Der Aufwand für den Betrieb der Badewelt in Sinsheim ist in Corona-Zeiten wesentlich größer als sonst. Foto: Christiane Barth
Von Christiane Barth
Sinsheim. Seit 22. Juni ist nach der dreimonatigen Corona-Zwangspause der Badebetrieb in der Sinsheimer Therme wieder möglich. Freie Bahn für Wasserratten und Badenixen? Nicht ganz. Der Besuch ist in das Korsett strenger Hygiene-Auflagen gepresst, die Nutzung der Einrichtung wurde corona-konform umstrukturiert, die Besucherzahlen sind limitiert, und die Eintrittsgebühren sind diesem ganzen Aufwand angepasst. Nun erreichte die RNZ-Redaktion die Beschwerde einer Besucherin aus Laudenbach, die sich über die aktuelle Preisgestaltung der Thermen- und Badewelt beschwert und in einer E-Mail schreibt, sie sei über die "deutliche Preiserhöhung erschrocken".
Der Eintritt ist seit dem 22. Juni nur über die Buchung von sogenannten Slots, Zeitfenstern, möglich. Mitreserviert wird nicht nur ein fest vorgegebenes, zeitliches Kontingent, sondern auch eine Liege, die für den Gast bereitgehalten und desinfiziert wird. Dies soll den Aufenthalt im Hinblick auf die Ansteckungsgefahr unter dem Diktat von Covid-19 besser reglementieren und gleichzeitig rekonstruierbar machen – im Falle einer Infektion. Liegen und Muscheln wurden "entzerrt", die Personalisierung des Liegeplatzes soll mögliche Viren auf Abstand halten.
Auch der Zeitraum des Check-ins ist klar vorgegeben, kann als Auswahl mehrerer Optionen auf der Internetseite der Therme angeklickt werden. So kann ein Paar für eine Relaxmuschel am Samstag in Vitaltherme und Sauna, beim Eintritt zwischen 19 und 19.30 Uhr, schon mal 105 Euro hinlegen. Will eine Einzelperson die Relaxmuschel in diesem Zeitraum haben, zahlt sie den gleichen Betrag. An einem Dienstag etwa zahlt eine Person, wenn sie zwischen 9.30 und 10 Uhr eincheckt, in die Sauna will und eine Einzelliege bucht, 43 Euro.
Das neue Besuchermodell sieht – anders als vor Corona – nur zwei Buchungszeiträume vor, die unter dem Titel "Früher Vogel" oder "Nachtschwärmer" beworben werden. Der Gast hat so nur eine Wahl: tagsüber von 8 bis 16 Uhr oder abends von 17 bis 23 Uhr, samstags bis 24 Uhr. In der Pause zwischen 16 und 17 Uhr werden in der gesamten Therme "zusätzliche Desinfektionsmaßnahmen" vorgenommen, heißt es auf der Website.
Die Besucherin aus Laudenbach spricht nun in ihrer E-Mail von "Wucher-Schwimmbadpreisen" und stellt diese in den Kontext von den derzeit vorherrschenden Arbeitszeitmodellen. "Ich denke, viele Personen mit Kurzarbeitergeld und Familien mit Kindern würden sich über Tipps freuen, wo man in diesem Jahr noch günstig schwimmen kann."
Das Unternehmen rechtfertigt sein aktuelles Preismodell mit den strengen Corona-Auflagen, einem neuen Buchungssystem, und wolle einen "Mehrwert an Komfort" sowie ein hohes Maß an Sicherheit und Verlässlichkeit bieten. "Wir sind uns der Verantwortung gegenüber unseren Gästen, unseren Mitarbeitern und der gesamten Metropolregion mehr als bewusst", teilt Marketingleiterin Julia Uhland mit, "wir alle müssen neue Wege gehen, alte Gewohnheiten über Bord werfen und uns an die neue Corona-Situation anpassen". Es sei nicht immer einfach, meint die Marketingleiterin, die "so unterschiedlichen Bedürfnisse aller Gäste zu stillen".
Mehr Komfort: Das bedeute, dass die Gäste – vor allem bei Stoßzeiten – nicht mehr Schlange stehen müssten, sondern sofort nach Eintreffen den Check-in durchlaufen können, da alles bereits über das Online-Buchungssystem erledigt wurde, inklusive Bezahlung. Außerdem würden die Einhaltung der Mindestabstände während des Besuches, die Nutzung eines reservierten und vorab desinfizierten Liegeplatzes während des gesamten Aufenthaltes und ein exklusives garantiert. Dies unter Einhaltung eines in enger Abstimmung mit den Behörden ausgearbeiteten Hygiene- und Sicherheitskonzeptes.
Aufgrund der Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg seien die maximalen Besucherzahlen außerdem klar vorgegeben und deutlich reduziert worden. Mit dem Besucheraufkommen sei man "in der aktuellen Zeit sehr zufrieden" Die "glücklichen Besucher" führen "mit einem Lächeln, entspannt und erholt wieder nach Hause", schwärmt die Marketingleiterin, die aber auch einräumt, die Corona-Verordnungen seien aus wirtschaftlicher Sicht kritisch zu betrachten: "Auch unser Unternehmen agiert momentan noch nicht im Bereich der Wirtschaftlichkeit", gesteht Uhland.
Das Feedback der Gäste, egal ob positiv oder mit Verbesserungsvorschlägen bestückt, nehme man gerne an, um "die Prozesse auch in diesen besonderen Zeiten ständig zu verbessern".