegen", kündigt Weis an, allerdings könne es auch sein, dass man bis zum Winter warten müsse. Die Bauzeit wird auf rund 18 Monate prognostiziert.
Noch ist die finanzielle Situation der Gemeinde gut: Dielheim hat derzeit rund fünf Millionen Euro in seiner allgemeinen Rücklage, aber auch andere wichtige Aufgaben erfordern weitere finanzielle Mittel. Die Verschuldung konnte man in den vergangenen Jahren sukzessive senken, zum Jahresende 2016 beträgt sie 2,5 Millionen Euro, wird nun, so der Bürgermeister, aber wieder steigen.
Auch die Neuausrichtung der gemeindeeigenen Wasserversorgung wurde 2016 sorgfältig vorbereitet. Dielheim ist Mitglied des Zweckverbands Bodensee-Wasserversorgung geworden, wo bereits die Planungen begonnen haben, eine Förderleitung von Hoffenheim her zu verlegen. "Wir sind zuversichtlich, dass 2017 zumindest in den Ortsteilen schon das erste Bodensee-Wasser fließt", sagt Weis. Auf Dielheimer Gemarkung wird zudem ein neuer Hochbehälter gebaut, der die drei alten, die alle sanierungsbedürftig sind, ersetzen wird. "Wir gehen davon, dass der neue Hochbehälter 40 Jahre halten wird", erklärt der Bürgermeister. Er spricht von einem Gesamtinvestitionsvolumen in Höhe von fünf Millionen Euro, bereits zugesagte Zuschüsse (eine Million) und günstige Darlehen machen es nach seinen Worten "leichter, das Thema auf den Weg zu bringen". Vom Ergebnis sollen alle Bürger profitieren, sie können sich laut Weis "auf weicheres Wasser freuen".
Ein großer Schwerpunkt der Aufgaben im Jahr 2016 lag auf dem Ausbau der Kleinkindbetreuung. So hat der Anbau des Eckertsberg-Kindergartens 1,3 Millionen Euro gekostet. Damit habe man den vorhandenen Kindergarten "optimiert". Dieser war ursprünglich einmal viergruppig, was sich durch die geänderten Rahmenbedingungen in der Kinderbetreuung auf drei Gruppen reduzierte. Mit nunmehr durch den Anbau sogar fünf Gruppen sei der Kindergarten "optimal aufgestellt", so Weis. Ihn nicht noch größer zu machen - wie es im Gemeinderat durchaus kontrovers diskutiert wurde -, sei "absolut die richtige Entscheidung" gewesen. "Das ist alles quasi nebenbei durch unser Bauamt mit betreut worden", ist dem Bürgermeister das ausdrückliche Lob wichtig. Und die nächste Aufgabe steht in diesem Bereich schon an: die Erweiterung des Kindergartens in Balzfeld, die nicht zuletzt wegen des Neubaugebiets Erlenbachwiesen notwendig wird. Begrüßt werde aber auch, so Weis, dass dort durch den Anbau Barrierefreiheit geschaffen wird. Sobald die Zuschussbescheide vorliegen, will man loslegen, voraussichtlich im kommenden Sommer. "Wir wollen rechtzeitig fertig sein, wenn die ersten Neubauten in den Erlenbachwiesen stehen", sagt Weis.
Das Neubaugebiet enthält auf 6,2 Hektar 127 Baugrundstücke. Ein Drittel befindet sich in Privateigentum, den Rest hat die Gemeinde übernommen. Das investierte Geld fließt dank "reger Nachfrage" bereits zügig zurück: "Wir haben schon über 20 Grundstücke verkauft, weitere 20 sind fest reserviert und werden wohl im Januar und Februar protokolliert", berichtet der Bürgermeister. Im Neubaugebiet legt man unter anderem Wert auf eine zeitgemäße Breitbandversorgung - allerdings, so Weis, stört ihn persönlich, dass gleich drei verschiedene Anbieter Glasfaser verlegen, statt das gemeinsam zu tun. In Dielheim selbst habe man in dieser Hinsicht noch eine gute Versorgung, es werde aber eine mittel- bis langfristige Aufgabe sein, "Glasfaser in jedes Haus" zu legen. Dafür wird bei Kanalsanierungen mit der Verlegung von Leerrohren bereits vorgesorgt. Stichwort Kanalsanierung: Hier ist 2017 in Horrenberg die Zuzenhausener Straße an der Reihe, parallel wird auch die Wasserleitung ausgetauscht.
"Ein Highlight für die Ortsteile" war laut dem Bürgermeister die Eröffnung des Norma-Markts in Horrenberg, mit dem der "viele Jahre lang geäußerte Wunsch, dass es eine umfassende Nahversorgung gibt", erfüllt werden konnte. Nach Rücksprache mit dem Betreiber kann Weis berichten, dass auch dieser "sehr zufrieden" sei: "Es läuft sehr gut." Lebendig gestaltet sich auch die Partnerschaft mit St. Nicolas-de-Port und Lengyeltóti in Ungarn, wobei neben den schon traditionellen Kerwebesuchen zuletzt vor allem gegenseitige Besuche mit den französischen Freunden auf dem Programm standen: So hat die Musikschule Horrenberg-Dielheim mit über 50 Kindern, Jugendlichen und Lehrern zunächst in Frankreich, dann auch in Dielheim ein "schönes Konzert" gegeben, Weis würde sich über Fortsetzungen freuen. "Gerade die Partnerschaft mit Frankreich ist durch privates Engagement wieder schön aufgelebt", sagt er.
Neben großen Projekten werden im Lauf eines Jahres auch immer viele kleinere Dinge erledigt oder auf den Weg gebracht. So hat man beispielsweise in den Ferienzeiten in vielen Gemeindeeinrichtungen für Verbesserungen gesorgt, sei es für den Schallschutz in der Leimbachhalle oder die Heizung in der Friedhofskapelle. Es gab "ein tolles Ferienprogramm für die Kinder", ein Inklusionsprojekt vom Leimbachtal- und Tom-Mutters-Schule, um ein Parkdeck zu verschönern, oder einen gelungenen Ausflug für die Senioren, der zusammen mit dem Altenwerk der katholischen Kirchengemeinde durchgeführt wurde. Mit Pfarrer Heribert Leider, der seinen 75. Geburtstag feiern durfte, hat Dielheim einen neuen Ehrenbürger. Eins seiner Kinder ist der Weihnachtsmarkt, der sich dieses Jahr mit 17 Hütten über einen Rekord freuen durfte. "Wir haben hier ein schönes Miteinander", spricht Weis das ehrenamtliche Engagement vieler Bürger und Vereine an, was sich auch in "vielen gelungenen Festveranstaltungen" zeigte.
"Eine Herausforderung der Zukunft wird es sein, die Flüchtlinge unterzubringen", sagt der Bürgermeister. Sorgen bereitet ihm in diesem Zusammenhang, dass das geplante Bauvorhaben in der Rauenberger Straße "nicht aus den Startlöchern kommt", was vor allem an den Kosten hängt. 2017 rechnet die Gemeinde in der Anschlussunterbringung mit zwischen 65 und 72 Personen, die ihr zugewiesen werden, 56 leben bereits an verschiedenen Orten und in verschiedenen Gebäuden in der Gesamtgemeinde. "Hervorragend" setze sich der Arbeitskreis Asyl ein, das sei "ein tolles Engagement", so Weis. Auch die Gemeinde habe "Vorbildfunktion übernehmen" und beschäftige zwei Personen, ein Dielheimer Betrieb habe ebenfalls jemanden eingestellt.
Abgeschafft wurde 2016 mit einem Bürgerentscheid die unechte Teilortswahl. "Das Problem war aus meiner Sicht, dass viele Stimmen ungültig waren", blickt der Bürgermeister zurück. Nachdem die Gemeinde "im Großen zusammengewachsen" sei, sind seiner Ansicht nach "diese Beschränkungen nicht mehr notwendig".
2017 erwartet Hans-Dieter Weis vor allem auch "ein tolles Jubiläumsjahr", wird doch die 1250-Jahr-Feier begangen. Auftakt für die zahlreichen geplanten Veranstaltungen ist schon der Neujahrsempfang am 1. Januar, viele Vereine engagieren sich und ein großes Festwochenende steht Ende April an: mit Open-Air-Konzert (28.), Dorfabend (29.) und SWR 3-Elch-Party (30. April). Für Hans-Dieter Weis endet dann auch nach 15 Jahren seine Zeit als Dielheimer Bürgermeister, tritt er doch zum 1. Mai das Amt des Präsidenten der Gemeindeprüfungsanstalt Baden-Württemberg an. "Mir hat’s in Dielheim gefallen, ich hatte eine sehr schöne Zeit und Bürgermeister ist ein schöner Beruf", sagt Weis. Trotzdem freue er sich auf die neue Herausforderung, "für mich beruflich ein großer Schritt". Er kündigt aber an: "Wir werden weiter hier wohnen bleiben."