Martin Strein von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt an der Wildwarnanlage der B 292. Foto: Schattauer
Helmstadt/Aglasterhausen. (schat) Zaungäste der besonderen Art fanden sich an der Bundesstraße 292 ein. Mit Kamera und Mikrofon ausgerüstet, schaute ein Team des SWR-Fernsehens vorbei, um sich ein Bild von einer landesweit nach wie vor einzigartigen Einrichtung zu machen. Im Fokus des Interesses und der Kamera: die Wildwarnanlage, die seit 2006 an der B 292 dafür sorgt, dass die Verkehrsteilnehmer sicher weiterkommen und Wildtiere unbeschadet die viel befahrene Strecke queren können. In der Sendung "Marktcheck" soll das Pilotprojekt (nach wie vor die einzige Anlage dieser Art im Land und eine von gerade mal drei bundesweit) beleuchtet werden, am 12. Dezember ist die Ausstrahlung des Beitrags eingeplant.
SWR-Moderator Thorsten Link und dessen Team zeigten sich beim Dreh vor Ort ebenso interessiert wie unempfindlich: Gefilmt wurde direkt am Zaun bei der ersten "Übergangstrasse" für das Wild, unweit der Einmündung der L 590 auf die B 292. Strömender Regen und die dauerhafte Beschallung durch die ein paar Meter weiter nahezu ununterbrochen passierenden Autos und Laster störte die Fernsehmacher nicht wirklich. Die technische Ausrüstung mit Schirm vor allzu viel Nässe geschützt, tauschte sich der wetterfeste Marktcheck-Moderator intensiv mit Martin Strein von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt aus Freiburg aus. Der war schon bei der Konzeption und Installation der Wildwarnananlage dabei - und erläuterte Intention und Wirkung des Pilotprojekts.
Im Bundesstraßenabschnitt zwischen Asbacher Höhe und Aglasterhausen liegt ein echter Wildkorridor, das heißt, hier sind viele Wildtiere in Bewegung. Vor der Einrichtung der Anlage, zu der ein kilometerlanger Schutzzaun auf beiden Seiten der Straße gehört, waren Rehe, Wildschweine oder Füchse auch immer wieder auf der Fahrbahn im gesamten Abschnitt zu finden. Was dann auch zu Kollisionen mit Autos oder Lastern führte. Rund 30 Wildunfälle pro Jahr fanden sich im Schnitt in den Statistiken, kleinere wohl gar nicht mit eingerechnet.
Seit 2006 wechselt das Wild nicht mehr wild, sondern nur noch in zwei eingegrenzten Wechselzonen. Die wiederum sind mit Bewegungsmeldern überwacht. Und immer, wenn sich ein Wildtier der Straße nähert, schlägt die Anlage Alarm: Leuchttafeln am Straßenrand signalisieren Autofahrern unübersehbar, dass Wildwechselgefahr besteht und Tempo 50 angesagt ist. "Seit Inbetriebnahme der Anlage haben wir hier im Schnitt lediglich drei bis sieben Wildunfälle zu beklagen", verdeutlichte Martin Strein vor laufender Kamera, dass die Anlage durchaus wirkt. Dass dem Pilotprojekt bisher dennoch keine weiteren Anlagen gefolgt sind, liegt wohl an den Kosten. Die vom Bund getragene Installation von Anlage und Zaun kostete rund 400.000 Euro. Die Unterhaltung, um die sich der Fachdienst Straße des Landkreises kümmert, ist da mit 5000 bis 10.000 Euro jährlich vergleichsweise günstig.
Die Jungs von FD-Leiter Harald Steinbach, beim SWR-Dreh natürlich ebenfalls vor Ort, hatten dafür jüngst eine knifflige Aufgabe an der Wechselzone zu lösen. Dort schlugen die Bewegungssensoren nämlich allzu häufig und auch ohne tierischen Auslöser an. Die Fehlersuche nach dem Ausschlussprinzip war nach etlichen Tagen schließlich erfolgreich. Ein Sensor hatte sich verstellt und gab immer dann ein Signal in Richtung Leuchttafeln, wenn ein Lastwagen den Wechselbereich passierte. Inzwischen ist der Fehler behoben - gewarnt wird jetzt ausschließlich wieder vor Wild statt vor Lastern.
Info: Die Marktcheck-Sendung zum Thema Wildwechsel soll am kommenden Dienstag, 12. Dezember, 20.15 Uhr, im SWR-Fernsehen zu sehen sein.