Sonnenbrillen, Barbie-Puppen oder MP3-Player: Daniela Kachel-Flach bietet feil, was wohl schon lange nicht mehr vermisst wird. Fotos: Christiane Barth
Von Christiane Barth
Sinsheim. Die Smartwatch kostete so viel wie ein Strafzettel fürs Falschparken, die Ray-Ban-Sonnenbrille ging für 20 Euro weg, der Milchaufschäumer war einer Frau noch fünf Euro wert: Gewühle bei der Versteigerung im Foyer des Rathauses - das Fundbüro öffnete sein Schatzkästlein.
Es herrschte Goldgräberstimmung. Neugierige, die zwischen Fußkettchen, Heimsicherheitskameras und City-Bikes nach leichter Beute fahndeten, drängten sich zwischen echten Jägern und Sammlern, die es auf Raritäten, Kuriositäten und Unikate abgesehen hatten. Wie etwa den Kaugummiautomaten. "Die haben mich ganz schön hoch geboten, aber ich hätte ihn bekommen, so oder so", meint ein siegreicher Sinsheimer, der das gute Stück für 36 Euro ersteigert hat und auch nur deswegen gekommen ist. Andere laden, nachdem der letzte Hammer gefallen ist, gleich mehrere Mountainbikes in den Kofferraum. Ob sie einen guten Fang gemacht haben? "Wir hoffen es", so das Pärchen, das damit kurz und knapp den Reiz der Veranstaltung ausdrückt. Denn wer mitbietet, lässt sich auch auf ein Wagnis ein: "Gekauft wie gesehen", lautet der Hinweis, der per DIN-A4-Zettel in Klarsichtfolie an den Warentischen klebt. Ob die Uhr, der MP3-Player, das Navi oder die elektrische Zahnbürste noch funktionieren, bleibt ungewiss. Das höchste Gebot zählt, dann heißt es zahlen, und zwar an die Stadtkasse. "1500 Euro kamen zusammen, wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden", verrät Monika Schnetzer, Leitern des Bürgerbüros.
Kein Risiko geht dagegen ein, wer für die Barbie-Puppe, den Knirps, die Fusselbürste oder das Boule-Spiel die Hand hebt. Verkauft wurde alles, was sich im Fundbüro so angesammelt hat, nicht mehr abgeholt wurde "und an dem auch der Finder kein Interesse mehr hat", erklärt Monika Schnetzer. Ein halbes Jahr liegen die Fundstücke auf Halde. Meldet niemand Interesse an, kommen sie unter den Hammer. Jahr für Jahr übrigens, mit einigen Ausnahmen. "Wir haben die Versteigerung auch schon mal ausfallen lassen", so Monika Schnetzer.
Die Fülle und Vielfalt der Dinge, die hier aufgelaufen sind, deutet darauf hin, dass es noch viele ehrliche Finder gibt. Doch wie kann es geschehen, dass sich eine ganze Warenpalette an Feuchtigkeits- und Antifaltencremes (originalverpackt) unter dem Angebot befindet? "Möglicherweise lassen manche unbeabsichtigt ihren Einkauf irgendwo stehen", vermutet Monika Schnetzer.
Wie es der Kaugummiautomat - ein handelsübliches Modell, das zu Zeiten vor kollektiven Ortskernsanierungen noch gerne an so mancher Hauswand stationiert war - ins Fundbüro geschafft hat, weiß Monika Schnetzer nicht mehr. An der H&M-Sonnenbrille aber klebt noch ein kleiner Merkzettel: "Aufgefunden bei der Badewelt." Für einen schlappen Euro war sie zu haben. Bei der Versteigerung der Fahrräder allerdings hieß es Nerven bewahren. Lag der Einstieg noch bei einem Euro-Wert im einstelligen Bereich, wurde bald in Zehnerschritten weitergeboten. Da stieg schnell aus, wer bis jetzt noch hastig mithielt. Ein Drahtesel, sichtlich überholungsbedürftig, erklomm schlicht durchs Handzeichen ein Preisniveau, bei dem so mancher passen musste. "Die Spanne ist riesig", stellt ein Beobachter am Rand der Traube, die sich um ein Trekking-Rad gebildet hat, fest.
Ob am Ende alles wegging? Vom Teddybär bis zum Handkreisel? "Das meiste schon, der Rest wird gespendet oder vernichtet", verrät Monika Schnetzer.