Ein Bild vor einem Jahr: Monika Kalbrunner mit ihrem „Yaiko“, der als Held in ihren Wichtel-Geschichten verewigt ist. Jetzt ist der Yorkshire-Terrier gestorben. Foto: Christiane Barth
Waibstadt-Daisbach. (cba) Gläubig ist Monika Kalbrunner schon immer, doch zurzeit betet sie zehn Mal am Tag das Vaterunser. Die biblischen Worte helfen ihr, einen schmerzlichen Verlust zu verarbeiten. Ihr Hund "Yeiko" ist gestorben. Der Yorkshire-Terrier war sechs Jahre lang ihr treuer Begleiter und er ist der Titelheld ihrer Wichtel-Geschichten.
Die 72-Jährige ist den Tieren sehr verbunden. Ihre Liebe zu den Yorkshire-Terriern, die sie früher sogar züchtete, hat sie in eine kleine Fabel einfließen lassen, die sie vor vier Jahren herausbrachte. Zentrales Thema: Werte wie Liebe, Freundschaft, Mitgefühl und Treue. Selbst aufgelegt hat sie die Heftchen, lose gebunden, nichts Professionelles. Doch die liebevolle Machart des kleinen Büchleins gefiel Kindern wie Senioren gleichermaßen: Monika Kalbrunner las gerne vor, wenn sie im Kindergarten oder im Pflegeheim eingeladen war.
Ihre Begeisterung fürs Geschichtenschreiben verfolgte sie weiter. Kalbrunner arbeitete bereits vor zwei Jahren an einem weiteren Band, der voller tierischer Abenteuer war. Fertig ist er noch nicht, denn ihr Plan war, dass die Kinder, mit denen sie jetzt gemeinsam über Wichtels Reise fabulieren wollte, Ideen einbringen und so mit ihr die Abenteuer der sprechenden Tiere weiterverfolgen sollten. Dann aber kam Corona. Doch damit nicht genug: Es kam auch die bestürzende Nachricht des Tierarztes, dass "Yaiko" nicht mehr zu retten war. Es waren die Nebennieren. Jetzt hat der intelligente und zottelige Vierbeiner – eingebettet in einer Schuhschachtel – seinen Ehrenplatz im Garten gefunden, wo Monika Kalbrunner mehrmals täglich das Vaterunser betet. Das hilft ihr.
Als sie ihren treuen Verbündeten vor sechs Jahren in der Tierorganisation Ludwigshafen abholte, war dies der Beginn einer innigen Freundschaft. "Yaiko" wurde nicht in Deutschland geboren, erfuhr sie da, sondern war ein Findling aus Spanien. Sein Alter konnte man nur schätzen.
Einen weiteren Hund möchte sich Monika Kalbrunner nun nicht mehr zulegen. "Ich habe von Anfang an gesagt: ,Yaiko‘ soll unser Prinz bleiben." Zudem betont sie: "Ich bin ja nicht mehr jung. Da kann man nicht mehr so gut für einen Hund sorgen." Ihr Verantwortungsbewusstsein für Tiere ist groß: "Ich möchte nicht, dass mein Yorkshire-Terrier ins Tierheim abgegeben werden muss, wenn mit mir mal was ist."
Doch es gibt noch einen Grund, warum die Autorin mit dem riesengroßen Herz für Tiere jetzt, nach vielen Jahrzehnten, sich erstmals keinen zotteligen Nachfolger ins Haus holt: Sie kümmert sich auch um ihre 94-jährige, demenzkranke Mutter.
Noch trauert Monika Kalbrunner sehr. Doch sie erfährt auch viel Trost von Freunden und Nachbarn: "Das Mitgefühl, das mir entgegengebracht wird, berührt mich sehr." Es sei derzeit nicht einfach, alles zu verdauen, gesteht die Seniorin. Doch trotz der Tränen ahnt sie bereits, was ihr beim Trauerprozess helfen wird: das Schreiben. Sie will sich, sobald sie sich wieder etwas gefangen hat, hinsetzen und den roten Faden ihrer Wichtel-Geschichten wieder aufnehmen. Die Abenteuer von Papagei, Rottweiler, Kuckuck und natürlich Wichtel sollen weitergehen.