„Das Alter ist ja nur eine Zahl“, findet der 17-Jährige Jannik Hübner. Ursprünglich wollte er in zwei Monaten starten, um die Welt in einem einmotorigen Flugzeug zu umrunden. Nun startet sein großes Abenteuer voraussichtlich im kommenden Jahr. Foto: privat
Von Christian Beck
Sinsheim/Bad Rappenau. Alleine Autofahren darf er mit 17 Jahren noch nicht. Alleine fliegen aber schon. Jannik Hübner wollte als jüngster Mensch die Welt im selbst gesteuerten Flugzeug umrunden. Vieles dafür war schon vorbereitet, am 11. Juli sollte es losgehen. Doch aus dem Rekordversuch wird nichts – die Corona-Krise machte dem Schüler einen Strich durch die Rechnung.
Der Faszination des Fliegens erlag der junge Bad Rappenauer schnell: Mit 14 begann er mit der Ausbildung für den Segelflugschein beim Flugsportring Kraichgau. Die Runden über dem Wiesental und darüber hinaus verdiente er sich als Zeitungsausträger. Ab dem 16. Geburtstag durfte er alleine fliegen, ein Jahr später hatte er auch den Privatpilotenschein, mit dem er motorisierte Flugzeuge steuern darf. Doch für eine Weltumrundung reicht das nicht: "Damit darf ich nur bei schönem Wetter fliegen", erklärt der junge Pilot.
Wer dichte Wolken durchpflügt, muss unter anderem mit einem künstlichen Horizont und der Funknavigation unterwegs sein. Dazu braucht es eine Zusatzausbildung, "Instrument Rating" genannt. Rund 100 Theoriestunden und 50 Flugstunden umfasst sie, "wer schnell ist, schafft sie in drei Monaten", erläutert Hübner. Einen Monat vor seinem geplanten Aufbruch wäre er wohl fertig gewesen, es wäre noch Zeit geblieben, um das Gelernte zu verfestigen. Doch während der Corona-Krise waren nicht nur die Fahrschulen für Auto, Motorrad und Lkw geschlossen: Auch Flugstunden waren nicht möglich.
40.000 Kilometer in Richtung Osten: Auf dieser Route will Jannik Hübner die Welt umrunden. Grafik: privatZwei Wochen vor den Sommerferien hätte er aufbrechen dürfen, war mit dem Rektor des Hohenstaufen-Gymnasiums in Bad Wimpfen abgemacht. 70 Tage sollte seine Reise dauern, zum neuen Schuljahr wäre er wieder zurück gewesen. Das klappt nun nicht mehr. "Das ist extrem schade", sagt der 17-Jährige dazu. "Am Anfang war ich traurig, aber jetzt habe ich mich langsam damit abgefunden." Denn seine Weltumrundung will er trotzdem wagen, nur eben ein Jahr später. Zum Rekordhalter würde es ihm dann aber nicht mehr reichen.
Doch was sagen eigentlich seine Eltern zu seinen Plänen? "Mein Vater war schnell überzeugt", sagt Hübner. "Bei meiner Mutter hat es ein paar Wochen gedauert." Sicherheit stehe bei dem Trip ganz oben, betont er. Risikogebiete wird er nicht ansteuern. Zudem werde er ein Überlebenstraining an der Nordsee machen, das ihn zum Beispiel auf eine Notwasserung vorbereitet. Denn das kleine Flugzeug, eine einmotorige DA 40, schaffe es nicht nonstop über den Atlantik. Die Route sieht deshalb den Flug von Kanada über Grönland, Island und Schottland vor. Doch der junge Mann betont: "Ich war noch nie ein Draufgänger."
Und das Alter? "Das ist ja nur eine Zahl", findet er. Wirklich wichtig sei doch die persönliche Reife. Vieles gehe auch, wenn man noch nicht volljährig ist, hat er herausgefunden – auch ein Hotel zu buchen, sei möglich.
Dass er als jüngster Mensch die Welt umrunden wollte, war für Hübner "Mittel zum Zweck", sagt er. Denn die Reise ist teuer: Zwischen 100.000 und 130.000 Euro wird sie kosten. Einen Großteil davon trage die Stiftung von Carlo Schmid, der die Welt im Jahr 2012 als damals jüngster Mensch in nur 80 Tagen mit einem einmotorigen Flugzeug umrundete. Einen weiteren Teil hätten Sponsoren übernehmen sollen. Einige Zusagen hatte er schon. Ob diese sein Vorhaben auch nächstes Jahr unterstützen, weiß Hübner noch nicht.
Trotz aller Vorbereitungen und Sicherheitsmaßnahmen bleibt ein Restrisiko. Warum will der Schüler dieses Abenteuer auf sich nehmen? "Schon als kleines Kind habe ich Dokus über fremde Länder angeschaut", berichtet er. Für ihn sei früh klar gewesen: "Ich will die Welt sehen." Und ein kleines Flugzeug, das 2000 bis 2500 Meter über dem Boden fliegt, eigne sich gut dazu. "Beim Fliegen konzentriert man sich, hat eine super Aussicht. Und die Probleme bleiben am Boden." Das klingt sehr nach "Über den Wolken" von Reinhard Mey. "Stimmt", sagt Hübner. "Es ist aber wirklich so."
Info: http://rtw2020.de